Guten Morgen zusammen,
wie oben schon geschrieben, haben wir einen Teenager zu Hause, der mich langsam in den Wahnsinn treibt. Und das Schlimme ist, ich glaube ich habe ihn verkorkst ...
Angefangen hat es im Juli 2016, als wir unseren Podenco-Breton Mix aus dem Tierheim hier in Spanien geholt haben. Sie hatte in ihren 3 Jahren das volle Programm erlebt (Tötungsstation und zuvor einer dieser sadistischen Jäger), und demnach war sie sehr ängstlich. Laute Geräusche, Regen oder Wind, sie fing immer gleich an zu Zittern. Nach ca. 6 Monate harter Arbeit und mit Hilfe einer Hundetrainerin die uns unter anderem zeigte die Signale der Hunde zu lesen und dementsprechend zu Handeln, hatten wir sie "wieder hingekriegt". Sie ist immer noch unsicher, aber kein Vergleich zu letztem Jahr.
Im Feb. 2017 haben wir noch einen Hund aus dem Tierheim geholt. Dieses mal sollte es aber ein etwas "stabilerer" Hund sein, denn 2 so unsichere und schreckhafte Kandidaten zu Hause wäre wohl nichts gewesen. Laut Tierheim sollte er ein Galgo-Mix sein und 1 Jahr alt. Wir dachten prima, der ist ungefähr gleich gross und wird wohl nicht mehr viel wachsen, perfekt für Luna. Hinzu kam dass er sofort auf uns, bzw. mich fixiert war und mit Luna sehr gut auskam.
Als wir ihn abgeholt haben und mit ihm zu unserem Tierarzt sind, da kam dann heraus dass die andere Hälfte in ihm ein Mastin Espanol ist und er nur 6 Monate alt ist. Mein Mann hat sich natürlich gefreut da er ein grosser Mastiff-Fan ist. Jedoch nach allem was ich gelesen habe, ist er kein Anfängerhund und man muss schon genau wissen was man tut. Und nun bin ich hier in diesem Forum gelandet ....
Er ist nun ca. 10 Monate alt, ist ca.1kg pro Woche gewachsen. Von aussen schaut er aus wie ein Galgo, und im Inneren steckt der Mastiff. Er ist ein riesen Kalb geworden und wenn er mal so richtig ziehen würde, dann läge ich am Boden. Nun konnte ich mich bei Hunden schon immer durchsetzen, mein Mann ist leider das genaue Gegenteil. Man kann ganz klar sehen dass unser Dup mich respektiert und sich von mir kontrollieren lässt, und meinen Mann liebt er einfach nur, nimmt seine Kommandos allerdings nicht ernst. Je älter er ist, desto mehr kommt der Schutzinstinkt raus. Hinzu kommt noch dass Teenager-sein ...
- Hunde dürfen nicht mehr in meine Nähe. Er stellt sich dazwischen und wehrt alles ab. Wenn er meint da ist Gefahr, dann setzt er sich zwischen meine Beine, kommt der Hund zu Nahe, springt er drauf und beisst in die Nase. Andere Hunde anfassen ist nicht mehr drin. Sieht er dass ich einen anderen Hund anfasse, dann rennt er wie der Wind zu uns rüber, und stoppt das. Ich weiss zwar dass ich das stoppen muss, aber ich weiss nicht wie.
Bei Menschen hat er dies noch nie gemacht. Allerdings bin ich mir sicher, wenn mir einer dumm kommen würde, würde er springen. z.B. gab es da mal eine Situation mit einem unserer Gärtner. Der Gärtner stand in unserem Garten und hat mich angebrüllt (nur angebrüllt aus ca.5m Entfernung). Dup war im Haus und hat das ne Weile mit angesehen. Ich drehe mich um zu ihm weil ich mir schon dachte ihm gefällt das nicht, und gerade noch rechtzeitig, weil er schon zum Sprung angesetzt hatte. Dieser Gärtner ist natürlich jetzt bei ihm unten durch.
Im Doggy Park hat mal eine Frau ihren Hund auf den Hintern gehauen. Dup hat sich vor die Frau gestellt, Augen zusammen gekniffen und sie angesehen als ob er sagen wollte "du bist eine ganz miese Frau". Bin mir sicher, wenn sie nochmal zugeschlagen hätte, dann wäre er gesprungen.
- Ich hatte schon immer bisl Schiss wenn ich alleine im Haus war, und die Gartentüre auf war. Luna sass dann neben mir auf der Couch, hat die offene Gartentüre angestarrt, grosse aufgerissene Augen und dann fing sie an zu Zittern. Irgendwann nach ein paar Monaten kam mir der Gedanke, dass sie das von mir übernommen hat. Sie muss wohl gespürt haben dass ich etwas Angst habe, und hat dass dann übernommen.
Nun ist Dup da, der "grosse" Beschützer, hat da zwei Angsthasen auf dem Sofa hocken und denkt sich wohl "prima, an die Arbeit!". Er hat auch sehr gute Arbeit geleistet, denn seitdem er im Haus ist, habe weder ich noch Luna Angst. Aber er dreht nun durch .... Beim kleinsten Geräusch bellt er los (meist immer nur ein Beller). Weise ich ihn zurecht, dann wackelt der ganze Hund wie Gummi, der Schwanz wedelt hin und her, als ob er ganz stolz auf seine Arbeit ist.
Ab Nachmittag legt er sich zwischen mir und Luna auf die Couch, und legt sich entweder halb über mich oder nur seinen Kopf auf meine Brust, starrt dann die Gartentüre an und knurrt in einer Tour, bis ich entweder diese Türe zu mache, oder mein Mann nach Hause kommt.
Sobald es dunkel ist, da ist dann ganz schlimm. Er läuft ununterbrochen durchs Haus, kontrolliert ob alles okay ist, er scheint permanent in Alarm zu sein - und wieder bis ich die Gartentüre zu mache. Erst dann findet er Ruhe .....
- Er ist auch extrem dominant (so deute ich es jedenfalls) und hat absolut keine Angst. Bei ihm gibt es kein zurück, es geht immer nur nach vorne. Im Doggy Park hat er sogar unsere "Käfig-Chefs" dazu gebracht klein bei zu geben. Der ist sogar letztens auf einen Monster-Rottweiler los. Naja, der Rottweiler hat ihn verfolgt, wollte wohl spielen. Dup ist ihm immer ausgewichen, hat ihn aber nicht los bekommen. Da hat er sich umgedreht und wollte zuschnappen. Der Rottweiler heulend weg gerannt, kam allerdings immer wieder zu unserem Dup zurück ... Ich denke mir oft, wenn er das mit 8,9 oder 10 Monaten macht, was ist wenn er mal 2 oder 3 Jahre ist ?
Mein Problem ist, das Bellen und Knurren zu Hause und das andere Hunde angehen draussen. Der bellt so laut, dass ich jedesmal kurz vorm Herzinfarkt bin. Und Luna ist natürlich dann auch in Alarm weil sie denkt da ist wirklich was. Meist ist da aber überhaupt nichts, und langsam glaube ich, dass er nicht nur unseren Garten, sondern auch die Gärten aller anderen Nachbarn schützen will. Vielleicht ist da 5 Gärten weiter ein Geräusch und dann bellt er, aber bei uns ist da meist überhaupt nichts im Garten. Anders kann ich es mir nicht erklären ....
Ich kann ihn wie gesagt gut kontrollieren wenn er einen Hund anspringen will (vor allem weiss ich wann es los geht und bin gewarnt), dann stoppt er meist beim ersten Kommando.
Bei unserem Hundesitter, der meist so um 10 Hunde hat, da gibt es anscheinend keine Probleme mit anderen Hunden (er war im Juni für 2,5 Wochen dort und alles war wohl okay). Also liegt es wohl an uns oder wenn wir dabei sind.
In der Hundeschule "spinnt" er die ersten 15 min, danach ist alles okay. Scheint so als ob er erst mal jedem klar machen muss, dass er nun der "Chef" ist, und danach ist er ruhig und macht gut mit.
Hundetrainer ist bis ca. Mitte Sept. nicht machbar. Die nächste gute Trainerin ist mind. eine Fahrstunde entfernt und nun kommt die Zeit in welcher wir grosse Hitze haben. So 45C bis 55C und mehr, das ist in einem Auto trotz Klimaanlage eine Zumutung für die Hunde.
Ich weiss nicht ob er eine gute Sozialisierung in den ersten 6 Monaten bekommen hat, es scheint aber eher nicht der Fall. Er war wohl bei einer Familie mit Kleinkindern, und das zeigt sich weil er Kinder über alles liebt. Als wir ihn bekommen haben, da sind wir abends immer in Doggy Park. Dort gibt es ein eingezäuntes Gelände, wo wir sie auch mal ohne Leine laufen lassen können. Es sind auch immer viele Hunde dort. Nur seitdem er sich so benimmt, da halten alle zu uns Abstand. Wenn wir dort sind, dann kommt fast keiner mehr rein und er bekommt wieder keinen Kontakt zu anderen Hunden. Zu Hause wechseln andere Hundehalter die Strassenseite wenn sie uns sehen. Zuvor als wir nur Luna hatten, da sind sie alle zu uns gekommen weil "die Luna ist ja soooo süss".
Vielleicht sollte ich noch erwähnen, er akzeptiert mich als "Boss", ebenso meinen Mann und seltsamerweise Luna, obwohl sie "schwächer" ist (also unsicher, etc.) Im Doggy Park haben wir dann die Situation dass Luna sich jedem Hund gleich unterordnet, aber gleichzeitig ordnet sich Dup Luna unter, obwohl er andere Hunde dominiert. Ist ne ganz komische Konstellation ....
Ich erhoffe mir, dass mir der ein oder andere vielleicht mit seiner Erfahrung helfen kann. Ich bin zwar mir Hunden gross geworden (u.a.5 Schäferhunde) aber mit Schutzhunden habe ich so gar keine Erfahrung, und mein Mann ist einfach zu weich und nicht konsequent genug. Ich bin mir bewusst dass der Haken irgendwo bei uns liegt und wir etwas falsch machen, was dann dieses Verhalten bei ihm verursacht. Ich weiss nur nicht genau was wir falsch machen und wie wir das ganze Verhalten in die richtige Bahnen lenken können. Ich weiss noch nicht mal ob wir sein Verhalten richtig deuten.
Ich würde mich freuen wenn ihr mal euren Senf zu meiner Geschichte abgeben könntet und Tips sind immer willkommen !
Vielen lieben Dank schon mal und sonnige Grüsse !