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Alt 05.10.2011, 09:12
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Faltendackelfrauchen Faltendackelfrauchen ist offline
Faltendackelsüchtig
 
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Standard Magendrehung - OP-Verlauf

Hallo zusammen,

ich könnte mir vorstellen, dass dieser Bericht einige interessiert, vor allem die, die noch keine MD selbst mitgemacht haben. Die Gefahr eine MD ist ja leider typisch für die Molosser. Grundsätzlich weiß sicher jeder, was eine MD ist und dass sie operiert werden kann.

Die typischen Anzeichen sind bekannt:
  • Unruhe
  • Brechen wollen - nicht können
  • weißer Schaum vor dem Maul (laut meine TA ein ganz typisches Zeichen. Ist es dem Hund "nur" schlecht, ist es kein weißer Schaum).
  • Harter Bauch
  • Aufgasen kommt erst danach (und wohl auch nicht immer)! Bei Karlchen war es massiv innerhalb von 15 Minuten

OP-Verlauf (Hund immer telefonisch ankündigen):
Vorbereitung:
Röntgen
Abgasen (mittels ganz normaler mehreren Kanülen von Spritzen) - war für mich sehr befremdlich, wenn jemand meinem Hund Kanülen in den Bauch jagt.
Venenkatheter und OP (je nach Zustand wird die Milz entfernt, der Magen zurückgedreht, der Mageninhalt durch Spülen durch einen Schlundschlauch herausgespühlt. Wenn das Spülen nicht klappt, weil z. B. große Brocken wie rohes Fleisch oder Trockenpansen nicht durch den Schlauch passen, kann es sein, dass der Magen aufgeschnitten werden muss, was natürlich ein zusätzliches Risiko bedeutet. Anschließend muss der Magen angenäht werden, meist wird in die Bauchnaht mit eingenäht).
Danach muss der Hund an die Infusion.
Das Herz muss regelmässig abgehört werden. Innerhalb der ersten 24 Stunden kann es zu Herzrhythmusstörungen und Herzstillstand kommen.
Die nächsten 3 Tage sind sehr kritisch. Deshalb muss der Hund mind. 2x täglich für mehrere Stunden an die Infusion.
Blutkontrolle (Leber-, Nierenwerte) mehrfach
Der Patient bekommt verschiedene Medikamente, z. B. auch ein Morphiumderivat, was dazu führt, dass der Hund im Delirium ist und teils mit "Singen" und lauten Fiepen reagiert. Für einen Hundebesitzer sehr alarmierend und beunruhigend. Ist aber einfach, um dem Hund die Schmerzen zu nehmen.

Im Falle von Karlchen war die OP mittags. Bis um 20 Uhr war Karlchen an der Infusion, das Herz wurde ständig abgehört. Ich war die ganze Zeit bei ihm, was in unserem Fall möglich war, weil ich dort seit 20 Jahren "guter" Kunde bin. Wir durften ins Nachtzimmer, wo wir "Ruhe" hatten, aber trotzdem ständig das Personal reinschaute. Normalerweise bleiben Hunde noch 2 - 3 Tage in der Klinik, um im Falle von Herzproblemen oder Organproblemen schnell reagieren zu können. In unserem Fall entließ man uns um 20 Uhr (mit der Handynummer der Ärztin in der Tasche). Allerdings kam noch am selben Abend gegen 23 Uhr eine Tierarzthelferin, die nach dem Rechten sah. Am nächsten Tag ging es morgens wieder in die Klinik zur Infusion und Blutkontrolle. Die Infusionen am Abend und am nächsten Tag wurden von der Tierarzthelferin bei uns Zuhause angelegt.

Vielleicht hilft das dem ein oder anderen, bei einer etwaigen Magendrehung beurteilen zu können, ob der Arzt genügend Erfahrungen mit solchen OPs hat. Ich habe von Fällen gehört, da wurde der Hund bereits 5 Stunden nach der OP nach Hause entlassen, ohne Infusion. Oder von Fällen, indenen der Magen nicht angenäht wurde.
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Tschüss
Faltendackelfrauchen
www.faltendackel.de
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