Infos zu Merle:
http://www.hundezeitung.de/hundekunde/merle.html
http://www.ashgi.org/color/eyedefects.htm
http://blaue-hunde.de.tl/Home.htm
http://www.border-wiki.de/index.php/Merle-Gen#Weblinks
hier mal einige Zitate aus "Wegner - Kleine Kynologie":
S94
"Interessant ist ferner, dass jene ausserhalb der Norm, im BEreich männlicher Subfertilität gelegenen Werte aus Abb.21 (hohe Gehalte an morphologisch abweichenden Spermienformen) AUSCHSCHLIESSLICH von Tigerteckeln stammten, die in homozygoter ODER HETEROZYGOTER Form mit dem Merlefaktor behaftet waren. "
Entsprechend Wegner S121 ist nicht die Depigmentierung das Problem, sondern die Depigmentierung ist nur eine Art der Anomalie, was ja eigentlich auch logisch ist. Denn Pigment findet sich v.a. in speziellen Zellen, den Melanozyten. In den "Standardsinneszellen" dagegen nicht. Die Ursache für die entsprechenden Anomalien der Sinnes wurde zumindest bis Ende der 90er mit der Embryogenese erklärt. Melanozyten und Neurale Strukturen haben einen gemeinsamen rsp. direkt benachbarten Ursprung in der Neuralleiste.
"Kommen von einem Heterozygoten Genpaar beide nicht voll, aber teilweise zur Penetranz, spricht von unvollkommener oder partieller Dominanz bzw. intermediärem Erbgang. ..... Merlefaktor, von dem mit Einschränkungen gesagt werden kann, dass er dem unvollkommen domiannten Erbgang folgt. ..... mißbrauchte Defektgen bewirkt in einfahcer Dosis, k.h. bei Heterozygotie, eine regionale disperse Pigmentaufhellung, eben die besagte Tigerung, bei Homozygotie, d.h. in doppelter Dosis jedoch fast völligen Pigmentverlust sowie multiple Augen- und Ohrnanomalien, Mikrophtalmus, angeborene Katarakte und Iriskolobome und - dysplasien, sowie Degenerationen im Innenohr, oft Taubblindheit bei Weisstigern bedingend."
S.122
"Es gibt heute Beweise, dass auch bei HETEROZYGOTEN Tigern deletäre Effekte des Merlefaktors durchschlagen: Neben verbreiteter Heterochromia iridis (Anmerkung: Depigmentierung der Iris - sprich zweifarbige Augen) wurde schon früh über Seh- und Hörstörungen sowie Potenzschwierigkeiten bei Rüden berichtet ....
In heterozygoten Tigerteckeln mit einem Weissanteil des Integuments unter 50% kamen, ebenso wie bei Weisstigern Iris bicolor und Heterochromia irides, Fehlen des Tapetum lucidum, Retina-Pigmentarmut, Papillenanomalien und Ektasien episkleraler Gefäss zur Beobachtung, wenngleich nicht bei allen Tieren ..... und als klare Gendosiswirkungen des unvollkommen dominanten MErlefaktors interpretiert. Sie gehen einher mit mikroskopisch nachweisbaren Netzhautanomalien und Hornhautveränderungen und sind korreliert mit entsprechenden Abweichungen im Gehirn, d.h. an Sehbanen und Sehzentren. Abgesehen von vereinzelten Ektasien episkleraler Gefässe konten in 12 homozygot einfarbigen, gut pigmentierten, mit dem Merle-Faktor nicht behafteten Kontrolltieren keinerlei Normabweichungen registriert werden. "
S124
"... Tests auf Hörfähigkeite bei jenen Tieren zeigte sich, dass nicht weniger als 55% der Weisstiger und 37% der "normalen" Tigerteckel mit Hörverlusten geschlagen waren, die z.T. an Taubheit grenzten. ....... zugleich eine generell heraufgesetzte Jungtiersterblchkeit: Sie betrug in HEterozygoten 29%, in Homozygoten aber 47%".
"Denn, wenn eines deutlich wurde in all diesen Untersuchungen: Es gibt keine klaren Grenzen zwischen Homo- und Heterozygoten."
Nun gut, diese Untersuchungen wurden an Teckeln durchgeführt. Allerdings ist es mE doch sehr unwahrscheinlich, dass das gleiche Gen bei Teckeln auch bei Heterozygoten Probleme hervorrufen kann, während es bei anderen Rassen vollkommen unproblematisch ist.
Heterozygotie bedeutet, dass bei einem Hund am entsprechenden Genort auf den jeweiligen Chromosomen zwei verschiedene Allele befinden. Und durch diese Heterozygotie können Träger unerkannt bleiben. Auf diese Weise können sich Träger sowohl räumlich als auch mengenmässig weit verteilen.
Bsp. ein Rüde, der in Schweden geboren ist, ist Träger eines Defektallels. Dieser Rüde ist für diesen entsprechenden Genort heterozyogt, also nur Träger, nicht erkrankt. Da es immer wieder Leute gibt, die gern Cross Over Verpaarungen machen (aus welchen Gründen auch immer) kommt es dazu, dass dieser Träger Hündinnen in ganz Europa deckt. Eine Hündin in Deutschland, eine in Belgien, eine in Russland, eine in Polen, .... . Vielleicht auch 2 oder 3 in einem Land. Nachkommen aus diesen Würfen werden wiederum überallhin verkauft. U.a. die USA, Russland, Australien, usw. Daraus ergibt sich auf Dauer eine weite räumliche Verteilung und auch innerhalb einer Population eine recht häufige Verteilung, da idR gerade "Fremdblut" zumindest in der ersten Generation doch recht häufig in der Zucht eingesetzt wird.
Natürlich, in freier Natur würde das idR etwas anders aussehen. Zumindest hätten die Tiere da je nach Lebensraum gewisse natürliche Barrieren. Aber Hundezucht ist keine freie Natur.
Der Rüde aus Schweden ist übrigens KEIN konstruiertes Beispiel. Sondern leider traurige Realität. Ein weiterer Rüde in den USA ist dann z.B. Träger der gleichen Erbkrankheit. Seine Nachkommen werden auch in die ganze Welt verstreut. Im wahrsten Sinne des Wortes. Canada, Israel, Schweiz, Deutschland, Russland, .... .
Und jetzt kommt das Lustige (oder eigentlich auch nicht lustige). Die Leute denken, sie tun was gutes, und verpaaren die Nachkommen dieser beiden Rüden untereinander. Die Rüden sind linienmässig sehr weit auseinander. Um nicht zu sagen, zumindest keine gleichen Verwandten die letzten 15 Generationen. Da sollte ja wohl Heterozygotie gewährleistet sein.
Du denkst vielleicht, dieses Beispiel ist konstruiert. Leider ist es das nicht.
Und das ist beleibe nicht das einzige Beispiel dieser Art. Auch Outcross-Verpaarungen bedeuten NICHT, dass es nicht zwangsläufig zu Homozygotie für einzelne Gene/Genorte kommt. Aber, wenn es gerade wie bei einzelnen Erbkrankheiten nur 2 Allel-Varianten gibt, gibt es auch nur 2 Möglichkeiten, die vorhanden sein können. Und solange nicht alle Gene und ihre Allele bestimmbar sind, werden Träger immer wieder unerkannt weitere Träger "produzieren".