Ich denke auch, du solltest den Clicker (noch) nicht in der Hundeschule benutzen. Der Clicker wird oft missbraucht als pure Freigabe. Also Hund kriegt ein Hörzeichen, macht etwas, dass er eigentlich schon kann und wird mit dem Clicker freigegeben und erhält die Bestätigung, meist Futter.
Das ist aber nicht der eigentliche Sinn des Clickers und z.T sogar kontraproduktiv. Das "richtige" Clickern, also das Shapen funktioniert genau andersrum. Der Hund ist der Aktive Part, der dir aktiv etwas anbietet und damit den Click auslöst. Damit kann man ein gewünschtes Verhalten durch viele, viele kleine Teilschritte formen. Du musst dir das folgendermaßen vorstellen:
Wenn der Hund auf den Clicker kondizioniert ist (hat Peppi ja schon beschrieben), baut sich eine Erwartungshaltung auf. Als Bestätigung muss es etwas sein, was der Hund um jeden Preis haben will! Das Non plus Ultra. Beim Boxer bietet sich Futter eher an, Wurst, Käse...
Nach dem Konditionieren weiß er, nach dem Click gibts etwas tolles. Also kommt der Hund ins Grübeln, wodurch der Click ausgelöst wird. Am Anfang ist es am einfachsten mit einem Target dem Hund zu helfen. Dazu kann man z.B einen Kochlöffel nehmen. Du nimmst deinen Löffel, so dass der Hund nicht dran kann, deine Leckerchen und den Clicker, gehst ins Wohnzimmer/Garten und sagst dem Hund ein bestimmtes Wort, was die Clickerarbeit ankündingt. (ich sage "mach was") Das ist, wenn du es immer so machst, wie ein An-Schalter. Der Hund weiß, jetzt wird geshaped.
Dann hälst du den Löffel runter, die Neugier und die Bewegung nach Unten wird den Hund automatisch zum Beschnuppern animieren. In dem Moment, wo der Hund sich dem Löffel nähert, Click & Bestätigung, dann den Löffel wieder hoch (zur Schulter). Wenn du den Löffel runterhälst, wird der Hund automatisch mit der Nase dran, C&B. Wenn der Hund zunehmend versteht, was er soll, kannst du den Löffel stehen lassen, also nicht wegnehmen und er wird trotzdem mit der Nase anstupsen, C&B. Wichtig ist, dass du dabei nichts sagst, aber ihm hilfst indem du dich selbst auf den Löffel konzentrierst und diesen hypnotisch anstarrst
. Damit der Hund aktiver wird ist es manchmal von Vorteil die Leckerchen nicht in den Rachen zu schieben, sondern 1 oder 2 Meter wegzuschmeißen, das bringt Dynamik rein und einen zusätzliche Reiz, das Futter quasi zu jagen. Der Hund wird das weggeworfene Leckerli nehmen und zurück zu dir laufen, Löffel anstupsen, Leckerchen "jagen". Da der Hund mitdenken muss, ist das wahnsinnig anstengend für ihn, daher bitte, bitte nicht zu lange clickern. Auf keinen Fall, bis der Hund keinen Bock mehr hat und abschaltet. Wenns am besten läuft und der Hund noch motiviert ist und du das letzte mal clickst, gibt es ein verdientes Highleight. Eine Ganze Hand voll, oder den Rest und freu dich dabei, sag ihm wie toll das wahr! Wenn er aufgefressen hat, gibt es eine klare Ansage. So wie am Anfang, muss der Hund wissen, wann die Arbeit beendet ist. (Ich sage immer "Ende") das ist quasi der "Ausschalter", der Hund braucht sich nicht weiter bemühen und hat Feierabend. Das ist wichtig, dass muss er wissen.
Nächste Mal gleiches Spiel, nimmst deinen Löffel, die Leckerchen und den Clicker, sagst dass das Clickern losgeht und der Hund wird schon Vorfreude haben. Dann wiederholst du die alte Übung, quasi als Erinnerung und machs einen Schritt weiter. Dazu kannst du den Löffel auf den Boden legen. Wenn der Hund ihn anstupst, C&B. Du selbst schaust den Löffel an, nicht den Hund. Wenn der Hund mal nen Hänger hat und nix macht, macht nix! Du kannst ihm helfen, indem du dich ein paar Schritt bewegst, um den Löffel rum, immer den Löffel anschauen, aber bitte nicht zu sehr helfen, auf keinen Fall den Hund zutexten oder locken. Er muss den Hänger selber überwinden und selbst etwas anbieten. Dann freust du dich besonders. Lobst verbal, zusätzlich zum Clicker. Dann wieder deutlich das Ende mitteilen.
So geht es dann weiter...Wenn der Löffel langweilig ist, kommt ne Kiste oder ein Eimer, ein Handtuch, ein Hocker, was auch immer. Aber bitte eines nach dem anderen, nicht parallel an 10 Sachen clickern, Geduld, Geduld...
Mit der Zeit eignet sich der Hund ein ganzes Repertoar an, an Verhalten die sich mal gelohnt haben: Etwas anstupsen, Etwas in den Fang nehmen, sich irgendwo draufstellen, sich hinsetzen, hinlegen, aufstehen, rumlaufen, etwas irgendwo reinlegen usw. Dann fängst an richtig Spaß zu machen! Wenn man dann eine neue Übung anfängt und sich im Kopf ein Endziehl gesetzt hat, dann spult der Hund alles ab, eins nach dem Anderen und schaut was sich lohnt. Das kann sich schon mal fünf Minuten hinziehen bis er etwas neues anbietet, nachdem er alles alte angeboten hat und sich was neues einfallen lassen muss. Das tollste ist, dass die dabei so aktiv und motiviert sind, nicht aufgeben und mitdenken müssen. Wenns soweit ist, kann man sehr komplexe Übungen clickern, Hilfswörter einbringen und Hörzeichen.
Z.B kennt meiner "falsch", das beteutet soviel wie: Naja, ist zwar nett was du da machst, aber so kommst du nicht zum Click, versuch was anderes. Das ist nicht negativ belegt. Dann fängt er an was anderes anzubieten.
Habe alle entscheidenden Übungen für der Fährte und in der Unterordnung, auch das Apportieren komplett geshaped. Bin zufrieden
Ach ja, wie ich am Anfang schrieb, wird der Clicker oft missbrauch als Marker. Ich gebe zu ich missbrauch ihn auch
und behaupte auch, dass es machbar ist. Mein Hund unterscheidet den Clicker als passiven Marker, also ein Hörzeichen, passive Ausführung, C&B und zum Shapen. Man muss es nur klar abgrenzen. Ich sage ihm vorher immer wie es eingesetzt wird. Sobald ich sage "mach was" bedeutet es, lass die Sau raus
Ich liebe das Clickern
mein Kleiner hat sich auch noch nie beschwert und richtig, richtig gut läufts jetzt nach 2 Jahren...also nichts überstürzen, nicht überfordern.
viel Spaß und berichte, wie es weitergeht...