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Alt 04.12.2010, 14:30
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AlHambra AlHambra ist offline
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Registriert seit: 21.08.2009
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Standard AW: Leinenaggression..

Bei uns gab es auch in der vergangenen Woche einen Rückschritt, bzw eine Steigerung der Aggressivität an der Leine.
Samson hat sich immer stärker in die Leine geworfen, ich musste natürlich mehr parieren, das Ganze hat sich hochgeschraubt.
Gipfel war dann eine Mega-Attacke auf eine Berner-Hündin (!), die mit klarer Spielintention auf ihn zugerast kam, als er noch an der Leine war (wir waren grad erst aus dem Auto ausgestiegen.
Er ist förmlich ausgerastet und hat nicht auf mich reagiert, mich 4 grosse Schritte mitgerissen, bevor ich ihn zum Halten bekam.
Dass das eine Hündin war, hat er gar nicht gecheckt und somit war klar, dass das Verhalten nicht mit seinem Pubertätsgehabe zusammenhängt, sondern klar wegen der Leine.
Ich verwende nur breite, weiche Halsbänder mit Zugstop oder breite Lederbänder, trotzdem scheint ihn das Halsband irgendwie anzustacheln.
Ansprache wirkte zuletzt nicht mehr (nur noch bei grosser Distanz), die Leitung war förmlich besetzt.
Bis die Leinenpöbelei anfing, sind wir mit Halsbändern auch super gefahren, da Samson sehr gut an der Leine geht, man also seinem Hals auch keinen Schaden zufügen konnte. Natürlich nicht, wenn sich der Teufel voll ins Halsband schmeisst....
Die Technik mit dem kurzen Leinenruck (und zB auch Richtungswechsel) klappt nur auf Entfernung, nah kommen wir so mittlerweile nicht mehr an anderen vorbei...

Ich hab mir dann zuhause nochmal alles an Ratgebern zu Gemüte geführt, was ich zu dem Thema hab und bin auf folgende Verkettung gestossen:
Bei uns hat das doofe Verhalten an der Leine mit einem Angriff auf Samson angefangen, da war er 11 Monate und wurde von einem Windhund vermöbelt, als er angeleint war. Ich habe das damals gar nicht so gesehen, denke aber, dass er seit dieser Erfahrung einfach unsicher an der Leine ist. Immerhin kann er ja angeleint weder ausweichen noch seine Körpersprache richtig zeigen. Nun hat er gelernt, dass er ja den vermeintlichen Gegner vertreibt (der andere Hund verschwindet ja), wenn er pöbelt und hat somit "Erfolg".
Mit seiner Pubertät, also seinem Aufgeblase im Freilauf hat das wohl wenig zu tun, frei laufend haben wir wenig Probleme, manchen Rüden weichen wir aus bzw ich ruf ihn ran und vermeide den Kontakt.
Schaffe ich dann eine ausreichende Distanz, geht er auch friedlich vorbei.

In einem Ratgeber wurde gesagt, man solle mit Geschirr und langer Leine (Schleppleine) üben.
Also hab ich ein neues (extra schön gepolstertes) Geschirr gekauft und die Schleppleine wieder ausgepackt.
Seit 4 Tagen gehen wir nun unsere Nachmittagsrunde so Gassi, dass wir hier in der Nachbarschaft rumlaufen und ich ihn ganz locker an der Schleppleine führe. Bei Hundesichtungen halte ich grösseren Abstand ein, vermeide jeden Zug an der Leine und motiviere ihn betont freundlich zum Mitkommen, wenn er mich sogar anschaut (also nicht den anderen Hund fixiert), klicker ich und gebe ein Leckerchen. Ich versuche aber nicht, ihn mit Leckerchen abzulenken !!!
Habe auch noch mal mit meiner Hundetrainerin gesprochen, die meinte, das Timing sei sehr wichtig und man solle den Hund nicht mit einem Leckerchen ablenken, er solle ja lernen, den andren Hund an der Leine zu sehen, damit er sich daran gewöhnt, und nicht nur wegen fressen nicht sauer wird.

Das hat die letzten Tage super geklappt, er wirkt viel entspannter und ich denke auch, das ihn das Zerren am Halsband (auch wenn es von ihm selber ausging) noch aggressiver gemacht hat. Ich habe die Schleppleine auch im Freilauf dran gelassen und diese dann bei einem herannahenden Hund, den er nicht treffen sollte, am Ende aufgenommen und ihn zu mir gerufen und bin dann einen Bogen gegangen. Er ist auch mitgegagnegn, hat zwar immer wieder rüber geglotzt, blieb aber friedlich. Damit entfiel ja auch der Vorgang des "Anleinens", der oftmals Auslöser zur Aggression ist. Der Hund wird angeleint und damit alarmiert "Vorsicht, da kommt eine Gefahr auf uns zu".

Ich werde so weiter arbeiten und daruf achten, dass die Distanz zunächst schön gross bleibt und ich es schaffe, dass er auf Stimme und Belohnung hin - ohne Leineneinwirkung - mitkommt. Nach und nach wird der Abstand dann verkleinert, je nachdem wie ruhig Samson bleibt.

Gestern haben wir übrigens wieder die besagte Bernerin getroffen, sogar recht nah (etwa 5-10 Meter) und er hat sofort gestarrt und geknurrt, ich hab die Schlepp-Leine locker gelassen (das Ende unauffällig hochgenommen), mich aber ganz streng in seinen Weg gestellt und ihn ermahnt, woraufhin er sofort abgelassen hat, mich angeschaut hat und danach ruhiger weiterging, obwohl die Hündin noch in Sicht und nah war
Das war es, wo ich hin wollte - also dass ich als "Rudelchef", sein Verhalten abbrechen kann und er anschliessend ruhig weiter geht. Eben, dass er überhaupt wahrnimmt, dass ich das Knurren nicht toleriere. Vorher hätte er sich voll in die Leine geworfen, es hätte ihm am Hals weh getan und der "Angriff" wäre nur durch Kampf abzubrechen gewesen.

Ich hoffe, wir sind auf dem richtigen Weg.
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Dominique mit Aisha und Samson

Ein Problemhund hat nur ein Problem - den Menschen.

Geändert von AlHambra (04.12.2010 um 14:40 Uhr)
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