Für mich ist eine Hunderasse einfach eine Subpopulation, selektiert und geformt von:
1. Der Umwelt/den Lebensbedingungen
2. Einer langfristigen Aufgabe als Grundvoraussetzung
3. Dem Menschen
...in Gegenwart und/oder Vergangenheit. Das sind oder waren die Besten der Besten für eine spezielle Aufgabe in einem bestimmten Lebensraum. Konnten sie die Aufgabe nicht leisten, wurden sie entfernt, meisterten sie die Lebensbedingungen nicht, pflanzten sie sich auch nicht fort. Die "Aufgabe" ist ziemlich vielgefächert und entzieht sich teilweise meinem Verständnis (
), aber sie diente immer in irgendeiner Form dem Menschen.
Verantwortliche (oder sich verantwortlich fühlende) Verbände in den verschiedenen Ländern haben versucht, über den Standard den Hund in Wesen und Statur festzuhalten, der für diese Aufgabe am besten geeigent ist. Und hier liegt dann auch in meinen Augen der "Fehler" in vielen Verbänden (FCI, AKC, KC und wie sie alle heissen), die grösstenteils nurnoch einen optischen Standard-Klon nach dem anderen produzieren...denn die meisten "Klone" könnten die ursprüngliche Aufgabe garnicht mehr ausfüllen, sind also so gesehen keine Rassevertreter mehr. Aber sie sehen halt genau so aus bzw. folgen optischen den Trends/der Standardauslegung. Aber definiert sich eine Hunderasse nicht in allererster Linie durch ihre "inneren Werte" in einer "Form", die aus der Aufgabe hervorging?
Natürlich ist das eine sehr schwammige Definition - hatte z.B. der Mastino jemals eine Aufgabe, oder war er immer nur ein Fleisch gewordenes Designobjekt? Klar, man kann "Wachhund" sicher immer "vorschieben" ab einer bestimmten Grösse...
Oder mal eine ganz andere Geschichte: Der Standard des Ridgeback "entstand", wenn ich mich richtig erinnere, irgendwann 1920 rum. Die Rasse war schon dort und arbeitete auch, nur...sah der Hund dort wirklich aus wie ein Dalmatiner ohne Punkte in Braun mit Kamm? Der Einfachheit halber schrieb man wohl beim Dalmatiner-Standard ab und orientierte sich in der Zucht daran, aber der Hund musste nach wie vor durch eine "Feuertaufe" in Sachen Selektion - Grosswildjagd im Busch von Afrika. Und er hat sich bewährt, weil zum Glück der Dalmatiner-Standard eine sehr funktionelle Struktur vorgibt und man sich ganz sicher nicht krampfhaft daran festklammern konnte.
Oder die Rassen, die von den grossen Kriegen gebeutelt wurden - ich denke da war fast die gesamte Selektion futsch und man formte anhand von alten Bildern, im besten Falle mit ein paar gefundenen Landschlägen und anderen Rassen einen ähnlich ausschauenden Hund.
Ich denke es ist relativ einfach, bei geeignetem "Zuchtstamm", über vielleicht ein paar Generationen einen Hund optisch nach eigenen Vorstellungen zusammenzubauen...aber ein spezielles Wesen oder Temperament, Intelligenz für eine bestimmt Aufgabe, das zu festigen ist ein sehr langer Weg, benötigt sehr sorgfältige Selektion und verliert sich sehr schnell wieder. Aber genau das macht doch eine Rasse aus - für mich zumindest. Und meiner Meinung nach muss oder soll sich das auch nicht "verlaufen", nur damit jede Hunderasse uneingeschränkt in jede Lebenssituation passt und jeder seinen exklusiven Träumen vom Superexoten nachrennen kann.
Die Antwort aus meiner Sicht auf die Frage kann man da wohl rauslesen!