Die Original-Standards der Molosser sind für mich in erster Linie als Referenz wichtig, um evtl. krankmachenden Modeerscheinungen wie der Favorisierung von Übertypisierung bzw. Übergrösse entgegenzutreten.
Was das Wesen betrifft, sehe ich durchaus das Dilemma: Entweder bleiben die Filas, wie sie laut Standard immer waren, dann kommen sie aber für den Grossteil von uns deutschen und schweizer Hundehaltern nicht in Frage, oder sie werden "sozialverträglicher", dann finden sie zwar mehr Verbreitung, aber es entfernt sie andererseits von der Grundidee ihrer Entstehung.
Als Beispiel einer im Ergebnis gelungenen "Entfernung vom Grundgedanken" möcht' ich hier mal die Pitbulls anführen. Die sind schon längst viel, viel besser als ihr dennoch aus Sensationsgier immer wieder herbeigeschriebener Ruf.
Auch bei meinem Bullmastiff bin ich sehr dankbar, dass er noch keinen Fremden gestellt hat, nur weil der gerade mit einem Stück Wildpret in der Tüte vom Wochenmarkt heimgeht... In den englischen Wäldern bei einem Test für seinen ursprünglichen "Beruf" wäre mein kleiner Knödel sicherlich als Totalversager beurteilt worden.
Mein Glück ist, dass im Falle der Bullmastiffs die "Berufseignung" zur geschichtlichen Anmerkung mit Anekdotencharakter geworden ist, statt bis heute im Standard verlangt zu werden.
Fazit: Ein Standard, der die "Berufseignung" aller Zeitentwicklung trotzend weiterhin festschreibt, wäre m.E. schon den einen oder anderen "ketzerischen" Gedanken wert...