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Alt 24.10.2022, 08:37
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Grazi Grazi ist offline
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Registriert seit: 21.04.2005
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Standard AW: Erziehung ist ein Gefühl

Zitat:
Zitat von Durchschnittswert Beitrag anzeigen
Wirklich richtig das unerzogene Hunde ein echtes Problem darstellen? Ich bin auch ab und an in einer Stadt und hatte und habe bisher kein tatsächlich reales Problem mit unerzogenen Hunden gesehen.
Wie Kerstin (Pöllchen) schon schrieb: In der Stadt fällt das nicht sonderlich auf, da dort die meisten Hunde nicht nur von Rechts wegen angeleint sein müssen (hier in NRW besteht z.B. Leinenpflicht in "im Zusammenhang bebauten Gebieten"), sondern weil die meisten Hundehalter so vernünftig sind, nicht zu riskieren, dass ihre Vierbeiner auf die Straße laufen und überfahren werden.

"Problematisch" wird es überall dort, wo man Hunde halbwegs gefahrlos laufen lassen kann. Ich erlebe viel zu oft Hunde, die null Bindung zu ihren Menschen haben, unkontrolliert in andere Hunde reinlaufen (selbst wenn man deutlich signalisiert, dass kein Kontakt gewünscht ist), keinen verlässlichen Rückruf haben, unkontrolliert stöbern und hetzen, hinter Joggern und Radfahren herlaufen, an fremden Menschen hochspringen, über frisch bepflanzte Äcker rasen, in Wiesen und auf Wegen tiefe Löcher buddeln.

Zitat:
Leistungsgesellschaft.. Wer da mithalten muss, ist arm dran
Aber sollten wir nicht zwischen Leistungsgesellschaft und Gesellschaft unterscheiden können? Ein Hund sollte gesellschaftstauglich sein. Aber tauglich für eine Leistungsgesellschaft? Ist das nicht ein bisken viel verlangt?
Das hätte ich besser erklären sollen. Stimmt. Ich erwarte keine "Leistung" vom Hund selber. Wie sollte ich? Dem sind unsere menschlichen Konventionen und Erwartungen schnuppe.

Vielmehr geht es darum, dass man in der heutigen Gesellschaft nach dem beurteilt wird, was man leistet. Das betrifft auch uns Hundehalter. An sich gibt es einen gewissen gesellschaftlichen Druck, seinen Hund so zu erziehen, dass er gesellschafts- / alltagstauglich ist. Es gibt Leute, denen das schnuppe ist und die ihre Hunde nicht vernünftig erziehen....und somit dafür sorgen, dass "wir" schräg angeguckt werden (manchmal auch Schlimmeres).

Ich z.B. bin mir dessen bewusst, dass ich - vor allem wenn ich mit vier Hunden unterwegs bin - sehr genau beobachtet werde und "abliefern" muss. Völlig unabhängig davon, dass ich von mir aus halbwegs gut erzogene Hunde haben möchte, um ihnen so viele Freiheiten wie möglich schenken zu können.

Tatsächlich ecke ich mit meinen Hunden äußerst selten an (Beschimpfungen schmeissen mir in der Regel die klassischen Hundehasser an den Kopf). 99 % unserer Begegnungen mit Spaziergängern, Joggern, Radfahrern, Reitern verlaufen absolut entspannt und wir erhalten sehr oft Lob und Komplimente.... was mich natürlich sehr freut, aber auch ein Ansporn ist, auch weiterhin darauf zu achten, dass die Hunde nicht aus dem Ruder laufen und nicht träumend / telefonierend mit ihnen unterwegs zu sein.

Zitat:
Träumend durch die Gegend laufen.. ja, das geht nicht einfach so. Ich habe vergessen zu erwähnen das wir in einem kleinen Dorf beheimatet sind. Wir haben Felder, Wiesen und Wälder. Ein Vorzug den ich bei meiner Schreiberei nicht erwähnt und nicht bedacht habe.
Ich denke, auch einige andere Fories leben recht ländlich und laufen mit ihren Hunden auch nicht träumend durch die Gegend.

Ich lebe zwar in Bonn (Stadtrand), gehe hier im Wohnumfeld maximal eine kurze Runde. Ansonsten packe ich mir die Hunde immer ins Auto und fahre raus, zumal wir hier glücklicherweise ganz viele traumhaft schöne Ecken haben, wo Hunde nach Herzenslust laufen können.

Zitat:
Kommunikation.. du hast deinen Hunden und dir genügend Zeit gegeben (Zeit ist relativ. Einer lernt schnell, der andere ist nicht die hellste Kerze auf der Torte) um einen Weg gemeinsamer Sprache zu finden. Basierend auf Verbal, Augenkontakt und Signal. Das kam aus deinem Gefühl heraus, -nicht aus einer Fernsehsendung und nicht vom Druck einer Leistungsgesellschaft.
Siehe oben. Der gesellschaftliche Druck spielt auf jeden Fall auch eine Rolle.

Grundsätzlich verlasse ich mich bei der Erziehung auf mein Bauchgefühl. Nicht, dass ich damit immer richtig liegen würde , aber als ich vor vielen Jahren alles analysiert und durchdacht habe, zig Bücher gelesen habe und mich an bestimmten Methoden versucht habe, habe ich schnell gemerkt, dass es nicht mehr rund lief. Zu viel Kopf, keine Intuition mehr.

Zitat:
Ja, ..von einem Angsthund erwarte ich nichts.. ..ich warte und nehme wozu er in der Lage ist zu geben.
Genau so sollte es sein!

Zitat:
Sitz am Bordstein.. wenn ein Hund dort sitzt, ist er ebenso schnell auf der Straße, wie im stehenden Zustand.. ..sollte er es drauf anlegen. Wenn es aber die Nerven beruhigt, okay
Nein, ist er nicht.

Wenn ein Hund konsequent gelernt hat, dass er am Bordstein sitzen muss und erst los laufen darf, wenn er eine Freigabe bekommt, dann passiert so was eben nicht bzw. wird das Risiko minimiert, dass der Hund "ohne nach links und rechts zu gucken" auf die Straße springt.

Da ich nicht mehr regelmäßig größere Strecken durch's Wohngebiet laufe und dabei Straßen überquere, sind wir nicht mehr im Training. Einige meiner verstorbenen Hund sind aber (selbstständig) brav am Bordstein sitzengeblieben, selbst wenn ich in Gedanken war und kommentarlos weitergelaufen bin.... um dann irgendwann zu merken, dass kein Hund mehr neben mir hertrabte, sondern immer noch auf der anderen Straßenseite saß.

Grüßlies, Grazi
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Don't accept your dog's admiration as conclusive evidence that you are wonderful. (Ann Landers)

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