NOTFALL!
Ben
Old English Bulldog-Boxer-Mischling, (noch) unkastrierter Rüde, gechipt und geimpft, ca. 60 kg schwer, geb. November 2015.
Standort: noch bei seinen Haltern in Schweinfurt
Ben sucht DRINGEND ein neues Zuhause, da das Zusammenleben mit einem Kleinkind zu riskant ist. Alternativ wäre ihm aber auch mit einer kompetenten Pflegestelle oder einem übernehmenden Verein geholfen!
Ben ist leider kein Unbekannter für uns:
Anfang September hatten sich seine Vorbesitzer bei uns gemeldet und um Vermittlungshilfe für den jungen Rüden gebeten. Nach einem ersten Kennenlerntermin mit einer Interessentin hieß es jedoch am 20.09. ganz unvermittelt, dass Ben nun doch in der Familie bleiben und nach dem Umzug der Tochter bei ihr unterkommen werde.
Tatsächlich wurde Ben jedoch Anfang Oktober ohne unser Wissen, ohne Vorkontrolle, ohne vorheriges Kennenlernen und ohne Schutzvertrag einfach an eine junge Familie nach Bayern vermittelt, für die die Probleme damit auch schon anfingen.
Laut vorliegender „Zuchtpapiere“ soll es sich bei Ben um einen reinrassigen OEB handeln. Der Vorbesitzer hingegen gab die o.a. Rassemischung an… wenn man aber von Phänotyp und Größe ausgeht, ist eine American Bulldog-Beteiligung die wohl wahrscheinlichste Variante.
Interessenten sollten bedenken, dass OEBs keine offiziell anerkannte Rasse sind und daher einige Ordnungsämter kritisch reagieren, wenn man einen Hund dieser Rasse anmeldet. Sollte die Rasseangabe nicht akzeptiert werden und eine phänotypische Rasseeinstufung als American Bulldog oder AB-Mischling erfolgen, kann es durchaus sein, dass Ben – je nach Bundesland – als sogenannter „Listenhund“ eingestuft wird und man ein Negativgutachten plus Haltungserlaubnis braucht.
Leider scheint es Ben in seinem alten Zuhause nicht sonderlich gut gehabt zu haben: er wurde nicht ausreichend sozialisiert, ist offenbar körperlich gemaßregelt worden und zeigt dementsprechend einige Unsicherheiten und Ängste, auch gegenüber Alltagsgegenständen wie Zeitungen, Flaschen, Töpfen, Staubsauger und Kopfbedeckungen. Aber auch die Leine und sich schnell auf ihn zubewegende Hände und Füße verunsichern ihn.
Fremden Personen, insbesondere Männern, gegenüber zeigt sich Ben anfangs recht misstrauisch und lässt sich nicht anfassen. Wird er bedrängt oder versucht man sogar, ihn unvermittelt im Kopfbereich anzufassen, springt er vor und würde notfalls auch zupacken, da er offenbar schon gelernt hat, sich damit unliebsamen Kontakt vom Leib halten zu können.
Gibt man Ben aber etwas Zeit gibt, um Vertrauen zu fassen, wird er aber relativ schnell zutraulich. Hierbei hilft ungemein, dass der „Dicke“ ziemlich verfressen ist.
Zu seinen Bezugspersonen ist er dann auch unglaublich verschmust und anschmiegsam…. eine Knutschkartoffel in XXL halt!
In für ihn stressigen Situationen mag Ben sich aber auch bei „seinen“ Menschen nicht am Halsband packen lassen: hier zeigt er bislang aber nur eindeutiges und klares Drohverhalten (Knurren, Lefzen hochziehen, Drohschnappen). Auch sollte man wissen, dass Ben seine Bezugspersonen beschützen möchte und gegen Fremde abschirmen möchte.
Besuch wird hingegen in der Regel freudig erwartet… da die Situation aufgrund unbeabsichtigten Fehlverhaltens der Besucher „kippen“ könnte, ist es wichtig, Ben nicht herbeistürmen zu lassen. Man sollte den Burschen dann ignorieren, bis er sich ruhig und freundlich annähert.
Hundeerfahrene bzw. am besten molossererfahrene Personen, die auch in der Lage sind, einen solchen Brocken sicher (!) zu halten und zu führen, sollten all dies mit der richtigen und souveränen Anleitung wieder hinbekommen. Ben muss einfach erst einmal lernen, dass er seinen neuen Menschen wirklich in jeder Situation vertrauen kann und dass diese ihm alle wichtigen Entscheidungen abnehmen.
Derzeit lebt Ben mit einer 15 Monate jungen und deutlich kleineren Hündin zusammen, der er sich ganz klar unterordnet.
Leider fehlt Ben im Umgang mit Artgenossen jedoch die Übung. Er ist zwar mit den meisten Hündinnen verträglich, zeigt sich bei anderen Rüden aber schon deutlich unentspannter. Leinenbegegnungen sind dementsprechend nicht immer einfach. Der Jungspund neigt zum Pöbeln oder springt hoch, beisst in die Leine und schüttelt diese. Dieses Verhalten sollte man bereits im Ansatz unterbrechen. Wir empfehlen daher den Besuch einer guten Hundeschule, in der man sich mit Molossern auskennt.
In entspannter Umgebung läuft der Bursche ordentlich an der Leine und befolgt auch die Grundkommandos (Sitz, Platz, Bleib, Fuß), wenn diese ruhig und konsequent eingefordert werden.
Ben ist altersentsprechend noch sehr verspielt. Im Überschwang seiner Gefühle (insbesondere wenn er sich über jemanden freut) vergisst er sich und walzt dann alles nieder.
Man muss den kleinen Grobmotoriker in solchen Momenten richtig zu nehmen wissen und sanft, aber bestimmt zur Ruhe bringen. Aufgrund seines – im wahrsten Sinne des Wortes – umwerfenden Charmes sollten alle Familienmitglieder im neuen Zuhause daher nicht nur hundeerfahren, sondern vor allem standfest sein.
Obwohl Ben laut Vorbesitzer mit Kindern kompatibel sein sollte, ist er ganz eindeutig mit dem Verhalten eines Kleinkindes überfordert, das sich unkontrolliert bewegt und laut ist. Er hat bereits mehrfach versucht, den kleinen Sohn der Familie zu maßregeln. Den jungen Eltern ist es daher verständlicherweise zu riskant, Ben zu behalten.
Derzeit sind Hund und Kinder komplett getrennt und Ben wirkt im Haus gleich viel ausgeglichener und gelassener.
Um zu verhindern, dass der arme Tropf zum Wanderpokal wird, wird er daher nur in ein ruhiges Zuhause ohne Kindern bzw. maximal zu absolut vernünftigen Kindern im Teenageralter vermittelt!
Gegen eine erwachsene, gelassene und gut erzogene Hündin im neuen Zuhause hätte Ben sicher nichts einzuwenden. Laut Vorbesitzer ist der junge Mann auch katzenverträglich und könnte evtl. zu souveränen Samtpfoten vermittelt werden, die sich nicht von seiner Größe einschüchtern lassen.
Ben ist stubenrein, bleibt ein paar Stunden brav alleine zuhause und fährt mit wahrer Begeisterung im Auto mit.
Obwohl er die Grundkenntnisse der Hundeerziehung beherrscht, ist noch einiges an Training erforderlich, da Ben – in dem Alter nicht verwunderlich – insbesondere im Freilauf alles andere viel interessanter findet als seine Menschen und dann gerne mal „überhört“, dass man ihn ruft. Ohne Ablenkung klappt es aber schon recht gut mit dem Freilauf und dem Abruf.
Übrigens hat Ben eine total niedliche Marotte: er spielt unglaublich gerne mit leeren Plastikflaschen, klaut diese dann auch mal vom Tisch und schmeisst sie dann mit Freude durch die Luft.
Ben braucht dringend ein liebevolles, aber konsequentes und vor allem stabiles Zuhause, in dem er erst einmal zur Ruhe kommen kann. Ein Haus mit Garten wäre zwar schön, ist aber kein Muss, solange seine neuen Menschen genug Zeit für ihn und für schöne Spaziergänge haben.
Wir wünschen uns für Ben ein Zuhause bei Menschen, die trotz einiger Erziehungsdefizite, seinem typischen Bulldog-Sturkopf und seinem überschäumenden Temperament sein Potential erkennen, sich voll und ganz auf ihn einlassen und ihm die Sicherheit, Liebe und Zuwendung schenken, die er sich wünscht.
Da Bens Vermittlung eilt, würden wir uns aber auch sehr über ein übernehmendes Tierheim oder einen Verein freuen, der ihn bei sich aufnehmen und auf ein harmonisches Zusammenleben in einer Familie vorbereiten kann!
Die Vermittlung erfolgt zu den im Tierschutz üblichen Bedingungen mit Vor- und Nachkontrolle/n, Schutzvertrag und gegen Schutzgebühr. Keine Vermittlung in Zwinger- oder Außenhaltung, kein Wach- oder Schutzdienst.