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Alt 24.02.2010, 01:25
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benito benito ist offline
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Standard AW: Gibt es autistische Hunde?

Zitat:
Zitat von LukeAmy Beitrag anzeigen
erstmal vielen dank für die ausführliche erklärung...was ist der kasper hauser komplex beim Hund??bzw wie äussert er sich..wie kann ein veterinär feststellen ob ein hund autist ist ...darf ich fragen woher du das alles weisst?
Du meinst das Kaspar-Hauser-Syndrom.

Viele der von mir übernommenen Nothunde (vorwiegend aus Tötungen) litten daran. Sie wurden als Wachhunde oder Gebärmaschinen in dunklen Kellerlöchern gehalten, hatten null Kontakt zur Aussenwelt und auch kaum zu Menschen. Auto, Lift, Haustür, Fernseher - alles löste Panikattacken aus, der Hund warf sich flach auf den Boden, der Blick total abwesend, ging sozusagen in die innere Emigration und reagierte auf gar nichts mehr.

Hunde die unter jahrelangen permanenten Belastungen standen, können an Hypervigilanz oder dem Kasper-Hauser-Syndrom leiden. Manche Hunde haben Schlimmes erlebt, die Traumatisierung ist dadurch erheblich.
Die Störungen, die ein Hund entwickelt, der reizarm aufgezogen wird, werden unter dem Begriff Deprivationssyndrom zusammengefasst. Deprivation leitet sich aus dem lateinischen Wort privare = berauben ab und wird bei Menschen als Kaspar-Hauser-Syndrom oder Hospitalismus bezeichnet, wobei das Kaspar-Hauser-Syndrom die schwerste Form des Hospitalismus darstellt. Hierbei handelt es sich um emotionale Vernachlässigung, die bei mangelhafter oder fehlender Zuwendung entsteht und ebenfalls mit schwerwiegenden Verhaltensschäden und im Extremfall mit dem Tod einhergeht.

Ein Hund, der unter einem Deprivationssyndrom leidet, wird zunächst allem Neuen mit Vermeidungsverhalten und Angst begegnen, denn wenn er in seiner Entwicklung nicht gelernt hat, viele verschiedene einströmende Reize zu filtern, kann er mit der Reizüberflutung, also vielen neuen Reizen auf einmal, nicht umgehen. Ängstliche Hunde nehmen eine gekrümmte Körperhaltung ein, wobei der Kopf abgesenkt wird, die Ohren angelegt werden und die Rute eingeklemmt wird, um die Genitalien zu bedecken und Unterwürfigkeit zu signalisieren. Der Hund wendet den Blick oder gar den Körper ab und meidet den direkten Kontakt mit dem Angstauslöser. Es bedarf viel Geduld und Fingerspitzengefühl, den Hund in angstbesetzten Situationen zu führen. Bei starker Angst steigert sich das Vermeidungs- in Fluchtverhalten, der Hund ist dann nicht mehr zu kontrollieren und reagiert nicht mehr auf Einwirkungen des Besitzers. Unbehandelt oder fehlbehandelt wird der reizdepriviert (reizverarmt) aufgewachsene Hund Phobien entwickeln, also spezifische, starke Ängste vor gut umschriebenen Auslösern wie beispielsweise fremden Menschen (hier meist vor Männern), bestimmten Hundetypen (z.B. vor großen, schwarzen Hunden) oder bestimmten Gegenständen (z.B vor Autos).

Im Unterschied zum Autismus - der angeboren ist - ist das Kaspar-Hauser-Syndrom auf diverse Traumata etc. zurückzuführen und daher "angeeignet". Daher kann man dieses auch durch systematische, sukzessive Desensibilisierung wieder "abtrainieren".
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