Den Unkenrufen bestimmter Personen zum Trotz reihe auch ich mich in die Riege derjenigen ein, die eine ihnen persönlich nicht bekannte Schülerin (die sich und ihr Projekt aber artig vorgestellt hat) unterstützen möchten und es zudem gut finden, dass Listenhunde und ihre Halter in einer Abitur-Arbeit thematisiert werden sollen. Schließlich ist das Mädel nicht in der Grundschule oder in der Sexta oder Quinta, wo man sich evtl. noch mit Kaninchen und Meerschweinchen begnügt.
Nun denn... warum ausgerechnet "solche" Hunde?
Zuallererst muss ich vorausschicken, dass ich generell hundebekloppt bin...und zwar von Kindesbeinen an. Und wahrscheinlich würde ich mit jedem Hund, egal welcher Rasse oder Größe, glücklich werden, der auf welchem Wege auch immer in mein Leben tritt. Solange ich es mir jedoch aussuchen kann, werde ich mich wohl immer für Molosser bzw. molossoide Hundetypen entscheiden.
Schon als ganz kleines Mädchen wollte ich unbedingt einen Hund haben und als ich bei einem Tierheimbesuch meine erste Dogge erblickt und mich im ersten Augenblick furchtbar vor ihr erschrocken hatte, war es um mich geschehen: die imposante Größe, die Eleganz, der breite Schädel, die beeindruckende Stimme hatten es mir angetan. Ich träumte fortan fast nur noch von Doggen.
Meine erste Hündin bekam ich zu meinem 7. Geburtstag. Sie war ein langhaariger Hütehund-Mix, stammte aus einer Arbeitslinie, war eine Seele von Hund und wurde zu meiner besten Freundin und ständigen Begleiterin. Durch sie lernte ich, dass ein Leben ohne Hund für mich nicht mehr wünschenswert ist und stark an Lebensqualität einbüsst. Nach Lilla trat Violetta in mein Leben... rein äußerlich eine kleinere Kopie meiner ersten Hündin, aber dank eines nicht unerheblichen Terrier-Anteils von ganz anderem und nicht immer ganz einfachen Temperament. Trotzdem liebte ich sie heiss und innig und hätte sie für nichts und niemanden auf der Welt wieder hergegeben.
Anfang der 90'er Jahre kaufte sich mein jüngerer Bruder einen Bullterrier, also einen Hund einer Rasse, die damals schon von so manch einem schief angeguckt wurde. Ich hingegen war völlig unvoreingenommen mit beim Züchter und was ich dort sah und lernte, brachte mich dazu, mich intensiver mit "solchen" Hunden zu beschäftigen. Die Liebe zu ihnen kam ganz natürlich hinzu, als ich Indra zu einer nicht nur bildschönen, sondern auch toll sozialisierten und freundlichen Hündin heranwachsen sah.
Doch noch hatte ich ja meinen kleinen wuscheligen Terrier und ein Zweithund war während meines Studiums nicht geplant. Doch erstens kommt es anders und zweitens als gedacht.
In der Familie gab es einen ungeplanten Wurf, so dass mein Lebensgefährte und ich plötzlich mit 6 Doggen-Mischlingen dastanden, die wir mit der Flasche großzogen. Natürlich blieb einer der Welpen bei uns und der Doggen-Virus brach wieder aus...
Demona nahm uns voll in Anspruch... auch weil sie zeitweise große gesundheitliche Probleme und daraus resultierend soziale Defizite hatte. Ich beschäftigte mich also immer intensiver mit veterinärmedizinischen Themen, aber auch mit Hunderziehung und Ethologie. Meine Hundekontakte weiteten sich aus...immer mehr Freunde und Bekannte mit "starken Rassen" kamen hinzu. Menschen und Hunde, deren Leid ich hautnah miterlebte, als die unsäglichen Hundeverordnungen in Kraft traten, und deren Leben von einem Tag auf den anderen völlig durcheinander geworfen wurden.
Mein Herz schlug mittlerweile für genau diese Hunde ganz besonders stark: ich mag und mochte ihr Wesen und ihr Aussehen. Diese Kombination von Eleganz, Kraft, Selbstsicherheit, Freundlichkeit, Temperament, aber auch Ruhe und Gelassenheit. Dazu noch das glänzende, kurze (und pflegeleichte!) Fell, unter dem man das Muskelspiel so herrlich beobachten kann, der breite Schädel, die herrlichen Falten an den richtigen Stellen. Ein Traum!
So verwundert es wohl nicht, dass zu Terrier und Dogge irgendwann noch ein Dritthund kommen sollte, der eben diese Qualitäten besitzt und die meinem eigenen Naturell übrigens auch am nächsten kommen. So sehr ich meine ersten beiden Hündinnen auch geliebt hatte: vom Temperament her und von ihrer Bewegungsfreude waren sie mir im Grunde zu sanft und angepasst bzw. zu hibbelig und aktiv.
Da ich mich nie für eine ganz bestimmte Rasse begeistern konnte und grundsätzlich Mischlinge mag, blieb ich auch jetzt wieder an einem Mix hängen... Vega ist ein Cane Corso-Mischling, vereint viele rassetypischen Eigenschaften in sich und bedient mit ihrem Aussehen das klassische "Kampfhund-Image": dunkelbraun gestromt, muskulös, breiter Schädel. Natürlich gibt es immer mal wieder Menschen, die uns deswegen blöd anmachen, doch das Gros der Leute lässt sich von ihrem ruhigen, gelassenen Auftreten und ihrer Gutmütigkeit überzeugen... wenn sie sich nicht gerade von ihrer schlechtesten Rabaukenseite zeigt, die sie durchaus auch hat.
Mit Mortisha, einem Franz. Bulldoggen-Mix, zog im vergangenen Jahr eine verkleinerte Ausgabe von Vega zu uns... so dass auch hier immer wieder ein "Kampfhund" vermutet wird. Doch mit ihrem witzigen Aussehen und ihrer Verspieltheit überzeugt sie so ziemlich jeden von ihrer Ungefährlichkeit. Auch wenn sie mir eigentlich zu klein ist, ist sie doch kompakt und kräftig genug, damit ich auch wirklich einen "vollwertigen" Hund vor mir habe... so komisch das auch klingen mag. Ich liebe halt diese körperlich etwas robusteren Hunde, die trotzdem totale Sensibelchen sind.
Und um die Liste komplett zu machen, möchte ich an dieser Stelle auch unseren Neuzugang erwähnen: Shila, eine alte Molosser-Mix-Dame, von der zumindest im Tierheim niemand mehr dachte, dass sie noch vermittelt werden würde. Mit ihrem Aussehen, ihrer zweifelhaften Rasse und darüberhinaus stark kupierten Öhrchen und Rute konnte sich nur ein Liebhaber solcher Hunde für sie erwärmen... und das sind wir nun einmal. Ein Blick in ihr gutmütiges Gesichtchen reichte aus, um uns zu verlieben. Auch wenn bei ihr das Äußere nicht meinen Idealvorstellungen entspricht (im Alter ist sie ein bissel ausser Form geraten), stimmt doch der ganze Rest... und somit passt sie ganz hervorragend zu uns.
Grüßlies, Grazi