Leider gab es für Kali – wie befürchtet – bislang keine einzige Anfrage. Die Kombination rasseuntypisches Aussehen x Unverträglichkeit x Erkrankung schreckt offenbar zu sehr ab.
Da ich die Hündin mittlerweile persönlich kennenlernen durfte und hellauf begeistert von ihr bin, möchte ich die einzelnen Punkte einmal „aufdröseln“ und hoffe, dass sich dadurch einige Ängste / Sorgen relativieren.
Auf den uns zur Verfügung gestellten und sehr schönen Bildern ist Kali teilweise gerade mal ein knappes Jahr alt und daher noch nicht ausgewachsen. Mittlerweile ist sie stabiler und kantiger geworden, so dass man den Dogo Canario schon deutlicher sieht, allerdings würde man sie auf den ersten Blick insbesondere aufgrund ihres Haarkleids eher für einen Mischling halten, obwohl sie aus einer bekannten deutschen Zucht stammt und Papiere hat.
Kalis Fell ist vor allem am Kopf (Bärtchen) und an den Beinen / Pfoten zu lang und hart, so dass man fast schon glauben könnte, irgendwann wäre doch mal ein Schnauzer oder ein Hollandse Herder eingekreuzt worden. Dieses etwas eigenwillige Aussehen ändert aber nichts daran, dass es sich bei ihr um eine ausgesprochen schöne und gut proportionierte Hündin handelt, die aufgrund ihrer Größe gut händelbar ist, selbst wenn mal das Temperament mit ihr durchgeht.
Von einem gesunden Misstrauen Fremden gegenüber war zumindest bei mir nichts zu bemerken, als ich mich (gemeinsam mit der Pensionsbetreiberin) dem Auslauf näherte, in dem sich Kali frei bewegen durfte. Das Mädel stand aufrecht an der Tür, wedelte wie eine Irre und freute sich riesig über den Besuch. Nach einer kurzen Kontaktaufnahme durch die Gitter konnte ich ohne weiteres zu Kali hinein, die begeistert um mich rumwuselte und mir regelrecht in die Arme sprang, um sich ordentlich durchknuddeln zu lassen.
Nachdem sich die erste Aufregung gelegt hatte, rief ich ein paar Grundkommandos ab, um zu schauen, ob Kali tatsächlich so gut im Gehorsam steht wie unten beschrieben. Das Mädel praesentierte sich als sehr aufmerksame Hündin, die unglaublich lernwillig ist und ihrem Menschen gefallen möchte. Mit etwas stimmlicher Motivation und ein paar Leckerchen war sie mit Feuereifer dabei und führte die Kommandos oftmals schon auf mein Sichtzeichen aus, bevor ich das Signal aussprach!
https://www.youtube.com/watch?v=opBDmXcFoB8
Auch als wir zu einem Spaziergang aufbrachen, überraschte es mich, wie gut Kali an der Leine lief, obwohl sie nun schon seit gut drei Monaten in der Pension untergebracht ist und nicht regelmäßig ausgeführt wird. Ich hätte Aufregung und heftiges Leinenzerren erwartet, doch stattdessen lief das Mädel recht artig neben mir her. Sie war zwar verständlicherweise nicht allzu konzentriert, wechselte gerne mal die Seite, um irgendwo zu schnuppern oder zog mal kurz an, doch ließ sie sich ganz einfach korrigieren.
Da Kali als unverträglich beschrieben wurde, suchten wir nun gezielt nach anderen Spaziergängern.
Als wir dann endlich einen Kleinhund entdeckten und diesen regelrecht umkreisten, passierte genau…. gar nichts. Kali blieb völlig entspannt und reagierte nicht einmal, nachdem ich sie regelrecht auf das Tierchen aufmerksam gemacht hatte und wir uns bis auf knapp 10 m genähert hatten.
Als wir später hingegen auf Entfernung einen großen Hund entdeckten, guckte sie schon interessierter. Der große Test folgte dann, als sich uns auf einem Feldweg drei Artgenossen in ihrer Größe frontal näherten: an einer kleinen Wegkreuzung stellten wir uns vorsichtshalber ein paar Meter abseits und ich ließ Kali neben mir absitzen. Als die fremden Hunde uns passierten, hielt es sie jedoch nicht im Sitz und sie sprang aufgeregt bellend, aber ohne echte Aggression, vor. Da ich sie im Geschirr gepackt hatte, war es auch überhaupt kein Problem, sie sicher zu halten.
Für eine hunde-erfahrene Person, die souverän auftritt, dürfte es ein Leichtes sein, an diesem Verhalten zu arbeiten und mit vorausschauendem Laufen und entsprechendem Einwirken (Unterbrechen des Blickkontakes und Fokussierung auf den Menschen) diese noch relativ milde Form der Leinenpöbelei zu unterbinden.
In der Hundepension zeigt sich Kali auch nicht komplett unverträglich: solange sie aus dem Nachbarauslauf nicht dumm angemacht wird, ist sie völlig entspannt und nimmt durch den Zaun auch mal freundlich Kontakt zu ihrem Nachbarn auf. Testweise wurde sie einmal (mit Maulkorb gesichert) mit einem sehr netten Labrador-Rüden im Auslauf zusammengebracht und war ganz angetan von ihm.
Da die Süße aber im Sozialkontakt recht ungeübt ist und ihr Verhalten gerade im Spiel kippen kann, sollte man Zusammenführungen langsam angehen und Kali lieber einen Maulkorb aufsetzen. Sie ist daran gewöhnt und akzeptiert den MK, auch wenn sie nicht begeistert ist und gelegentlich schon mal mit dem Kopf über den Boden schubbert, um ihn loszuwerden.
Ich könnte mir durchaus vorstellen, dass Kali mit einem ihr körperlich gewachsenen, souveränen und eher ruhigen und ausgeglichenen Rüden vergesellschaftet werden könnte. Allerdings BRAUCHT Kali andere Hunde für ihr Glück nicht: die Aufmerksamkeit ihrer Menschen reicht ihr vollkommen.
Ebensowenig braucht sie stundenlange Spaziergänge oder Action pur. Gemütliche Hunderunden, gerne mit der Möglichkeit im Wasser zu plantschen, und körperlich angemessene Bewegung und Beschäftigung im eigenen Garten wären genau ihr Ding!
Die entzückende Kali, die übrigens null Interesse am Geflügel des Nachbarn (siehe Foto) zeigt, hat während meines Besuchs einen kerngesunden Eindruck gemacht: keine Schmerzensäußerungen, kein Lahmen, kein „hakeliges“ Bewegungsbild, keine Probleme beim Aufstehen aus dem Sitz oder Platz, kein Schwächeln oder Zittern während des Spaziergangs.
Sie hat eine gute Figur und ist trotz der eingeschränkten körperlichen Auslastung in der Pension noch gut bemuskelt. Solange man auf ihr Gewicht und eine vernünftige Bewegung achtet, sollten sich die gesundheitlichen Probleme hoffentlich auch in Zukunft im Rahmen halten.
Um die Wahrheit zu sagen, mag ich nicht so recht an die bei Kali diagnostizierte Erkrankung glauben, weil ein paar Punkte nicht passen. Wir werden uns Befunde & Co. nun etwas genauer anschauen und gegebenenfalls weitere Untersuchungen veranlassen, um diesbezüglich Sicherheit zu erlangen.
Nur soviel sei jetzt schon gesagt: Hätte ich nicht schon vier eigene Hunde, die mich mehr als genug auslasten, hätte ich sie sofort selber genommen!
Kali hat ein total einnehmendes Wesen und macht mit ihrem lustigen Rumgehopse und ihrer freudig angebotenen Kooperation einfach nur Spaß. Wer einen agilen Hund sucht, der einem aber selber keine sportlichen Höchstleistungen abverlangt und auch die ruhigen und verschmusten Momente genießt, der wird mit ihr genau den richtigen vierbeinigen Partner finden.
Wer der Süßen eine Chance gibt und sie mal live erlebt, wird ihrem Charme bestimmt nicht widerstehen können!
Grazi (Molosser-Vermittlungshilfe)