Du Erbsenzähler!
Natürlich ist KEIN Hundehalter eine tabula rasa, die komplett bei null anfängt. Die meisten haben vorher schon Kontakt zu Hunden und deren Haltern gehabt, haben vielleicht sogar mal ein Hundebuch gelesen...
Den meisten Menschen wird es aber wohl eher schwer fallen, einmal Gehörtes oder Gelesenes wirklich präsent zu haben und das dann auch korrekt umzusetzen.
Nun gibt es Menschen, die eher mal selber rumprobieren, (bewusst oder unbewusst) beobachten und ihren Umgang mit ihrer Umwelt, incl. Hund, entsprechend anpassen.... und dann gibt es Menschen, die eher kopflastig sind, alles analysieren und richtig machen wollen, die "verbissen" an wie auch immer an sie herangeführten Lerntheorien und Erziehungsmethoden festhalten.
Um mal in Extremen zu sprechen und die vielen unterschiedlichen Charaktere dazwischen zu vernachlässigen.
Um auf dein Beispiel zurückzukommen:
Sicher beeinfusst so was... den einen eher negativ, den anderen "positiv".
Was ist mit den unbedarften Ersthundhaltern, die auf einem Hardliner-Platz landen? Die einen lassen sich vom bestimmten Auftreten der Leute dort beeindrucken und bewundern die gehorchenden Hunden. Die anderen gucken sich das Ganze mehr oder weniger entsetzt an und lassen sich dort nie wieder blicken.
Nur Ratio? Oder doch nicht auch zu einem großen Teil Gefühl?
Wie sieht es mit Kindern aus?
Ich habe von Anfang an Hunde geliebt, doch meine Eltern wollten keinen und haben Hunde daher nie thematisiert. Ab meinem 6. Lebensjahr fing ich an, extrem zu nerven. Resultat: an meinem 7. Geburtstag bekam ich meinen ersten Hund geschenkt, für dessen Erziehung und Versorgung ich komplett alleine verantwortlich war (meine Eltern haben lediglich alle Kosten getragen und meine Mutter hat morgens gefüttert, während ich in der Schule war). Ich habe einfach "gemacht". Ohne darüber nachzudenken. Wir waren beste Freundinnen, haben uns wortlos verstanden und waren (nach der Schule) unzertrennlich. Eine Leine kannte meine Lilla nicht.
Oder:
Zwei von Demonas Wurfgeschwistern wurden in eine Familie mit 2 Kindern vermittelt. Die Tochter war 4, der Sohn 10. Die Eltern waren total hundenarrisch und haben den Kindern immer einen positiven und verantwortungsbewussten Umgang mit Tieren vermittelt. Trotzdem war der Sohn immer etwas reserviert. Die Kleine hingegen war absolut fasziniert und hatte von Anfang an ein Händchen für die Vierbeiner.
Als der Rüde im besten Pubertieralter war, knallte es und er hat den Jungen ernsthaft angegriffen. Mit dem kleinen Mädchen hingegen gab es NIE Probleme.
Das Umfeld war (fast) identisch. Die Kinder waren nur einfach vom Charakter her sehr unterschiedlich...und haben sich daher auch den Hunden gegenüber anders verhalten.
Hey... ich plädiere ja nicht dafür, sich ausschließlich auf seine Intuition zu verlassen!
Ich habe nur den Eindruck, dass viele Menschen einfach das Gefühl für ihre gesamte Umwelt verlieren und viel zu "ich-orientiert" sind. Solche Menschen sollten vielleicht mal innehalten und sich bewusst machen, dass sie da mit einem fühlenden und womöglich leidenden Lebewesen umgehen.
Gefühl und Verstand (mit "Weiterbildung" und Erfahrungsaustausch") sollten bestenfalls ineinandergreifen.
Das gilt insbesondere für Second-Hand-Hunde, die nicht immer nur aufgrund äußerer Umstände abgegeben werden. Gerade die Hunde, bei deren Erziehung einiges schief gelaufen ist und deren Besitzer überfordert sind, sehen wir das immer wieder: problematisches Verhalten ist manchmal wie "weggeblasen", ohne dass die neuen Halter überhaupt bewusst was getan haben.
Grüßlies, Grazi