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Alt 02.08.2023, 00:04
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Grazi Grazi ist offline
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Standard AW: Erfahrungswerte Selgian / Adaptil?

Ich denke, das ist - wie so oft - eine Kombination aus genetischer Veranlagung und Erfahrungen.

Es gibt von Haus aus eher nervöse, unsichere, eher ängstliche Hunde, die sich dann von bestimmten Umweltreizen stark beeindrucken lassen.... aber eben auch eher souveräne, in sich ruhende Hunde, die sich ihrer selbst und vor allem ihrer Menschen sicher sind und sich dementsprechend wenig beeindrucken lassen. Es sei denn, ihnen passiert etwas GANZ Traumatisches (siehe Maiva).

Nehmen wir mal ein wesensfesten Hund, der bestens aufgewachsen ist und zudem weiß, dass er sich auf seine Menschen verlassen kann... der erschrickt in bestimmten Situationen vielleicht kurz, orientiert sich dann aber an seinem Umfeld...und wenn das gelassen reagiert, denkt er sich "Ok, dann scheint das ja nicht so schlimm zu sein."

Nehmen wir jetzt einen Hund, der kein Grundvertrauen aufbauen konnte, weil er aus schlechter Haltung kommt und der nie richtig gelernt hat, mit Stress-Situationen umzugehen. Der erschrickt, schüttet sofort unglaublich viel Cortisol aus... und kommt von dem hohen Stress-Level einfach nicht runter, weil es - z.B. an Silvester - manchmal stundenlang weiterknallt.

Hier mal ein Beispiele von meinen Hunden:

Felicitas kam aus keiner guten Haltung und wurde von dem Halter sicher geschlagen / getreten. Das "Highlight" war dann ein SEK-Kommando, das die Tür auframmte, Rauchgranaten reinwarf und dann die Wohnung stürmte, in der sie sich befand.... ich habe dementsprechend eine 8-jährige Hündin übernommen, die extrem geräuschempfindlich war und anfangs bei jeder Gelegenheit regelrecht zusammenklappte und am ganzen Körper zitterte. Wir konnten sie an Alltagsgeräusche gewöhnen, aber Silvester war für sie die Hölle.

Ihre Tochter Vega kam mit 11 Wochen zu uns und hat dementsprechend eine "unbeschwerte Kindheit" erleben dürfen. Sie wuchs zu einer selbstbewussten souveränen Hündin heran. Als ihr mal ein Kind an Silvester (auf der nachmittäglichen Joggingrunde mit meinem Mann) einen Böller direkt vor die Pfoten warf, der in diesem Moment explodierte, hat sie sich natürlich erschrocken.... aber sie ist nicht in Panik geraten. An diesem Silvester war sie leicht verunsichert, doch das hat sich glücklicherweise nicht verschlimmert und in den Folgejahren hatten wir keine Probleme.

Nehmen wir nun Sofia. Sie kommt aus einer schlimmen Kettenhaltung, wurde misshandelt und hat NICHTS kennengelernt. Sie ist ein Angsthund. Selbst nach 6 Jahren geht vieles immer noch nicht (Spaziergänge im Wohnviertel, Fahrräder, schnelle Bewegungen fremder Männer, laute Geräusche). Aber sie orientiert sich glücklicherweise an uns. Die Böllerei hat sie anfangs extrem gestresst, aber sie WEISS, dass ihr in unter unserem Schutz nichts passiert. Unser Bett ist ihr Hafen. Sie liegt dann zwischen uns im Arm meines Mannes unter der Decke.... ihre Atmung beruhigt sich, das Herz schlägt langsamer und sie schläft ein.

Soweit ist Emilia leider noch nicht.

Grüßlies, Grazi
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Don't accept your dog's admiration as conclusive evidence that you are wonderful. (Ann Landers)

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