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Alt 19.02.2007, 11:35
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Grazi Grazi ist offline
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Unglücklich unseriöser Tierbestatter

Als unsere Violetta im März 2003 eingeschläfert werden musste, beauftragten wir einen Tierbestatter aus dem Großraum Bonn, der aus Funk & Fernsehen bekannt war und der uns von zwei Bekannten persönlich empfohlen worden war. Ein großer Pluspunkt war für uns, dass dieser Bestatter ausschließlich mit dem Tierkrematorium in Badbergen zusammenarbeitete und nicht -wie bei einigen Unternehmen im Rheinland üblich- verschiedene Krematorien (u.a. in Holland) anfahren konnte.

Der Bestatter war sehr mitfühlend und zuvorkommend. An der Beratung war im Vorfeld nichts auszusetzen.

Violetta wurde in unserer TA-Praxis abgeholt und überführt.... doch zum vereinbarten Rückführungstermin der Asche meldete sich niemand bei uns. Ich gab dem Bestatter einen Tag Zeit. Es hätte ja durchaus sein können, dass sich durch Stau oder andere Gründe die Rückfahrt verzögert hatte und der Mann uns zu später Stunde nicht stören wollte. Doch nichts geschah. Auf meine Anrufe reagierte niemand, obwohl ich ein ums andere Mal auf den AB sprach. Daraufhin rief ich im Krematorium selber an und erfuhr zumindest, dass mein Liebling ordnungsgemäß dort eingetroffen war, dann aber wegen eines zu hohen Arbeitsaufkommens nicht am selben Tag, sondern erst am folgenden Tag einzeln kremiert worden war. Aus diesem Grund sei der Bestatter erst einmal ohne Asche zurückgefahren und habe diese bei seiner nächsten Tour mitgenommen. Eine plausible Erklärung... die eigentlich vom Bestatter selber hätte kommen sollen.

Tage später meldete sich der Mann bei uns, entschuldigte sich wortreich und bot uns an, die Urne persönlich (ohne zusätzliche Kosten) bei uns abzuliefern, da er sowieso am folgenden Tag an Bonn vorbeikomme. Gesagt, getan.

Tags darauf warteten wir auf den Bestatter, warteten...und warteten. Schließlich der Anruf: sein Navi habe ihn in Stich gelassen und er irre quer durch Bonn und sei nun unter furchtbarem Zeitdruck, weil er zu einem Gerichtstermin erscheinen müsse. Nach langem Hin und Her gelang es uns, ihn an unseren Wohnort zu lotsen. Nun musste alles schnell schnell gehen, er packte die Urne aus dem Karton...und mein Herz machte einen kleinen Aussetzer. "Das ist die falsche Urne!"

Der Bestatter schaute mich entsetzt an, erholte sich aber schnell und räumte ein, dass er sich nicht mehr sicher gewesen sei, ob ich eine blaue oder eine terracotta-farbene Urne gewünscht hatte. Er habe mit meinem Lebensgefährten telefoniert, doch der habe das auch nicht gewusst (was beides der Wahrheit entsprach)...und da er meinen Auftrag nicht mehr gefunden habe, habe er wohl die falsche Urne gewählt. Ich solle mir aber keine Gedanken machen: er garantiere, dass sich Violettas Asche in der Urne befinde. Ausserdem sei es kein Problem, die Asche umzufüllen. Er würde sich wieder bei mir melden, doch nun müsse er unbedingt zu seinem Termin. Also fix per Kartenlesegerät gezahlt und weg war er.

Wieder tat sich tagelang nichts. Mir ging es immer schlechter.... auf der Urne war kein Hinweis auf die Identität des Hundes zu finden. Öffnen ließ sich die Urne auch nicht... sie war fest verklebt. Durch sachtes Schütteln wurde mir jedoch schnell klar, dass die Asche lose darin lag und sich nicht etwa noch in einem verplombten Beutel befand. War das wirklich mein Hund? Die Zweifel nagten an mir... Nacht für Nacht plagten mich -wenn ich denn überhaupt schlafen konnte- Alpträume. Nacht für Nacht starb einer meiner anderen Hunde bei furchtbaren Unfällen und ich verzweifelte, weil ich nicht wusste, was ich mit ihren sterblichen Überresten tun sollte. Nacht für Nacht wurde ich weinend wach und auch tagsüber würde ich immer wieder von Heulkrämpfen geschüttelt. :traurig3:

Erst nach diversen Nachrichten auf dem AB rief der Bestatter endlich zurück. Nun schob er einen Kurzurlaub und unzuverlässige Mitarbeiter vor. Abermals wortreiche Entschuldigungen. Da die Urne im Nachhinein nicht mehr blau lackiert werden konnte (sie hätte dann nämlich anschließend in den Brennofen gemusst), bot er mir an, die Asche in eine Urne meiner Wahl umzufüllen. Da die (falsche) Urne aber nicht glasiert war, hätte die Asche ja nicht restlos umgefüllt werden können, weshalb ich auf dieses Angebot verzichtete. Dies brachte mir dann die leicht pampige Reaktion ein, dass ich ja wohl nicht glauben würde, die gesamte Asche meines Hundes sei in die Urne gefüllt worden... da falle schließlich immer etwas durch den Rost. War mir aber egal: von dem, was nun wieder bei mir war, wollte ich keinen Staubkorn mehr verlieren.

Ich rief daraufhin nochmals im Tierkrematorium an. Dort wunderte man sich sehr und teilte mir mit, dass man ansonsten sehr gute Erfahrungen mit eben diesem Bestatter gesammelt habe. Sie konnten sich das alles auch nicht erklären. Mir wurde dann das gesamte Procedere samt Nachweiskette für die Identifizierung der Asche detailliert geschildert. Das Tier erhalte vom Bestatter eine Plakette mit seinem Namen, Namen des Halters und Datum. Diese Plakette werde vom Krematorium durch eine Kremierungsnummer ergänzt. Nach einer Einzelkremierung werde die Asche in ein Plastikbeutelchen umgefüllt, dieses werde verplombt und mit besagter Plakette versehen. Der Bestatter erhalte den Aschebeutel und lege diesen in die Urne, die dann dem Hinterbliebenen überreicht werde. Warum der Bestatter den Beutel geöffnet und die Asche "pur" in die Urne gefüllt habe, verstand man im Krematorium auch nicht. Man verstand auch nicht, warum mir der Bestatter immer noch nicht die Urkunde über die Einzeleinäscherung hatte zukommen lassen... und schickte sie mir noch am selben Tag persönlich raus.

Also der nächste Anruf beim Bestatter. Wieder war er nicht zu erreichen. Da ich mich emotional nicht mehr in Griff hatte und nur noch heulte, sprach mein Lebensgefährte dem Herrn wiederholt auf's Band. Endlich -nach Tagen- der Rückruf. Deutlich pampiger als beim letzten Telefonat wurde mir gesagt, dass 90 % der Tierbesitzer keinen Plastikbeutel in der Urne wünschten. Er hätte ja nicht ahnen können, dass ausgerechnet ich das so haben wollte. Ich verwies auf mein Telefonat mit dem Krematorium und erwähnte die Plakette. Die müsse er ja wohl noch haben und die solle er mir doch bitte zuschicken. Der Bestatter versprach, sie zu suchen und sich bei mir zu melden.

Nach einer Woche vergeblichen Wartens und wiederholter (fruchtloser) Anrufe fragte ich in unserer TA-Praxis nach, ob der Bestatter auch für sie unerreichbar sei. Dies verneinte man. Der Herr habe -wie gewohnt- prompt auf einen Anruf reagiert und erst tags zuvor ein Tier bei ihnen abgeholt. Daraufhin fuhr ich zu meiner Bank und ließ den Betrag zurückbuchen. Wieder zuhause rief ich abermals in der Praxis an und bat darum, den Bestatter anzurufen und ihn über die Rückbuchung zu informieren. Keine 5 Minuten später klingelte das Telefon und der Herr war am Apparat. Er habe sich nicht mehr getraut anzurufen, weil er die Plakette nicht mehr gefunden habe... gerade eben hätte er jedoch einen 3-seitigen Entschuldigungsbrief an mich in den Briefkasten geworfen, in dem er noch mal alles erklärt habe. Diesen Brief habe ich -wen wundert's?- bis dato nicht erhalten.

Da ich psychisch absolut am Ende war, habe ich es dabei belassen... doch der Anblick der Urne bereitet mir immer noch leichte Magenschmerzen.

Verstärkt wurde das ungute Gefühl übrigens noch durch einen weiteren Vorfall:

Knappe zwei Monate nach Violettas Tod verstarb der Labrador-Mix einer Freundin während einer OP. Entfernungspauschale identisch, da ihr TA in direkter Nähe unserer TA seine Praxis hat. Die gleiche Urne. Ebenfalls Einzeleinäscherung mit Rückführung. Auch diese Entfernungspauschale hätte identisch sein müssen (wenn sie uns denn berechnet worden wäre), da meine Freundin im selben Stadtteil wohnt wie wir. Aaaaaber: wir haben für einen 17-kg-Hund 333 € bezahlt und meine Freundin für einen knapp 40-kg-Hund nur 300 €.

Lug und Betrug auf der ganzen Linie....

Als bei Demona im vergangenen Jahr Lymphdrüsenkrebs diagnostiziert wurde, rief ich sofort im Kleintierkrematorium Im Rosengarten an und klärte, was wir am Tag X machen sollten. Ich erhielt die Kontaktdaten eines Herrn, der mittlerweile hier in Bonn für das Krematorium selber arbeitet und der sich um die Überführung kümmern würde.

Vier Monate später war es soweit: wir mussten Demona gehen lassen. :traurig3:

Ich hatte nur wenige Tage zuvor nochmals mit dem Krematorium telefoniert und dabei erfahren, dass es zu weiteren massiven Beschwerden von Tierbesitzern über eben jenen Bestatter gekommen war und dass man ihm Anfang des Jahres die Zusammenarbeit gekündigt habe.

Als nun unsere TA zu uns nach Hause kam, um Demona den letzten Dienst zu erweisen, kam sie ganz vorsichtig auf das Thema zu sprechen und fragte uns, was wir mit unserem Döggelchen tun wollten. Wir sagten ihr, dass wir bereits alles geregelt hätten und dass wir ihr nur davon abraten könnten, den "alten" Bestatter weiterhin zu empfehlen.... woraufhin sie gestand, dass sie nun auch von einigen anderen Patientenbesitzern Klagen gehört habe.... eine Katzenbesitzerin streite sich gerade (mit einigen anderen Tierbesitzern) gerichtlich mit dem Bestatter und sie habe bereits alle Prospekte des Unternehmens aus ihrer Praxis verbannt.

Nun denn... Demona wurde abgeholt, kremiert und innerhalb der vereinbarten Frist incl. richtiger Urne und Einzelkremierungsnachweis persönlich zu uns zurückgebracht. Als mir der Krematoriumsangestellte Demonas Urne in den Arm legte und er sah, wie ich sie neben Violettas Urne stellte, wirkte er mehr als betroffen.... denn Demona war mit ihren 60 kg ein großer Hund gewesen, dessen Asche in eine 4l-Urne gefüllt worden war. Violettas Urne ist aber nur unwesentlich kleiner.... (ihr erinnert euch: sie wog lediglich 17 kg).

Ich weiss nicht, wessen Asche ich da erhalten habe.... und das tut mir im Herzen weh... doch trennen kann ich mich trotzdem nicht davon....

Traurig, Grazi

Geändert von Grazi (20.02.2007 um 07:24 Uhr)
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