AW: Zugelaufener Mastiffmischling als Familienhund geeignet?
Vrenifossi: interessante Fragestellung. Ich habe seit bald 10 Jahren Mastiffs, wobei mir im Februar mein Mädchen gestorben ist. Als Familienhund, als im-Haus-lebe-Hund, als ständiger Begleiter - gar kein Problem. Auch Besuch etc. ist kein Problem, gesetzt der Hund hatte die Zeit zu lernen, wie er sich zu verhalten hat. Deine beiden Fotos: ich denke schon, dass der Hund noch recht jung ist, glaube aber nicht, dass da viel Mastiff drin ist. Um es kurz zu machen: Der Mastiff ist ein sehr selbstsicherer und selbstbewusster Hund, VORAUSGESETZT er hat ein Heim und klare Aufgaben und klare Grenzen. Der "Kleine", den Du schilderst: ich teile Deine Meinung, dass er ein Rudel sucht und er wird es dankbar annehmen und dafür "arbeiten". Vorausgesetzt, es findet ein Mindestmass an Erziehung und Klärung mit ihm statt. Ich halte das Projekt für machbar, würde aber schon vorsehen, ihm - zumal Du durchaus für ihn Arbeit (Wachen) hast - auch den Zugang zum Haus zu gestatten. Wenn das partout nicht sein soll: Du hast offenbar ja ein dog sharing, will sagen: die zweite Partei - Nachbarn - sollte am selben Strang ziehen. Mastiff-gemäss wäre dann aber ohnehin, dass er "seine" Familie hat - auf den Nachbarn kommt es also nicht so wahnsinnig stark an. Sehr viel mehr fällt mir im Moment nicht dazu ein.
Grundsätzlich: unser Grundstück ist sehr sehr viel grösser als 5000 m2 und wir haben "Zwischenzäune", da das Ganze einzuzäunen gar nicht möglich ist. So sind um das Haus herum und einiges mehr (bei uns in Hecken) Zäune. Möglicherweise wäre also eine Art von Zwischen-Einzäunung auch ein Weg für Dich?
Lieferanten: bei uns war die Sache glasklar und musste nicht erzogen werden: sie werden ignoriert, solange ich da bin. Bin ich nicht da, kommt niemand in den Innenzaun-Bereich. Besucher: Hund ignoriert sie völlig. Möchte nicht kennengelernt werden. Ist aber sehr gerne bei geselligen Terminen dabei - sieht zu und, wenn gelacht und gegessen und gesessen wird, zieht er fürs nächste Mal seine Schlüsse. Für mich ein sehr guter "Ratgeber" nebenbei: wenn er/sie etwa grummelten (sehr leise), dann wusste ich die Finger von diesen Leuten zu lassen. Klingt komisch, ist aber Fakt und oft bewahrheitet, bis ich eben endlich lernte auf den Hund zu hören.
Kinder und Mastiff: gar kein Problem bei verständigen Kindern, die auch den Hund respektieren. Besuchende Kinder: dto. Ich habe allerdings niemals Kinder und Mastiff zusammen gelassen, einfach der schieren Masse wegen (mein Bub wiegt 111 kg, mein Mädchen wog 89 kg). Beim Wedeln fliegt da schon mal eine Vase vom Tisch.
Resumee: Die sehr individuellen Lebens- und Wohnverhältnisse sind in meinen Augen ein gutes Konzept auch für einen "Mastiff", sofern ihm sein Teil Heimat und vor allem sein "Herr" oder "Frau" klar zugeordnet sind. Deshalb, wenn Dein und Ehemanns Bauchgefühl, aber auch die Bereitschaft in den Kerl zu investieren, vorhanden sind, sehe ich keine Probleme. Worauf ich aber immer wieder abhebe: ein Mastiff ist ein starker Kerl - in jeder Beziehung und er braucht "starke Leute" - keine Brüller, keine Trainierer, keine nach aussen demonstrierte Dominanz, die im Grunde nur eine Cholerik ist oder die einen "grossen" Hund für die eigene Kleinheit braucht. Mir persönlich waren die "Molosser"-Besitzer mit Bauch, eher gedrungen und dafür laut, immer ein Graus. Deshalb waren wir auch nie "organisiert".
Wachhund: ich habe meinen Mastiff nie als solchen gesehen, allerdings wer ihn sieht, geht davon aus, er sei einer. Meine haben niemals Gelegenheit gehabt, sich ? auszuprobieren, denn, wenn es darum geht, "zuzupacken", mache ich das. Ich gehe für meine Hunde davon aus, dass ein ernsthaft böser Angreifer über sie obsiegen würde, denn sie haben keinen Antrieb und kennen keine Gewalt. Wozu ich Euch eigentlich spontan raten würde, wäre ein Mallinois, aber nun ist der kleine Kerl einmal da und ich würde - selbst ich, die ewig Zauderliche - der Sache eine Chance geben. Mein Rat ist etwas ungenau, ich weiss, aber vielleicht ein Mosaiksteinchen.
Mastiff"mischling": ja, ich denke er ist ein Mischling, Pfoten sind sehr klein (Foto nicht so deutlich?) Kopf ist sehr schmal etc.: was nun noch in ihm steckt -was die Amerikaner, unnachahmlich Heinz57, nennen - weiss ich nicht.
Ich glaube aber sicher, dass Hund seine Dankbarkeit direkt umsetzen wird und ihr Freude an ihm haben könnt. Voraussetzungen, m.E., habe ich oben beschrieben.
Was ich noch anmerken möchte: der Körperbau den Du beschreibst: er benötigt gfs. jetzt noch zusätzliche Nahrung oder Hilfen für den Knochenbau? Möglicherweise liesse sich das online organisieren? Wie steht es mit Impfungen Piroplasmose z.B.? Ich denke, in den "südlichen Gefilden" sind ein paar Vorkehrungen notwendig, aber das weisst Du sicher auch selbst.
Ich würde mich freuen, zu hören, wie die Sache ihren Fortgang nimmt.
Geändert von Donata (25.05.2013 um 14:52 Uhr)
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