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Alt 24.04.2016, 17:06
nell_the_bullmastiff nell_the_bullmastiff ist offline
Ritter / Edle
 
Registriert seit: 06.03.2016
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Standard AW: Vorbereitung auf den letzten Weg

Hey ihr Lieben...

Ich wollte nochmal etwas schreiben, da mich diese Gedanken nicht loslassen und ich mir jetzt auch in meiner Trauer große Vorwürfe mache...

Ich erinnere mich, dass meine beiden Ärztinnen zur Beratung über das Medikament Trocoxil gesagt haben, dass es innerlich nichts Gutes bewirkt, wie auch jedes andere Medikament, dass zur Schmerzentlastung gegeben würde...
Nell war ja nicht mehr transportabel, sie vermuteten (weil es in den meisten Fällen so ist), dass im Bauchraum Tumore wären. Die Medis schlagen vor allem auf die Leber und können ebenfalls bewirken, dass Tumorveränderungen stattfinden. Sie sagten, sofern dies der Fall sei, würden die irgendwann einfach von alleine aufgehen und der Hund würde innerhalb kürzester Zeit sterben. Ich fragte, wie lange diese Zeit ist und sie meinten, eine bis maximal fünf Minuten.
Ich war entsetzt und fragte, ob das friedliche Einschlafen durch Spritze dann nicht besser wäre, da ich meinem Tier den Todeskampf ersparen möchte. Als Antwort kam: Es geht soooo schnell, und sie würde davon nichts mitbekommen. Ich habe ihnen geglaubt...

Nun meine Beobachtung und Wahrnehmung des Sterbens von Nell...

Sie fing extrem an zu hecheln, sie lag zu meinen Füßen... als ich runter schaute sah ich, dass sie sich im Liegen mit einem Pipi erleichtert hatte. Ich wusste sofort, dass es jetzt soweit ist... Ich hab sie animiert, auf ihre kuschelige Matratze zu kommen, damit sie nicht auf dem kalten kargen Boden sterben muss, legte mich dann neben sie und streichelte sie einfach nur. Ihr Körper bäumte sich so extrem auf, sie lag, und alle Gliedmaßen gingen schräg nach oben, die Zunge hing weit heraus, sie verdrehte so oft die Augen, der ganze Körper krampfte...
Zwischenzeitlich hatte sie immer ein paar "Ruhephasen", in denen sie mich anschaute und an mich ran rückte, sobald ich etwas von ihr abliess.
Nach 15 Minuten war es noch nicht vorbei, und so rief ich alle Tierarzthandynummern in der Umgebung an, die ich finden konnte, aber niemand ging irgendwo dran... Ihr Bauchraum pulsierte in ganz abartiger Form, die Krämpfe und für mich sehr sehr gruselig anmutenden Körperbewegungen wurden intensiver, es war wirklich schrecklich... Nach fast einer Stunde (!!!!!) nochmal eine kleine Ruhephase, in der ich aufstand, und ihr Pipi wegmachen wollte...
Sie konnte sich nochmal aufrappeln, lief mir die fünf Meter von ihrem Platz zum Bad entgegen, ich hörte sie, ging ihr entgegen und dann brach sie im Flur in meinen Armen für immer zusammen... Ihr Körper hatte noch über den Zeitraum von wenigen Minuten ein paar Aufbäumungen, bis sie es dann endlich geschafft hatte...

Leute, sie hat EINE STUNDE gekämpft, mein kleines mutiges Löwenherz...!!!
Sie HAT es mitbekommen und hat sich dagegen gewehrt...
Wäre es Altersschwäche gewesen, hätte sie sich von mir verabschiedet und sich zurück gezogen... Sie wollte noch nicht gehen, hat meine Unterstützung und Nähe gesucht...

Ich hätte ihr das so gerne erspart, niemand verdient so einen Tod, das war definitiv zu lange, ich glaube nicht, dass die mich belogen haben, vielleicht wussten sie es auch nicht besser, aber für mich ist es jetzt die Hölle, weil ich ihr das nicht nehmen konnte... Hätte ich ne Knarre gehabt, ein Kopfschuss zwischen die Augen, ich hätte es getan...
Einem Bekannten ist es vor kurzem mit seiner Bullidame ähnlich ergangen, der Hund hat 50 Minuten elendiglich gekämpft, der Tierarzt war erreichbar, kam aber nicht...

Mit meinem JETZIGEN Wissen, würde ich meinen Tieren in einer solchen Situation frühzeitig die Spritze setzen, ausgenommen sind gesunde alte Tiere, die aus Altersschwäche "selbst" entscheiden, wann sie gehen...

Ja,mir geht es beschissen damit, ich wollte es aber für diejenigen aufschreiben, die damit noch keinerlei Erfahrung machen mussten..., vielleicht hilft euch meine Erfahrung irgendwann für euch die "richtige" Entscheidung zu treffen...

Es mag sein, dass die Ärztetheorie/praxis bei kleineren Hunden "funktioniert", meine Nell war aber IMMER eine Kämpferin, Giftköderattacken und anderes hat sie locker überlebt, einige Fehldiagnosen und Falschbehandlungen und auch 2 Not-OP´s, bei denen die Chancen mehr als schlecht standen...
Für mich wäre "ok" gewesen, wenn die maximal 5 Minuten gestimmt hätten, und jetzt fühle ich mich schlecht, weil ich nicht auf meine erste Intuition gehört habe... Ich hoffe es geht vorbei, sie fehlt mir so unsagbar...
Ich gehe Gassi mit der kleinen Hündin und fange an zu heulen, wenn ich einen großen Hund sehe... Wildfremde Menschen haben mich draussen schon in den Arm genommen und versucht zu trösten... Aber wie mein Bruder in einem seiner Songs singt... "Alle deine Wege, gehst du am Ende ganz allein..."

So, genug jetzt, danke für euer Ohr und geniesst jede Sekunde mit euren Fellnasen...

Geändert von nell_the_bullmastiff (24.04.2016 um 17:08 Uhr)
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