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Alt 31.10.2008, 12:05
Diva Diva ist offline
Erzherzog / Erzherzogin
 
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Zitat von Ongoing Guerillas Beitrag anzeigen
Ich habe ja einen 6 jährigen Ridgeback Mix...einen Jäger vor dem Herrn - aber ein reiner "Sichtjäger".
Das wichtigste war das Abbruchsignal oder "Superwort" im Training dagegen. Wir haben mit Deprivation (also hungrig zum gezielten Antijagdtraining) gearbeitet, um beim Training die Wertigkeit von Verstärkern zu erhöhen. Das kommt aber auf den Hundetyp an. Wenn Hunde aufgeregt auf jedes Geräusch, jede Bewegung, jede Veränderung reagieren, ist es sinnvoller, das Antijagdtraining "satt" anzugehen, da sie dann oft "ruhiger" sind (Niedigeres Stressniveau: Nicht nur die Ressourcen spielen eine Rolle, sondern auch die Verfügbarkeit verschiedener Nahrungsquellen und eben auch das Stressniveau, auf dem die Hunde leben).
Wenn du Futter nur als Ablenkung nimmst, gibst du Möglichkeiten aus der Hand, es für positives Verhalten an Wild als Belohnung einzusetzen. Bei
manchen ("futterverrückten") Hunden kann man ein "Anzeigen von Wild" mit einem Superleckerlie belohnen. Aber Vorsicht dabei...das muss richtig gemacht werden!

Die meisten Jäger (ich rede natürlich von Hunden) können beim Anblick von Wild, also in grosser Erregung, das Futter, das ihnen einfach so zur Ablenkung hingehalten oder in eine andere Richtung geschmissen wird, nicht mehr nehmen bzw. holen. Grundsätzlich funktioniert eine Ablenkung vom Wild bei einem richtigen Jäger kaum.
Ich würde das gewünschte Verhalten auch an der Schleppleine (Geschirr) so lange eintrainieren, bis du den Hund wieder sicher in den Freilauf entlassen kannst - und nur in einer sicheren Umgebung (weit einsichtig).

Auslastung in Form von Nasenarbeit ist für die Hunde schön und wichtig, hilft aber bei optischen Auslösern nicht wirklich weiter, jedenfalls nicht, wenn der Hund sich "die Jagd" schon zum "Hobby" gemacht hat. Ich kann aber natürlich nur von meinem Hund reden.
Vielleicht helfen eher "Reizanlagespiele"?

Ich empfehle dir das Buch "Antijagdtraining" von Pia Gröning.

Es dürfen grundsätzlich Rehe von Hunden noch nichtmal angehetzt werden! Gerade schwangere Tiere geraten dadurch in einen fürchterlichen Stress.
Wo Wild ist und wo die Gegend "uneinsichtig" ist, gehört der Hund an die Leine.
Natürlich darf man keine Wunder über Nacht erwarten.
Diva kann beides: Auf Sicht und per Geruch jagen. Sie war früher so hibbelig, dass im Gebüsch nur ein Windhauch die Zweige zu bewegen brauchte und sie war schon hin und weg. Sie scannte das Feld und die Wiesen ab, ob sie irgendetwas auffälliges sieht und war dann auch nicht mehr ansprechbar und zum weitergehen zu bewegen.
Deshalb übernahm ich soz. die Unterhaltung beim Gassi. Ich übte mit ihr UO, dann versteckte ich wieder irgendetwas und ließ sie suchen, dann rannte ich plötzlich in die andere richtung und belohnte sie überwschwenglich wenn sie mir hinterherrannte usw. Man muß schon ein bißchen Fantasie an die Sache herangehen. So kam sie jedenfalls gar nicht dazu "in Ruhe" ihrem Hobby nachzugehen. Am Ende des Spaziergangs war sowohl sie als auch ich total am Ende.
Mit der Zeit "erwartete" sie sogar dieses Entertainment und ich mußte mir immer neue Sachen ausdenken. Z. B. ein bißchen Agility mit den Dingen die halt da waren - über Baumstamm klettern oder durch Bäume Slalom laufen etc. Die Abstände, wo sie nur schnüffeln durfte wurden langsam immer verlängert. Wie gesagt, man darf keine Wunder erwarten und Rückschläge gibt es immer wieder.
Wenn Diva das Wild dann mal gesehen hat, war sie logischerweise extrem aufgeregt und mit nichts abzulenken. Sie zitterte am ganzen Leib und hechelte. Aber ich hatte sie soweit im Griff, dass sie stehenblieb und ich eben die Zeit hatte zu ihr zu gehen um sie anzuleinen. Dann mußte ich sie natürlich wieder von ihrem Streß herunterbringen. Ich habe ihren Namen gerufen und wenn sie nur Ansatzweise in meine Richtung geblickt hat, sie sofort belohnt. Manchmal dauerte es eine halbe Stunde bis wir wieder normal weitergehen konnten. Wir haben dann gleich wieder irgendein schönes Spiel angefangen. So dass sie ein schönes Erlebnis mit mir verband und die Rehe vergessen waren.

"Die meisten Jäger (ich rede natürlich von Hunden) können beim Anblick von Wild, also in grosser Erregung, das Futter, das ihnen einfach so zur Ablenkung hingehalten oder in eine andere Richtung geschmissen wird, nicht mehr nehmen bzw. holen. Grundsätzlich funktioniert eine Ablenkung vom Wild bei einem richtigen Jäger kaum."
Deshalb sagte ich ja, man muß schneller sein und das Wild vor dem Hund sehen. Wenn der Hund es mal gesehen hat, dann geht natürlich nix mehr....

"Auslastung in Form von Nasenarbeit ist für die Hunde schön und wichtig, hilft aber bei optischen Auslösern nicht wirklich weiter, jedenfalls nicht, wenn der Hund sich "die Jagd" schon zum "Hobby" gemacht hat. Ich kann aber natürlich nur von meinem Hund reden."

Kopfauslastung ist immer wichtig - egal was du da tust. Suchspiele, Reizangelspiele, Apportieren etc. oder eben Mantrailing.
Ich kann nur immer wieder wiederholen: Seit ich Mantrailing mache ist Diva ruhiger, ausgeglichener und handlebarer. Uns hats geholfen.
Hilft nur nix, wenn das Angebot nicht vorhanden ist.

Liebe Grüße

Karin
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mit Wasco, meinem Seelenhund (22.11.2003 - 01.10.2007) und Diva, die Grande Dame (27.06.2003 - 20.12.2014) im Herzen
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