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Alt 11.06.2014, 20:01
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Standard AW: Epileptiforme Anfälle durch Herzinsuffiziens

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Kynologische Diskussionstagung der Universität Hohenheim

Herzerkrankungen beim Hund
Referent: Dr. Schober, Leipzig


Ein autonomes Reizbildungs- und Erregungsleitungssystem reguliert den Rhythmus des Herzens. Auch äußere Einflüsse wie psychische Erregung, Blutveränderungen etc. können die Herzaktion beeinflussen.

Herzerkrankungen gibt es zu etwa 2-5% bei Hunden, die unter 4 Jahre und zu etwa 20-50% bei denjenigen, die über 8 Jahre alt sind.

Die Herzerkrankungen können die Klappen, entsprechende Gefäßstämme am Herzen, den Herzbeutel und den Herzmuskel betreffen. Seltener erkrankt primär das Erregungsleitungssystem des Herzens. Man unterscheidet prinzipiell die angeborenen von den erworbenen Herzerkrankungen.

Es gibt Klappenverengungen (= Stenosen), als Missbildungen im Bereich der Semilunarklappen und Gefäßanomalien an der Herzbasis als angeborene Herzerkrankungen. Man kennt erworbene Herzerkrankungen mit erblicher Komponente, die sogenannten Rassendispositionen. Herzmuskelerkrankungen (Kardiomyopathien) betreffen dabei vorwiegend großrahmige Rassen und degenerative Herzklappenerkrankungen (Endiokardiosen) meist kleinere Rassen.

Symptome bei Herzerkrankungen sind mangelnde Belastbarkeit, Umfallen nach Belastung, Husten, Müdigkeit und Schwäche, Abnehmen von Körpermasse, Atemnot und Bauchwasser. Die klinische Untersuchung sollte in ruhiger Atmosphäre erfolgen. Hier sind z.B. violette oder bläuliche Schleimhäute, schwacher Puls, Herzrhythmusstörungen, Wasser in der Lunge, Herzgeräusche oder gestaute Halsvenen festzustellen.
Beim EKG kann man die am Herzen entstehenden elektrischen Signale von der Körperoberfläche ableiten und aus aufgezeichneten Kurven entsprechende Schlüsse ziehen. Das EKG ist jedoch nur ein Puzzleteil im Diagnostikprofil. Manchmal ist ein Langzeit-EKG erforderlich, z.B. bei Tieren, die plötzlich umfallen.
Bei mangelndem Hinweis auf Epilepsie könnte eine Herzrhythmusstörung dahinterstecken.
Das Phonkardiogramm zeichnet den Herzschall auf: Eine Spezialuntersuchung, die nicht zum Routineprogramm gehört. Mit ihr kann man u.U. mehr Geräusche aufnehmen, als das menschliche Ohr beim Auskultieren hört. Die klassische Untersuchungsmethode von Herz und Lunge ist das Röntgen. Die Lunge wird stets miteinbezogen, da sie in unmittelbarer Funktion zum Herzen steht. Röntgen gibt Aufschluß über Durchblutung der Lunge, Wasser, Tumoren, Folge von Traumen des Brustkorbes und Herzformveränderungen.

Für die eigentlich Quantifizierung der Herzarbeit wird die Echokardiograhie (Herzultraschall) eingesetzt. Sie gestattet verläßliche Aussagen über die Herzanatomie und -funktion.

Eine besondere Untersuchung ist die Doppler-Echokardiograhie, mit deren Hilfe Blutflüsse dargestellt werden können. So erhält der Arzt exakte Informationen zu Herzdefekten, beispielsweise Aortenstenose.

Ein Herzkatheter wird bei seltenen, komplexen oder unklaren Herzerkrankungen sowie vor Herzoperationen eingesetzt.

In Deutschland ist die Aortenstenose die häufigste unter den angeborenen Herzerkrankungen. Es handelt sich dabei um eine Verengung des Aortenklappenapparates. Sie kommt hierzulande vor beim Boxer (vermutlich erblich), Golden Retriever (vermutlich erblich), Bullterrier, Neufundländer (nachgewiesen erblich), Deutschem Schäferhund, Rottweiler u.a. Der Schweregrad kann sich bis zum Ende des hundlichen Wachstums steigern, anschließend erfolgt eine lange, stationäre Erkrankung.

Je nach Schweregrad zeigen die Tiere nicht immer Symptome, was fatal ist, wenn der befallene Hund zur Zucht eingesetzt wird und die Krankheit weitervererbt. Klinische Symptome bei entsprechendem Schweregrad der Aortenstenose: Vor allem mangelnde Belastbarkeit, Umfallen bei oder nach Belastung, Husten eher selten, Schwäche, Körpermasseabnahme, Atemnot, Bauchwasser. In der Diagnostik stellt man zunächst Herzgeräusche beim Auskultieren fest.
Die Geräuschquelle sollte per Ultraschall verifiziert werden. Diagnostik im EKG: evtl. hohe Ausschläge, Herzrhythmusstörung. Im Röntgenbild oft kaum Veränderungen, erst in der Spätphase leichte Vergrößerung des Herzens bzw. leichte Gefäßveränderungen.
Um diesen Defekt sicher zu diagnostizieren und von anderen Herzdefekten abzugrenzen, ist Echokardiograhie zwingend erforderlich. Hiermit entdeckt man die Stelle des Defektes und erhält Aufschluß über Schweregrad und Prognose.

Die Therapiemöglichkeiten sind begrenzt. Die Belastung des Hundes sollte eingeschränkt werden. Manchmal setzt man Betablocker ein oder "sprengt" mit Ballonkatheter die Klappen. Der Vererbungsmodus der Aortenstenose ist nicht bekannt.

Zur Zeit werden in Deutschland Anstrengungen unternommen, unter Feldbedingungen beim Boxer die Heritabilität (Erblichkeit) zu schätzen.

Eine zweite angeborene Herzerkrankung ist die sogenannte Atriventrikularklappendysplasie, auch AV-Klappendysplasie genannt. Es handelt sich um eine Mißbildung von Mitral- und/oder Trikuspidalklappe. Betroffen Rassen: Bullterrier, Deutscher Schäferhund, Deutsche Dogge, Golden Retriever, Cavalier King Charles u.a. Erblichkeit wird vermutet. Symptome: Herzgeräusch, Umfallen Bewegungsunlust, Rhythmusstörungen, Atemnot. Der Herzultraschall bringt sichere Diagnose. Therapie: Nur begrenzte Möglichkeiten.

Verbreiteter als die AV-Klappendysplasie ist die primäre Herzmuskelschwäche, die sogenannte dilatative Kardiomyopathie. Die Erblichkeit ist ungeklärt, es gibt jedoch Rassedispositionen. Betroffen sind vorwiegend großrahmige, in 80% männliche Hunde (Neufundländer, Deutscher Schäferhund, Deutsche Dogge, Bernhardiner, Rottweiler, Riesenschnauzer, Boxer, Irischer Wolfshund, auch Cocker). Es handelt sich um eine erworbene Erkrankung, die im Alter von 2-4 Jahren eine Herzmuskelschwäche verursacht, dann mit 3-4 Jahren manifest wird.

Es gibt Sonderformen insofern, als sich die Krankheitsverläufe bei den diversen Rassen unterscheiden. Auch die Prognnose ist je nach Rasse unterschiedlich. Die dilatative Kardiomyopathie ist dadurch gekennzeichnet, daß sich der Herzmuskel fehlentwickelt. Er dünnt im Lauf der Jahre aus und kann nicht mehr effektiv pumpen, um genügende Blut in Umlauf dazu bringen. Die Prognose ist beim Riesenschnauzer, Irischen Wolfshund und Cocker verhältnismäßig gut, bei Bernhardiner und Dogge schlecht, beim Dobermann sehr schlecht. Symptome: Leistungsschwäche bei mittelalten, vorwiegend männlichen Tieren.
Gewichtsabnahme, schneller Herzschlag. In fortgeschrittenen Fällen: Atemnot und Wasserbauch, auch Wasser in de Lunge. Später: Freßunlust. Die Ursachen für die dilatative Kardiomyopathie sind unbekannt. Diskutiert werden Virusinfektionen, Nährstoffmangel (Taurin, Carnitin), Hormoneinfluß, Fehlleistung des Immunsystems. Diagnostik: Röntgen, EKG, Ultraschall. Therapie: Mehrere Herzmedikamente, kochsalzarme Diät, Carnitin- und Tauringaben.

Eine andere erworbene Herzerkrankung mit spezieller Rassedisposition ist die primäre Herzklappenerkrankung, die sogenannte Mitralklappenundichtigkeit (Endokardiose). Sie betrifft Mittelalte bis alte Hunde vorwiegend kleiner Rassen, aber auch den Cocker. Symptome: Herzgeräusch (oft Zufallsbefund), Husten, Leistungsschwäche, Bewegungsunlust, Atemnot. Es können auch plötzliche Todesfälle auftreten. Ursachen: Bei Cavalier und Teckel ist die Erblichkeit nachgewiesen. Sonst auch Alterserkrankung. Diagnostik: Röntgen, EKG, Ultraschall. Therapie: Medikamente. Prognose: Gut. Die Tiere sterben selten an Herzversagen. Manchmal muss jedoch euthanasiert werden, weil der Husten unstillbar wird.

Im Zweifelsfall würde ich durchaus zu Dr. Schober nach Leipzig fahren.
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L.G Monty und die Rasselbande:

http://www.youtube.com/watch?v=c2Qlw3pzWv4