Ich glaube, die meisten von uns kennen dieses Phänomen ... und oft genug sind wir uns "100 %ig" sicher, dass wir uns unseren Ärger / Ekel / unsere Genervtheit nieeeeeemals nicht haben anmerken lassen.
Wenn man dann aber in aller Ruhe bestimmte Vorfälle Revue passieren lässt, merkt man oft sehr schnell, dass es doch zu einer Verknüpfung "Schaden -> Unmut des Menschen" gekommen sein könnte. Und das erklärt dann auch das beschwichtigende Verhalten im Vorfeld, also
bevor wir überhaupt bemerkt haben können, dass der Hund irgendwas geshreddert / geräubert / angepinkelt oder sonst was hat.
Das von Kati zitierte Beispiel mit Senta, die beschwichtigt, obwohl
sie nichts verkehrt gemacht hat, kenne ich von Vega zur Genüge. Sie ist ein Sensibelchen, eine absolute Mimose, die keine lauten, missmutigen oder knurrige Töne mag. Sie macht zuhause wirklich
nie was falsch, reagiert aber sofort beschwichtigend oder flüchtet sogar, wenn mal schlechte Stimmung herrscht oder einer der Chaoten zurechtgewiesen wird.
Wenn ich nach Hause komme und Vega begrüßt mich nicht an die Tür, sondern bleibt mit gesenktem Blick, angelegten Ohren und wackelndem Stummelschwänzchen auf der Couch liegen, dann weiss ich, dass einer von den Terroristen Mist gebaut hat. Da nutzt es auch nichts, dass ich fröhlich vor mich hinträllere, neugierig durch die Räume schlendere und definitiv
nicht wütend reagiere. Die Verknüpfung sitzt. Hunde-Unfug bedeutet Menschen-Unmut. Dass der Unmut nur hin und wieder auftritt, wirkt offenbar als intermittierender (negativer) Verstärker. Und da Vega sich - stark vermenschlicht ausgedrückt - jeden Schuh anzieht, beschwichtigt sie und wirkt dadurch natürlich so, als ob
sie ein schlechtes Gewissen hätte.
Grüßlies, Grazi