Hallo zusammen,
seit 17 Jahren habe ich nun Molosser, seit 17 Jahren gehe ich in eine Hundeschule. Mittlerweile habe ich meinen 7. und 8. Hund. Je mehr ich über Hundeausbildung weiß, desto weniger Strafe kommt zum Einsatz. Und je weniger ich mit Strafe arbeite, desto fanatischer lernen meine Hunde, desto süchtiger werden sie nach "Arbeit". Ich rede jetzt vom BH-Training und von Obedience, aber auch von "Alltagskommandos" wie dem "Hier". Dort hat Strafe nichts, aber rein gar nichts verloren, will man einen arbeitsfreudigen, begeisterten Partner. Bin ich mal sauer oder schlecht gelaunt (weil es nicht so klappt) und ich sage ein strenges Wort, fällt Paul in sich zusammen und der ganze Spaß und die Arbeitsfreude ist dahin. Also lasse ich es. Bei Berta habe ich noch extremer nur mit positiver Bestärkung gearbeitet und sie lernt rasent schnell, schneller als Paul, obwohl sie sicher nicht ingelligenter ist. Auch bei bestimmten Problemverhalten (Leute verbellen) funktioniert es perfekt, wenn man dafür sorgt, dass negatives Verhalten nicht gezeigt werden kann, sondern ein Alternativverhalten, das belohnt werden kann.
Damit positive Bestärkung funktioniert, muß der Zeitpunkt der Belohnung stimmen. Das ist bei den meisten Hundebesitzern nicht der Fall, deshalb funktioniert es nicht oder nur solala. Ein wichtiges Hilfsmittel hierfür ist der Clicker, der für ein richtiges Timing (z. B. bei richtigem Verhalten auf Distanz) sorgt.
Im häuslichen Bereich müssen allerdings - wie Rea schon sagte - Regeln aufgestellt und auf deren Einhaltung geachtet werden. Ohne Geschrei, ohne körperliche Gewalt. Das ist das 2. Standbein einer modernen Erziehung. Läßt man sich vom Hund manipulieren (z. B. Hund fordert streicheln, spielen etc. und bekommt es) hat man bei vielen Hunden schnell ein echtes Problem. Diese Problematik wird häufig unterschätzt oder sogar geleugnet.
Will man selbstbelohnende Aktionen (Jagen) in den Griff bekommen, geht es mit positiver Bestärkung natürlich nur, wenn die Bestärkung wichtiger ist, als das Jagdobjekt. Hat der Hund Jagderfahrung, geht es meiner Meinung nach nicht ohne negative Bestärkung (also eine bestimmte Form der neutralen Strafe, die nichts mit dem Menschen zu tun haben darf).
Ich komme immer mehr zu der Erkenntnis, dass schreiende Menschen nicht für voll genommen werden, sie sind nicht soverän und die Wirkung ist im besten Fall Einschüchterung, was oft zu Angst-Aggressionen führt. Zudem habe ich an mir selbst oft genug feststellen müssen, dass Wut und Aggression von meiner Seite immer ein Zeichen meiner Hilflosigkeit war. Ich kam mit einer Situation nicht anders zurecht und habe meine Aggression dann immer verteitigt (nach dem Motto "das geht nicht anders"). Das hat mich beschämt und nun versuche ich mich zu beherrschen. Somit erziehen mich meine Hunde zur besseren Selbstbeherrschung, was mir in allen anderen Bereichen meines Lebens (z. B. beruflich als "Dienstleister" in der EDV-Branche) viele Vorteile bringt. Allerdings gebe ich zu, dass ich noch nicht perfekt bin, doch wir (meine Hundis und ich) arbeiten an meinem Verhalten.....
Viele Grüße
Faltendackelfrauchen