Danke für den Tip, ich hab mal online im Archiv der Wuff geschaut und diesen Artikel gefunden:
http://www.wuff.de/artikel.php?artikel_id=983
Da steht wirklich viel wertvolles drin, vor allem aber, dass man das Verahlten des Rüden mal genau analysieren muss.
Genau dies meinte die Trainerin auch zu mir.
Sie dagt ja, dass Samson's gelegentliches Machogehabe der letzten Monate typisch pubertär sei und sich ihrer Meinung nach legen werde, zumal er ja kein Beisser ist.
Die Leinenpöbelei führt sie total auf Unsicherheit zurück.
Ich habe dann auf ihr Anraten mal die paar Scharmützel oder drohenden Kämpfchen der letzten Zeit analysiert und die Situationen noch einmal Revue passieren lassen, insgesamt ein Muster erstellen wollen, wie er mit anderen Rüden umgeht.
Ohne Leine:
- bekannte Rüden: Spielen und meist sogar totale Unterwürfigkeit
- fremde, sehr dominant auftretende souveräne Rüden: Unterwürfigkeit bzw sogar Flucht, wenn möglich
- Allgemeine Abrufbarkeit: sehr gut, alleine gucken gehen traut er sich eh nicht so recht, rennt zwar hin, dreht aber 3 Meter davor wieder ab
- 2 eingefleischte Feinde im Auslaufgebiet: Mega-Gepöbel, aber natürlich unterstützt von meinem Anleinen um einem erneuten Kampf aus dem Weg zu gehen (daran wird erziehungstechnisch schon gearbeitet)
- Unsere "Spezielmomente": Samson spielt in einer Gruppe, meist mehrere Hündinnen, ein weiterer Rüde kommt dazu: Totales Angebergehabe, steifbeinig knurrend versucht er, den Konkurrenten von der Gruppe abzuschirmen, dann Angriff und Umwerfen des Anderen, kein Beissen, aber nicht abrufbar. Wenn ich ihn dann vom anderen "runternehme", lässt er sich sofort durch scharfes Anranzen runterfahren und ablegen. Dann muss ich ihn aber Anleinen und sobald sich der andere bewegt, geht das Gepöbel los
Er will andere Rüden nicht an
seine Gruppe ranlassen, besonders schlimm ist es, wenn man irgendwo
steht und die Hunde spielen.
Meine Interpretation -
das letzte ist durchaus testosteronabhängiges Gehabe, alles andere ist normal und ich denke auch, dass man akzeptieren muss, dass manche sich einfach nicht mögen und geht denen eben aus dem Weg. Voraussetzung natürlich guter Gehorsam...
Seit etwa 1 Woche ist der Herr generell hochaufgeregt draussen, schnuffelt intensiv und ausgiebig an jedem Fleckchen, markiert sehr viel und ist schwerer zu kontrollieren, dabei leicht reizbar (typischer "Wo-ist-der-Feind-Rundblick" alle paar Meter).
Ich vermute eine läufige Hündin in der Nachbarschaft und da die Nachbarschaft genau an das Auslaufgebiet anschliesst, haben wir jetzt mehr Probleme. Genau diese Situation mit den vielen Hunden haben wir aber hier im Frühling bis Herbst dauernd und ich fürchte, dass das massive Probleme mit ihm gibt...Derzeit ist es ja witterungsbedingt noch eher ruhig im Auslauf und man kann den brenzligen Momenten einigermassen aus dem Weg gehen. Im Sommer
keine Chance, da trifft man im Minutentakt auf neue Hunde...Wenn er dann bei jedem Rüden einen Kampf anfäbgt, weil in seinem Kopf "ALLES MEINS" abläuft, habe ich ein riesen Problem !
Wie man dem Artikel in der WUFF entnehmen kann, scheint ja auch bei siegreichen Kämpfchen der Testosteronspiegel obendrein noch zu steigen, dh ich kann ihn unmöglich einfach "machen lassen" auch wenn er niemenden verletzt bei seinen Attacken.
Zitat aus der Wuff:
"Andererseits wirkt sich beispielsweise der soziale Erfolg deutlich auf die Hormonproduktion aus. Bei dem Sieger einer sozialen Auseinandersetzung steigt der Testosteronlevel messbar an. Da es in der Natur bei Rangauseinandersetzungen in der Regel um das Recht zur Fortpflanzung geht, ist der mit dem Testosteronausstoß verbundene Libidoanstieg hier durchaus sinnvoll. Der hohe Hormonspiegel ist aber nicht Ursache, sondern Folge des sozialen Aufstiegs."
Ich gehe stark davon aus, dass dieses Verhalten hormnongesteurt ist und tendiere dazu, ihm mal einen Chip zu verpassen. Dann kann ich sehen, ob er cooler reagiert in besagten Momenten.
Nochmal aus der WUFF:"
Wann ist eine Kastration angezeigt?
Im Gegensatz zu seinen wilden Ahnen, den Wölfen, beschränkt sich die Paarungsbereitschaft des Hunderüden nicht mehr auf eine begrenzte „Ranzzeit" von wenigen Wochen im Jahr. Da der Mensch, um des Profites willen, ganzjährig Hunde züchten möchte, haben wir Rüden selektiert, die das ganze Jahr über deckbereit sind. Einige davon haben einen so ausgeprägten Sexualtrieb, dass sie unter der daraus erwachsenden Frustration fast ständig körperlich und psychisch leiden. Bei diesen Rüden ist eine Kastration aus tierschützerischen Gründen angezeigt.
Das Gleiche gilt für Rüden, die aus sexueller Konkurrenz heraus ein sehr aggressives Verhalten gegenüber anderen Rüden an den Tag legen. Lässt man sie ihr „natürliches" Verhalten ausleben, entstehen daraus u. U. erhebliche Leiden und Schäden bei anderen Hunden. Will man das verhindern, ergibt sich damit meist zwangsweise eine so restriktive Haltung, dass von einem hundegerechten Leben für den betroffenen Rüden kaum noch gesprochen werden kann. Die Kastration des Rüden ist natürlich ein Eingriff in den Körper und als solcher mit – wenn auch meist geringfügigen – Leiden und Risiken verbunden. Sie sollte daher nicht unnötig durchgeführt werden. "
Da ich die sozialen Hauptprobleme durchaus sexuell motiviert sehe, werde ich es wohl mal mit dem Chip probieren. Morgen treffe ich meine Trainerin und werde mit ihr nochmal alles durchquatschen und mit dem Leinentraining (eine ganz andere Baustelle) beginnen. Mal sehen, was die dazu sagt.