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Experten: Menschen infizieren ihre Haustiere
So mancher Haustierhalter sorgt sich, dass "Bello" oder "Minki" bei engem Kontakt Krankheitskeime übertragen könnten. Dass auch umgekehrt Gefahr droht, haben kanadische Forscher jetzt belegt. Sie dokumentierten 16 Fälle, in denen Pferde, Katzen und Hunde an gefährlichen Staphylokokken-Infektionen erkrankten. Alle hatten sich nach den Erkenntnissen der Wissenschaftler bei ihren Haltern oder bei Tierärzten infiziert.
Bei dem Erreger handelte es sich um den gegen das Antibiotikum Methicillin resistenten Staphylococcus aureus (MRSA). Der zur Gruppe der Kugelbakterien gehörende, weit verbreitete Keim hält sich bevorzugt auf der Haut und Schleimhaut von Menschen und Tieren auf.
MRSA - Staphylococcus aureus
Bestimmte Staphylococcus-aureus-Stämme sind fast immer resistent gegen das Antibiotikum Oxacillin bzw. Methicillin, daher die Bezeichnung "Methicillin-resistenter Staphylococcus aureus", kurz MRSA. Die Liste der Krankheiten bzw. Infektionen, die durch sie verursacht werden, ist lang: Furunkel, Abszesse, Wundinfektionen, (sekundäre) Meningitis, Pneumonie, Sepsis, etc.
Die MRSA sind weltweit verbreitet - seit den 1960-er Jahren wird das Auftreten von MRSA beschrieben, ein gehäuftes Vorkommen wird seit ca. 15 Jahren weltweit beobachtet - und vor allem gefährlich, da sie monatelang auch in der Luft oder auf Geräten lebens- und infektionsfähig bleiben. Die Übertragung erfolgt durch Schmierinfektionen aber auch aerogen über Staub und Tröpfcheninfektion.
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Vor allem ein Problem für Krankenhäuser
Staphylococcus aureus
Das Bakterium, das bis vor kurzem vor allem in Krankenhäusern beobachtet wurde - daher auch "Krankenhauskeim" genannt, befällt häufig ältere Menschen oder Schwerkranke mit offenen Wunden. Gesunden Menschen, deren Immunsystem intakt ist, kann es dagegen wenig anhaben.
Der Erreger wird durch engen Kontakt von Lebewesen zu Lebewesen übertragen. Bei Menschen können Staphylokokken beispielsweise Pusteln oder Furunkel hervorrufen, in schwereren Fällen auch lebensbedrohliche Erkrankungen wie Lungenentzündung oder Blutvergiftung.
Vergleichsweise schnelle Resistenzentwicklung
Bei Staphylokokken (Kugelbakterien) tritt vergleichsweise schnell eine Resistenzentwicklung durch Mutationen oder der Erwerb von Resistenzgenen ein. Davon betroffen sind insbesondere so genannte Hospitalstämme, deren Verbreitung aber überwiegend auf den Bereich von Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen begrenzt bleibt.
Die Zunahme bestimmter Antibiotikaresistenzen, so auch von MRSA, hat vielfältige Ursachen. Dabei wird auch der zunehmende Einsatz von antibakteriellen Chemotherapeutika mit breitem Wirkungsspektrum als ein möglicher Faktor diskutiert, kontrollierte Studien gibt es bisher zu dieser Frage allerdings nicht.
Experte: Deutliche Hinweise auf Mensch-Tier-Übertragung
"Wir haben ziemlich deutliche Hinweise darauf, dass die Halter für die MRSA-Infektionen ihrer Tiere verantwortlich waren", sagt Donald Low, Chefmikrobiologe am Mount-Sinai-Krankenhaus in Toronto.
Genetisch ähnliche und identische Erreger
Die Wissenschaftler fanden heraus, dass die Tiere an resistenten Staphylokokken-Infektionen erkrankten, deren Erreger denen genetisch ähnelten, die bei Menschen auftreten.
In einigen Fällen erkrankten die Tiere Monate, nachdem sich ihre Halter mit identischen Erregern infiziert hatten.
Übertragung schwierig nachzuweisen
Eine derartige Krankheitsübertragung ist häufig schwierig nachzuweisen, aber nach Ansicht der Mikrobiologin Shelley Rankin von der Universität von Pennsylvania sehen Tierärzte solche Fälle häufiger.
"Die Leute glauben, dass es nur in eine Richtung funktioniert, von Tieren zu Menschen. Aber hier wird die andere Seite der Geschichte gezeigt", sagt Rankin.
Hund erkrankte an MRSA
Der erste Fall, den die kanadischen Wissenschafter untersuchten, war der eines neun Jahre alten Bichon Frise. Dem Hund wurde Anfang 2000 eine Zyste am Auge operativ entfernt. Trotz der Gabe von Antibiotika entwickelte er eine langwierige Entzündung, die sich als MRSA herausstellte.
Der Halter des Tieres hatte sich Ende 1999 einer Krebsoperation unterzogen und sich im Krankenhaus ebenfalls mit MRSA infiziert. Genetische Tests ergaben, dass die Erreger von Mann und Hund identisch waren.
Verbreitung auch in Tierkliniken
Nach den Erkenntnissen der Forscher verbreitet sich der Erreger auch in Tierkliniken. Zwei Katzen und ein Hund mit identischen Infektionen waren alle in derselben Klinik in Quebec behandelt worden.
Übertragung von Halterin auf Pferd
Das Team dokumentierte auch zwei separate Fälle unter acht Pferden. Im ersten Fall entwickelte sich bei einem Vollblüter ein von MRSA hervorgerufener Abszess, nachdem das Pferd zwei Tage zuvor in einer großen Tierklinik an Hautkrebs operiert worden war.
Die Halterin des Pferdes war neun Monate zuvor ebenfalls operiert worden. In ihrer Nase isolierten die Forscher MRSA-Erreger, die mit denen des Pferdes identisch waren.
Zwei weitere Pferde Monate später erkrankt
Zwei weitere Pferde zogen sich die Infektion mehrere Monate später in der Klinik zu. Bei zwei Klinikbeschäftigten fanden die Wissenschafter den Erreger ebenfalls und schlossen daraus, dass die beiden den Erreger von dem ersten Pferd erhalten und weitergegeben hatten.
MRSA als Problem für Krankenhäuser
Von den untersuchten Tieren starb ein Hund, einem weiteren musste ein infiziertes Bein amputiert werden. Vor der Einführung von Antibiotika stellten die Erreger ein solch großes Problem dar, dass deswegen manchmal ganze Krankenhäuser geschlossen werden mussten.
Mit Penizillin bekamen die Ärzte MRSA zunächst in den Griff, doch wurde der Erreger rasch resistent. 1960 wurde schließlich das Antibiotikum Methicillin als Standardbehandlungsmethode eingeführt.
Expertenschätzung: Hälfte der Erreger resistent
Die Gesundheitsbehörden in den USA schätzen aber, dass die Hälfte aller Staphylokokken-Infektionen in Krankenhäusern - 80.000 jährlich - inzwischen gegen Methicillin und die meisten anderen Antibiotika resistent sind.
Resistenzentwicklung von Viren, Bakterien, ...
Die Resistenzentwicklung von Viren, Bakterien, Parasiten und Pilzen ist von stetig wachsender Bedeutung. Sobald Erreger von Infektionskrankheiten medikamentös bekämpft werden, beginnen diese nämlich mit der Entwicklung von Resistenzmechanismen. In den vergangenen Jahren wurden mehr und mehr solcher Resistenzen beobachtet.
Österreich-Studie zu Bakterien-Resistenzen
Warnung vor übermäßigem Einsatz von Antiobiotika
Seit mehreren Jahren warnen Experten vor dem übermäßigen Einsatz von Antibiotika bei Tieren auf Bauernhöfen, da dies die Übertragung resistenter Mikroben von Tieren auf den Menschen - so genannte Zoonosen - fördere.
Die Forschungsergebnisse der kanadischen Wissenschafter deuten nun auf eine weitere Gefahr, nämlich die einer Übertragung vom Menschen auf Tiere.
Mount-Sinai-Krankenhaus Toronto
ORF ON Science : News : Leben
http://science.orf.at/science/news/38106
http://www.vetcontact.com/de/art.php?a=3020&t=
http://www.uni-koeln.de/med-fak/immh/hygiene/mrsa.html