Hallo,
so, mittlerweile hatte ich eine erste Hundeschulenstunde und kann Euch von den Ergebnissen berichten. Positiv ist zu erwähnen, dass die Hundeschulenlehrerin die Rasse von Gustav kannte (oder sich vorher informiert hat). Sie kannte sein ursprüngliches Zuchtziel und ist diesbzgl. die erste Hundelehrerin, die ich hatte.
Zudem hat sie noch einen weiteren Bullmastiff in der Schule!
Ansonsten hat sie im Gegensatz zu den bisherigen Empfehlungen einen ganzheitlichen Ansatz, so dass ich hier vieles umstellen muss. Grundsätzlich kann ich mir vorstellen, dass dieser Weg richtig wäre, kann ihn aber nur mit Kompromissen eingehen.
Gustav ist ein unsicherer Hund. Trotzdem ist unsere Rangordnung nicht ganz klar und er meint in manchen Situationen die Kinder erziehen zu müssen oder im Haus für Sicherheit sorgen zu müssen. Und dies, obwohl er sich dieser Aufgabe nicht wirklich gewachsen fühlt. Das klingt vielleicht etwas seltsam, aber ich habe das erste Mal das Gefühl, dass es auf ihn zutreffen könnte. Ein positives Ergebnis gab es auch noch am gleichen Tag: Die Lehrerin schaute sich die Schlafplätze von Gusti an. Der Platz im Arbeitszimmer (den er mag) ist gut gewählt und kann so bleiben. Der Platz im Wohnzimmer (den er nie mochte) war ganz falsch von uns gewählt. Somit wurde ein gut gelegener Platz (von der Tür weit entfernt) ausgewählt. Gustav soll nun in erster Linie auf seinen Plätzen liegen und dort seine Ruhe vor den Kindern sicher haben. Auf den Spielteppich darf er gar nicht mehr. Um ihn an die Schlafplätze zu gewöhnen, nannte sie mir 4 Möglichkeiten. Ich entschied mich für die Variante, dass ich immer an der Stelle, wo er sich alternativ hinlegte, "arbeiten" zu müssen. Ich habe dort gestaubsaugt, mußte dort vorbei laufen, einen Stuhl hinstellen etc. Innerhalb von vielleicht 1 Stunde hatte Gustav seine Schlafplätze völlig akzeptiert. Er mag seitdem die Box, die nun in meinem Arbeitszimmer steht und sein Körbchen im Wohnzimmer! Er mag sie wirklich, denn er liegt dort auch, wenn wir nicht da sind und er somit überall liegen könnte. Auch nachts liegt er in der Box oder in seinem Körbchen.
Wenn Gustav anschlägt, soll ich kurz schauen, was los ist - allerdings ohne Kommentar. Ich komme mir dabei etwas doof vor, aber auch hier ist das Ergebnis bereits zu erkennen: Gustav bellt kaum noch - und das ohne Schimpfen oder ähnliches.
Da er mit seinem Futternapf Probleme hat, mußte ich diesen komplett wegräumen. Eventuell liegt dieses Verhalten daran, dass er sich als Welpe unter seinen Geschwistern das Futter mit Knurren gesichert hat. Vielleicht wurden sie auch einem Napf gefüttert. (Das muss ich mal nachfragen.) Jetzt soll er sich eigentlich sein ganzes Futter erarbeiten: Mit Suchspielen, Gehorsamübungen o.ä.
Das schaffe ich noch nicht so ganz, so dass ich sein Futter - was ich nicht über Arbeit ihm gebe - draussen über die Terasse verteile und er muss es sich dann suchen.
Was noch nicht klappt: Er soll nicht mehr unten , sondern bestenfalls in unserem Schlafzimmer schlafen. Das Rudel gehöre zusammen und wenn er unten an der Haustür schlafe, habe er die Aufgabe zu wachen. Mhm, das tut er ja auch.... er kläfft dann öfter. Nun gut. Im Schlafzimmer wird er eher nicht schlafen, denn da wuseln auch die Kinder nachts umher. Am Ende laufen sie dann versehentlich in sein Körbchen... Er wird seinen Schlafplatz zumindest versuchsweise im Raum neben uns bekommen. Diesen werde ich dann mit einer Kindersicherungstür verschliessen. So sieht er uns, kann aber nachts nicht zu den Kindern gehen (und sie nicht zu ihm). Das muss ich aber erst noch versuchen und bin etwas skeptisch. Ich fand es praktisch, dass er freiwillig unten schläft... Unsere bisherigen Hunde schliefen aber alle im Schlafzimmer. Gustav anfangs auch, bis er dann nicht mehr wollte.
Ein weiteres Problem ist, dass er oft alleine im Garten ist. Das soll er bestensfalls aber nicht mehr sein. Auch hier wird seine territoriales und wachsames Verhalten verstärkt, zudem paßt er dann selbstständig auf. Das kann ich auch nachvollziehen, aber manchmal ist es einfach praktisch, Gustav in den Garten zu lassen. Ich bemerke aber bereits, dass sein Problemverhalten besser geworden ist, seitdem er weniger alleine im Garten ist (das hatte ich schon vor der aktuellen Lehrerin geändert gehabt). Jetzt achte ich noch mehr darauf. Somit soll ich natürlich mehr mit ihm gemeinsam machen, was auch Suchspiele oder so im Garten sein könnten. Auch daran arbeite ich nun.
Mhm, was gibt es sonst noch? Ja, ich gehe vor ihm durch die Tür raus, er aber vor mit wieder rein. Wenn er die Kinder anknurrt, soll ich nicht schimpfen, sondern ihn aus der Situation holen. Besser wäre es, ihn aber so gut beurteilen zu können, dass ich bereits bevor er knurrt, ihn aus der Situation holen kann. Das Knurren an sich sei eine positive Eigenschaft, da er sein Unbehagen mitteilt und nicht gleich schnappt oder so. Zudem zeigt er sein Unbehagen ja schon vorher durch Körpersprache an.
Wenn er nicht gestreichelt werden will, dann muss er in Ruhe gelassen werden. Auch sonst soll er die Distanz erhalten, die er je nach gesundheitlicher Situation benötigt.
Was war sonst noch....? Mhm, weiß ich grade nicht mehr. Das waren 2 Stunden mit viel Information.
Gustav tun die von mir bislang umgesetzten Dinge gut, denn er wirkt entspannter. Er liegt nun nicht mehr angespannt mitten zwischen uns, sondern liegt in seinem Hundebett und schläft entspannt. Er kommt natürlich ab und zu zu uns, wird dann ggf. auch geknuddelt, geht dann aber wieder ins Körbchen zurück.