Eva Hornung: Dog Boy
http://www.amazon.de/Dog-Boy-Roman-s...ywords=dog+boy
Zuerst einmal ein Link zur Einstimmung:
http://www.houndsandpeople.com/de/ma...hunde-moskaus/
Der 4jährige Romochka wird eines Tages von seiner Mutter und "Onkel" allein in der Wohnung zurückgelassen. Es ist Winter und wir befinden uns in Moskau.
Nach einigen Tagen ist dem Kleinen so kalt und er ist so hungrig, dass er das mütterliche Verbot, die Wohnung zu verlassen, übertritt.
Auf der Straße begegnet er einem der zahlreichen Straßenhunde Moskaus, genauer gesagt, einer Hündin, die gerade geworfen hat. Obwohl seine Mutter ihm verboten hat, Straßenhunde anzufassen, da diese Krankheiten übertragen, folgt er der Hündin - denn alles, was er weiß, ist: "Hunde sind warm".
Er wird in dem Rudel, dessen Matriarchatin eben jene Hündin ist, aufgenommen und zusammen mit den Welpen aufgezogen. Sehr schnell lernt er die Hunderegeln und ihre Sprache und lebt sozusagen wie ein Hund, integriert in das Rudel und am Rande der Moskauer Gesellschaft in der Nähe einer Müllkippe in einer Höhle. Die Obdachlosen, die ebenfalls dort leben, respektieren ihn, weil er immer von seinen Hunden begleitet wird und auch, weil er nicht um Geld bettelt, sondern lediglich um Nahrung, also Reste, Hundefutter.
Natürlich fehlen ihm die ausgeprägten Sinne der Hunde, und obwohl er sie verfeinert, gelingt es ihm natürlich nicht, das Gehör und den Geruchssinn seiner "Wurfgeschwister" zu erreichen oder ihre wehrhaften Zähne zu bekommen.
Aber als Mensch hat er andere Fähigkeiten, die er sich für die Nahrungsbeschaffung und Bettelei zunutze machen kann: er kann sprechen. Und er kann Tüten füllen und sie tragen. So gelingt es ihm nach und nach, sozusagen zu einer Art Anführer des Rudels zu werden, zumindest dann, wenn es unter Menschen geht. (speechless dog training sozusagen
)
Auf diese Weise verbringt er die nächsten drei Jahre in seinem Rudel, und was zunächst ein bisschen eklig scheint (der infernalische Gestank in der Höhle, das Gesäugtwerden von der Hündin, das Fressen von Beutetieren - eh, es geht ums nackte Überleben!) wird nach und nach zur Normalität, zum "Ich" des Jungen. Auf der anderen Seite vergisst er seine menschlichen Wurzeln nie ganz.
Die entscheidende Wendung erlangt die Geschichte dann, als Menschen aus der besseren Gesellschaft ins Spiel kommen, die ihn unbedingt "resozialisieren" wollen.
Mehr verrate ich vom Inhalt nicht.
Nur so viel - das Ende kommt völlig unerwartet. Und ob es ein Happy End ist, mag jeder für sich entscheiden ...
Mir hat das Buch gefallen. Beim Lesen der Buchbeschreibung dachte ich "oh man, was für ein Kitsch", doch so ist es gar nicht. Es wird lakonisch, emotionsarm und präzise vom bitterarmen Teil von Moskau und der hündischen Lebensweise erzählt. Das kommt dem Inhalt sehr zugute, denn gerade bei so einer Geschichte ist der Balanceakt zwischen Erträglichkeit und gefühlsduseliger Edle-Wilden-Romantik eine Gratwanderung.