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Alt 26.05.2009, 14:38
Gast20091091001
Gast
 
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Standard AW: Positive Erlebnisse

Na dann will ich auch mal!

Gegenüber meiner Arbeit befindet sich das "Gemeindehaus" - dort fand neulich eine Beerdigung bzw. der anschliessende "Leichenschmaus" statt. Die Trauergemeinde hatte sich gerade auf dem Hof vor dem Haus eingefunden.
Bemerkenswerterweise wirkte die Stimmung von aussen betrachtet sehr ausgelassen und der Lärmpegel war enorm. Wer mag da wohl das Zeitliche gesegnet haben?
Ich bin grad mit den Jungs raus und wollte zum Gassi, da quietschte eine mittelältere Dame in Schwarz ganz freudig von der anderen Strassenseite: "Was ist denn das für ein toller Hund?"...und kam ansatzlos und überfallartig mit einem ganzen Tross leicht hysterischer und vermutlich sektseeliger bzw. stark sektseelig-anmutender weiblicher Trauergäste mehr oder weniger schnurgerade und dabei in Obertönen frohlockend auf uns drei zugesteuert! "Äh...ein Dogo Canario" - das ging aber etwas unter.
An Leon, dem 0815-Mischi, waren sie genauso wenig interessiert, wie an mir. Womit ich leben konnte. Chato war der kurz verdutzte Mittelpunkt einer ulkigen Vorführung, die mich irgendwie an eine lustig im Wind tanzende Rebe dunkler Trauben, teils in leicht angegorenem, teils in vertrocknetem Zustand, erinnerte. Zumindest schoss mir das Bild durch den Kopf...manchmal hab ich so Anwandlungen.
Und was hat er sich verwöhnen lassen! Da blieb kein Trauergewand trocken!
Die Macht des Signals "Ehr könnt jetzt nei komme" durchfuhr die Trauernden mit scheinbar automatisierten, reflexähnichen Reaktionen, wie ein gut eintrainierter, sicherer Abruf und sie waren genauso schnell verschwunden, wie sie gekommen waren.
Eine rief noch: "Ganz tolle Hunde, diese Dogo Argentinos", während sie vergebens versuchte, ihren dörflich-edlen Trauerzwirn von trotzigem Sabber zu befreien.
Ich intonierte noch verabschiedend so gut es ging meine Kondolenz, was schlagartig Mienen versteinern und Augen verwässern lies.

Zurück blieb ich mit heruntergelassener Kinnlade, ein hinterher-wink-wedelnder Chato und ein im Schatten liegender Leon, gefühlstechnisch zwischen "beleidigt" und "erleichtert".
Da haste aber mal "positive Öffentlichkeitsarbeit" für die Dogos Argentinos geleistet, mein braver Chato! Natürlich habe ich ihn die ganze Zeit genau beobachtet und ich hätte kein Problem damit gehabt, ihn, wenn nötig, aus der Situation zu nehmen. Aber er war vollkommen entspannt.
Und als ich mich wieder gesammelt hatte, war ich schon mächtig stolz auf meinen freundlichen kleinen Bollerkopp zwischen all den fremden, lauten, völlig distanzlosen Menschen, die es nur auf ihn "abgesehen" hatten..."stolz" ist vielleicht das falsche Wort - es ist einfach gut, wenn es so ist...finde ich.
Aber vor Allem die fast kindliche Unvoreingenommenheit der fröhlichen Trauergäste gegenüber meinem gestromten 55kg Dogo Rüden modellierte diesem positiven Erlebnis noch die entsprechende Abrundung. Das hat man ja auch nicht alle Tage.

Es ist zwar nichts soooo Aussergewöhnliches - aber manchmal sind es ja bekanntlich die "kleinen Dinge"...
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