Ich komme noch einmal hierauf zurück, denn das ist mein Lesetipp für euch.
Zitat:
Zitat von Dega
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Wie weit würdest du gehen, um den Mord an deinem Hund zu rächen?
Die Geschichte handelt von einem Mann, der zusammen mit seinem Hund, dem Pitbullterrier Hobbes, sowie 3.282 geerbten Büchern, ansonsten aber völlig allein in einer Jagdhütte in der Einsamkeit der Wälder von Maine lebt.
Nun beginnt eines Tages die Jagdsaison, und der Protagonist Julius hört einen Schuss, der viel zu nah an seiner Hütte gefallen ist. Wenig später findet er seinen Hund, der angeschossen wurde und infolge seiner Verletzungen stirbt. Julius beschleicht ein Gefühl, das er noch nie gespürt hat und dem er keinen Namen gibt: Rachedurst. Und so nimmt er das Präzisionsgewehr seines Großvaters aus dem ersten Weltkrieg aus der Scheune und erlegt einen Jäger nach dem anderen, denn ein Jäger muss es sein, der seinen Hund auf dem Gewissen hat ... oder doch nicht? Wenn er Glück hat, leben die Jäger noch ein bisschen, nachdem er auf sie geschossen hat, so dass er ihnen eine Zeichnung seines Hundes zeigen und ihnen die Frage stellen kann: "Hast du diesen Hund erschossen?"
Somit ist aus einem einsiedlerisch lebenden Kautz, der die Sprache Shakespeares, seinen Hund und die Blumen in seinem Gärtchen liebt über Nacht ein sogenannter brutaler Serienkiller geworden, der innerhalb kürzester Zeit mehrere Menschen auf dem Gewissen hat. Und natürlich kommt ihm die Polizei bald auf die Spur und kreist ihn immer enger ein. Doch es gelingt dem Autor, so kurios das auch klingen mag, Sympathie für diesen Julius zu erwecken, und ja, man kann ein Stück weit nachvollziehen, dass er tut, was er tut. (Wie weit würdest DU gehen?)
Das liegt zu einem großen Teil an der Schilderung des Seelenlebens dieses Julius und an einer Sprache, die von einer derart unglaublichen Zartheit ist, von einer Poetik, so schön, dass man es kaum aushält. Und an anderen Stellen trifft sie den Leser wie ein Beil. Erstaunlicherweise gilt das auch für die Übersetzung ins Deutsche.
Die Stille, die Einsamkeit, den Einbruch der jagdgeilen Menschen in dieses unberührte Gebiet, immer wieder die Erinnerungen an den ermordeten Hund und seine Liebe zu ihm, die ein Band knüpfen zu Erinnerungen an weitere Verluste: den seines Vaters, seines Großvaters und seiner Kriegstraumata, seiner Mutter, die er nie kennengelernt hat, weil sie bei seiner Geburt starb und der Frau in seinem Leben, die eines Tages so beiläufig verschwindet, wie sie aufgetaucht ist - all das wird spür- und erlebbar durch diese grandiose Sprache.
Beiläufig ist auch die Schilderung der Jagd des Protagonisten auf die Jäger - er erschießt sie ebenso en passant und unaufgeregt wie er Plastiktüten über seine Blumen stülpt, um sie vor der Kälte zu schützen oder wie er Vogelfutter ausstreut, um die Vögel des Waldes zu füttern.
Es geht um vieles in dem Buch. Um die Liebe zum Hund, um Melancholie und Einsamkeit, um Erinnerungen, um Krieg, um Waffen, um die Liebe zur Sprache und zu Büchern, um eisige Kälte, ein bisschen auch um Liebe und um die Natur.
Ich schreib euch ja nicht oft eine Rezension, aber hier musste es einfach sein! Ab-so-lute Empfehlung! Ich kann euch versichern: ihr werdet weinen um diesen erfundenen, ermordeten Hund und um den Riss mitten durch das Herz seines Herrchens. Aber mit ein wenig Glück werdet ihr die Großartigkeit der Sprache spüren, euch werden Schauer über den Rücken laufen, weil Worte so derart schön sein können, dass man daran zerbrechen möchte, dass man sie festhalten und nie, nie wieder loslassen möchte!
Um es etwas prosaischer zu formulieren: Von der Stimmung ist es ja ein bisschen wie Shining, aber wesentlich weniger blutrünstig. Die Intention ist auch eine andere.