Das Problem ist - mal wieder - dass wir alle nicht dabei waren und der Bericht nicht soooo ausführlich und detailliert beschrieben wurde (werden konnte), wie es nötig wäre, um die Gesamtsituation zu verstehen.
Ich habe Heder hier im Forum bislang auch nicht als "verantwortungslosen" Hundehalter empfunden, muss aber schon sagen, dass ich ein bisschen mehr Betroffenheit von seiner Seite erwartet hätte. Irgendwie klang das alles ein bissel "emotionslos"... das mag aber auch einfach daran liegen, dass er den Vorfall so objektiv und gestrafft wie möglich darlegen wollte.
Die rechtliche Situation ist echt mies, weil seinem Hund bzw. ihm ("Notwehr" hin oder her) auf jeden Fall eine Mitschuld angelastet werden wird. Von daher bleibt nur zu hoffen, dass Hutch sich weiterhin sein eigentlich freundliches Naturell behält und man auch bei der Begutachtung feststellt, dass von ihm keine erhöhte Gefährdung ausgeht.
Trotzdem: es wird immer Situationen geben, mit denen man nicht rechnet und bei denen man plötzlich eingreifen muss. Ob nun in Verteidigung des eigenen Hundes oder um Leib und Leben eines anderen Hundes zu schützen.
Üben kann man das nicht und man kann nur
hoffen, in einer entsprechenden Situation richtig, schnell und effektiv eingreifen zu können.
Ich habe / hatte das Glück, mit Vega einen tollen Bodyguard zu haben, der die meisten Situationen unblutig (für den anderen Hund) regeln konnte. Trotz alledem habe ich auch schon Situationen erlebt, die weniger lustig waren.
Sehe ich einen Hund noch anfliegen, so trete ich ihn weg... falls Größe/Gewicht des Aggressors und des zu verteidigenden Hundes es zulassen. Musste ich leider schon ein paar Mal machen, um Mortisha zu retten (bei einem Vorfall ließ die angreifenden Hündin erst ab, nachdem ich sie
5x gegen den Kopf getreten hatte, derweil ich Tisha irgendwie einhändig davon abhielt, nach vorne zu gehen und sich zu wehren).
Hatte auch schon mehrfach Situationen, in denen meine sozial unsichere Dogge (damals 65 kg, 83 cm) von Terriern (mal Cairn, mal Jack Russel) angegriffen wurde. Bei ihr hätte ich nicht die Hand dafür ins Feuer gelegt, dass sie den Angreifer durch ein "Abwehrschnappen" nicht ebenfalls schwer verletzt/tötet. Da ich selber mit damals 50 kg und 1,65 cm nicht in der Lage war, meinen Hund hochzuheben, habe ich lediglich dafür gesorgt, dass ich Demonas
Kopf oben behielt.... während wir uns im Kreis drehten und ich versuchte, den Kleinhund wegzutreten/abzuwehren....
Und ich hatte auch schon die Situation, dass meine angeleinte Uraltoma von einer erwachsenen BM-Hündin angegriffen und unter ihr begraben wurde.... ich konnte
nicht schnell genug reagieren, als die Hündin auf uns zukam... stand da auch sicher unter Schock. Nachdem sie sich aber Shila gepackt hatte, habe ich die fremde Hündin im HB gepackt und mit meiner Rechten weggezogen, während ich mit der Linken meine sich mittlerweile wehrende Oma in die entgegengesetzte Richtung gezogen habe. Tja... Adrenalinschub... da funktioniert auch so was.
Was ich damit sagen will: als Hundehalter (insbesondere als Molosserhalter) muss man mit allem rechnen. Und bestenfalls sollte man seinem Hund einigermaßen körperlich gewachsen sein bzw. so tough sein, dass man sich auch in gefährlichen Situationen dazwischenschmeisst.
Standard-Verhaltens-Maßregeln gibt es für solche Ausnahmefälle nicht, weil die Situationen von zu vielen unterschiedlichen Faktoren beeinflusst werden.
Und selbst wenn man theoretisch weiss, was man machen sollte / könnte / müsste, kann es trotzdem sein, dass der Bruchteil einer Sekunde darüber entscheidet, wie schlimm (oder eben nicht) so ein Vorfall ausgeht.
Grüßlies, Grazi