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Alt 06.07.2012, 13:59
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blue blue ist offline
Kaiser / Kaiserin
 
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Standard AW: Schweiz !! Sehr dringend Pflegestellen für Welpenflut gesucht!!

Es ist ein Déjà-vu, leider: Die Listenhunde-Hilfe Schweiz stösst derzeit an ihre Grenzen des Machbaren. Während Vereinspräsidentin Prisca Hollenstein und ihr Team nötigenfalls auch mehr als alles geben, um den Hunden zu helfen, bedroht die finanzielle Situation die ebenso notwendige wie erfolgreiche Arbeit des Vereins.

Auf die entsprechende Meldung in Facebook hin habe ich vorhin kurz mit Prisca gesprochen. Laut ihr kommen im Moment zwei Probleme zusammen: einerseits sind die meisten für die Aufnahme der Hunde in Frage kommenden Tierheime grundsätzlich und Hundepensionen speziell jetzt in der Ferienzeit mehrheitlich besetzt. Und von den wenigen Plätzen, die es noch gibt, werden die meisten nur bei voller Kostendeckung zur Verfügung gestellt.

Da aber die Listenhunde-Hilfe gerade in den letzten Monaten mit zahlreichen Beschlagnahmungen und einer gehäuften privaten Abgabe von Hunden konfrontiert war, ist ihre finanzielle Kapazität erschöpft: “Wie viele wissen, sind unsere Plätze eigentlich immer besetzt, da wir nur so viele Hunde aufnehmen wie wir finanziell tragen können. Da die meisten Tierheime voll sind, ist es oftmals nur möglich, einen Hund unterzubringen, wenn wir die Kosten decken. Aber wir sind am Anschlag.” Heute seien von einem Veterinäramt zwei Hunde mit einer Frist von drei Tagen dazu gekommen, von einem anderen Veterinäramt stehe auch ein Hund zur Übernahme an, mit einer Frist von einer Woche. “Und das sind nur die amtlich beschlagnahmten Vierbeiner, die von privaten Plätzen, die man uns abgeben möchte, sind hier noch gar nicht mitgezählt.” Nach den Gründen für die Abgabe der Hunde befragt, meinte Prisca, dass sie vordergründig sehr unterschiedlich schienen. In Wahrheit aber seien die meisten ganz einfach mit einem Hund überfordert, den sie sich als schnuckeligen Welpen – allzu häufig bei einem Vermehrer – angeschafft hatten, ohne sich über die rassenspezifischen Anforderungen zu informieren. Und jetzt, nach zwei Jahren, wollen sie ihn loswerden, weil aus dem niedlichen Kleinen ein pubertierender Teenie geworden ist, der mangels Auslastung, Erziehung und Sozialisierung Ärger und in der Nachbarschaft unbeliebt macht. Lästig ist. Also bekommt der Sohn eine Hundehaarallergie. Oder der Vermieter eine plötzliche Aversion gegen Hundehaltung in der Wohnung. Und die Listenhunde-Hilfe einen Hund mehr, der zu Hause rausgeschmissen wird, weil die Menschen so gut wie alles falsch gemacht haben.

In Fällen, in denen ausgewachsene Hunde der Listenhunde-Hilfe übergeben werden, kommt die Unterbringung an einer Pflegestelle für Prisca nicht in Frage: “Da wir über die Vorgeschichte dieser Hunde in der Regel nichts wissen, und somit auch nicht über sein Verhalten, können wir sie nur in Heime oder Pensionen geben.”

Vielleicht noch einmal kurz, warum uns das Engagement der Listenhunde-Hilfe meiner Meinung nach etwas angeht. Weil dieser Verein etwas gegen das Chaos unternimmt, das durch die kantonal unterschiedlichen Hundeverordnungen entstanden ist, und das sogar die Behörden überfordert. Und gegen das Leid der unzähligen, komplett unauffälligen Hunde, die von einem unsinnigen, weil letztlich wirkungslosen, aber trotzdem mehrheitsfähigen Rassenverbot in Sippenhaft genommen werden. Mir wird vereinzelt vorgeworfen, dass mir “ganz offensichtlich” die Sicherheit der Menschen (“unserer Kinder”) egal sei. Das Gegenteil ist der Fall: Gerade weil mir die Sicherheit aller (auch meine!) sehr wichtig ist, ist es mir unbegreiflich, wie Politikerinnen und Politiker unserer Gesellschaft ein Verbot als Sicherheitsgaranten verkaufen konnten, das diese Wirkung nachweislich gar nicht haben kann. Und solange dieser Fehler nicht rückgängig gemacht ist, sollten wir diejenigen unterstützen, die die Verantwortung für die Konsequenzen dieses Fehlers im Namen all derer übernehmen, die bei den Abstimmungen über Rassenverbote ebenso wie die Hunde verloren haben: die, die nicht daran glauben, dass Rassismus etwas Gutes bewirkt.

Womit der Listenhunde-Hilfe konkret geholfen wäre? Mit einer Patenschaft. Dazu noch einmal Prisca: “Mit einer Patenschaft ermöglichen Sie uns neue Plätze zu schaffen, damit wir einem Hund eine neue Zukunft schenken können. ” Und bereits zehn Franken im Monat helfen Prisca und ihrem Team zu helfen. Weiter Infos zu den Patenschaften gibt es hier.

Übrigens, ein P.S. zu den Fotos: Darauf zu sehen ist Attila, ein siebenjähriger Pitbull-Mix, der in einem sehr schlechten gesundheitlichen Zustand von der Polizei beschlagnahmt und in ein Tierheim gebracht wurde, um aufgepäppelt zu werden.

Wie zu hören war, wurde der freundliche Rüde in Nullkommanix der Liebling des Pflegepersonals.

P. S. Die Homepage der Listenhunde-Hilfe bietet einen prima Überblick über das, was der Verein für Hunde, Halter, Behörden leistet, an Aufklärungsarbeit, Info-Service, praktischer Hilfe. Meine Lieblingsrubrik ist aber eindeutig die hier.

http://hunde.annabelle.ch/die-listen...lgs-zu-werden/
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