NOTFALL!
Lea
Pekinese, unkastrierte Hündin, 4,7 kg schwer, 9 Jahre alt.
Standort: PS in Bonn
Lea wurde als Welpe von Eltern für ihre Tochter angeschafft. Die ist inzwischen erwachsen und ausgezogen – Lea blieb bei der Mutter. Als dann noch einmal ein Baby erwartete, sollte die Pekinesendame bereits im letzten Jahr weggegeben werden, doch da man sich bei dem Vermittlungsversuch keine sonderliche Mühe gemacht hatte, fand sich niemand für Lea. Nun wurde es plötzlich ganz eilig und die Vermittlerin wurde angesprochen:
Lea würde eifersüchtig auf das Baby reagieren und wäre ab und zu unsauber. Auf Nachfrage stellte sich heraus, dass man jegliche Kosten und Mühen gescheut hatte, um ein neues Zuhause zu finden. Ins Tierheim sollte der Hund aber auch nicht, weil man dort eine Abgabegebühr zahlen muss – und kosten durfte der Hund natürlich nichts!
Als man dann noch fallen ließ, dass so ein Hündchen auch plötzlich „entlaufen“ könnte, gingen bei der Vermittlerin die roten Lampen an und sie entschied, Lea bei sich aufzunehmen, um ihr in Ruhe liebe, nette Leute zu suchen.
Die Vermittlerin schreibt:
Als ich Lea übernahm, erhielt ich neben einem nach Urin stinkenden Hund in einer Babywindel, die noch fürchterlicher stank und aussah, eine alte Decke: klamm-naß und stinkend. Mich traf fast der Schlag und es dämmerte mir, dass die Aktion “Lea” noch schwierig werden würde!
Jeder Hund wird bei mir tierärztlich untersucht, bevor er bei mir einzieht. So auch Lea. Der Tierarzt war schon nach der äusseren Inaugenscheinnahme her genauso entsetzt. Keine Worte mehr fanden wir dann bei der Untersuchung: die Blase fühlte sich an, als ob sie prallvoll mit Steinen wäre. Dies hat sich im Ultraschall auch bestätigt.
Lea konnte gar nicht mehr normal die Blase leeren, sie hatte ständig Schmerzen und Harndrang, tröpfelte nur noch vor sich hin.
Lea wurde tags drauf operiert: die Steine habe ich als „Andenken“ aufbewahrt – es war erschütternd zu sehen, welche Klumpen in dieser kleinen Blase Platz finden mussten. Es hat sich übrigens ergeben, dass es Struvitsteine sind.
Genauso erschütternd war der restliche Zustand von Lea: sie kannte keine Befehle, nicht mal ihren Namen, war nicht leinenführig und wusste gar nicht, was andere Hund sind.
Es stellte sich heraus, dass Lea einmal täglich am Abend aus dem zweiten Stock runter auf einen Grünstreifen an der Strasse getragen wurde und sich dort leeren musste. Nach 5 Minuten ging es sofort wieder rein. Ansonsten kannte Lea buchstäblich NICHTS. Sie war ganz offensichtlich für die Herrschaften ein Spielzeug, das man nach Belieben gebrauchen und dann wieder wegstellen konnte. Bedürfnisse hatte dieses Tier nicht zu haben.
Die OP liegt nun drei Wochen hinter uns, die Antibiose ist beendet und Lea geht es gut. Das Trockenfutter aus dem Billigst-Segment wurde durch hochwertiges Nassfutter ersetzt, das mit URO-Pet Paste angesäuert wird – sie frisst es gerne. Dreimal täglich bekommt Lea einen wohlschmeckenden Nierentee, der die Blasen zusätzlich durchspült.
Die Inkontinenz hat sich deutlich gebessert: Lea kann wieder normal Urin absetzen und wir haben sie inzwischen soweit, dass sie alle 3-4 Stunden raus in den Garten geht und ansonsten in der Wohnung eine PoochPad-Windel trägt. Die ist eigentlich fast immer pulvertrocken, aber „sicher ist sicher“.
Der Tierarzt ist mit dem jetzigen Zustand sehr zufrieden. Die Blutwerte werden besser, das Herz hört sich sehr gut an und die vorhandene alte Hornhautverletzung bedarf keiner weiteren Behandlung.
Die Seele von Lea allerdings ist ganz offensichtlich schwer angeschlagen: als sie kam, wirkte sie wie innerlich abgestorben.
Jetzt, tagsüber in einem ruhigen Haushalt, immer bei einem, ist sie etwas „aufgetaut“ und inzwischen ein ausgeglichenerer Hund, der anfängt, eine eigene kleine Persönlichkeit mit eigenem Köpfchen zu werden.
Lea liegt einem gern zu Füssen oder auch schon mal neben einem. Auf den Schoß oder den Arm kommt sie gar nicht – körperliche Nähe ist ihr sichtlich unangenehm: wohl, weil sie das auch gar nicht kennt. Sie liebt es, im Garten zu liegen und zu dösen, wird langsam anhänglich und freut sich über Zuwendung.
Lea kann bei uns nicht bleiben. Deshalb suchen wir DRINGEND ruhige, verständnisvolle, möglichst rasseerfahrene liebe Menschen mit viel Zeit und möglichst auch eigenem Garten, die Lea bei sich aufnehmen.
Meine Ausführungen sind deshalb so ausführlich, damit klar wird, dass Lea kein Hund ist, der „nebenher“ laufen soll. Sie braucht Menschen, die ihr zeigen, dass sie sie liebhaben und die sich endlich um sie kümmern. Sie muss wahrgenommen werden, man muss sich ihr in kleinen Schritten annähern und viel Geduld haben.
Wir denken, dass Lea gesundheitlich wieder ganz fit wird – es ist aber (da muss man ehrlich sein) auch möglich, dass sie zumindest stundenweise eventuell weiter ihre Hundewindeln tragen muß. Der finanzielle Aufwand für die Einlagen ist minimal – es wäre also eher die Mühe, die man damit hat.
Lea ist an anderen Hunden nicht interessiert, was aber nicht heisst, dass nicht auch ein lieber Ersthund vorhanden sein könnte! Auch gegen hundeerfahrene Katzen hat Lea nichts einzuwenden.
Leas Leben hat mit 9 Jahren nun endlich angefangen – wir hoffen sehr, dass es jetzt auch bald ein Happy-End mit einer eigenen Familie gibt! Lea wird selbstverständlich nur nach Vorkontrolle und mit Schutzvertrag abgegeben.