Schilddrüsenunterfunktion - Hypothyreose und Verhaltensauffälligkeiten
Hallo!
Ich denke, dass einige Infos zu diesem Thema ganz gut sein könnten. Also:
In den letzten Jahren haben Verhaltensforscher in den USA festgestellt, dass viele Hunde auffällige Verhaltensformen wie z.B. Stressanfälligkeit, unerklärliche Aggression etc. erst in der Zeit der Pubertät entwickeln. Der allgemein erste Ansatz, die Kastration, bewirkt bei einem Großteil der Tiere keine Veränderungen, bei einigen verschlimmert sich der Zustand sogar.
Viele Hundehalter suchen irgendwann Rat beim Experten. Hundetrainer nehmen Tier und Halter unter die Lupe und bauen dann ein entsprechendes, zeit- und kostenintensives Training auf, um dem Problem beizukommen.
So gut die Intention auch immer sein mag, allzu oft wird jedoch ein wichtiger Punkt übergangen oder nur sehr oberflächlich behandelt: der Gesundheitscheck.
Überraschend viele Verhaltensprobleme sind auf organische Ursachen zurückzuführen – und Schilddrüsenfehlfunktionen machen leider einen unglaublich großen Prozentsatz davon aus.
Eine korrekt ausgeführter Check sollte mind. die folgenden Untersuchungen beinhalten:
1. vollständige Anamnese (medizinische Vorgeschichte)
2. klinische Untersuchung und neurologische Tests
3. Blutuntersuchung mit vollständigem Blutbild und Schilddrüsenwerte
4. Urin- und Kotanalyse
5. Röntgenuntersuchung
2. Die Schilddrüse und ihre Bedeutung
Die Schilddrüse ist eine schmetterlingsförmige Hormondrüse, deren zwei Organe dicht am Kehlkopf links und rechts von der Luftröhre liegen. Sie ist Teil eines Regelkreises bestehend aus Hypothalamus, Hypophyse und Schilddrüse.
Angeregt durch das Hormon des Hypothalamus, des TRH, produziert die Hypophyse das Hormon TSH. Dieses wiederum aktiviert die Schilddrüse und damit die Produktion der Stoffe T3 und T4.
Die Schilddrüsenhormone selbst sind für den gesamten Stoffwechsel, die Aktivität des vegetativen Nervensystems, die körperliche Entwicklung und das psychische Wohlbefinden unerlässlich. Sie bestimmen im Prinzip, wie viel Energie vom Körper umgesetzt wird. Je höher die Hormonkonzentration, desto aktiver der Stoffwechsel und damit der gesamte Organismus.
3. Auswirkungen einer Fehlfunktion – insbesondere subklinische Unterfunktion
Nachdem jetzt deutlich geworden ist, wie wichtig die Schilddrüse ist, ist es sicherlich verständlich, wie gravierend eine Fehlfunktion für das Tier sein kann und wie vielfältig die auftretenden Symptome sein können.
Die bisher bekannten Fälle einer Fehlfunktion sind die der Überfunktion (Hyperthyreose) und der Unterfunktion (Hypothyreose). Während die Hyperthyreose beim Hund sehr selten ist, scheint die Hypothyreose zu einer neuen Volkskrankheit auszuwachsen. Bisher hat man eine Unterfunktion aufgrund von klaren körperlichen Symptomen diagnostiziert: unter anderem wiesen die Hunde in der Regel Ödeme auf (oftmals besonders stark im Gesichtsbereich), nahmen zu (Fettleibigkeit), hatten dünnes oder struppiges Fell und zeigten eine allgemeine Trägheit. (Für eine volle Liste der möglichen Symptome siehe auch die Links unter Punkt 7.) Eine entsprechende Untersuchung der Schilddrüsenwerte weist in der Regel Werte deutlich unter der Norm auf. Weniger bekannt ist jedoch, dass schon die subklinische Schilddrüsenunterfunktion, also eine Art Vorstufe zur bisher bekannten klinischen Hypothyreose, entscheidende Verhaltensänderungen beim Tier hervorrufen können. Am auffälligsten sind hierbei grundlose Aggression gegen Mensch und Tier, plötzlich auftretende epileptische Anfälle, Desorientierung, Launenhaftigkeit, Unaufmerksamkeit, periodisch auftretende Hyperaktivität, Depressionen, Ängstlichkeit und Phobien, plötzliche und extreme Unterwürfigkeit etc.
Auch wenn der genaue Zusammenhang zwischen einer Verhaltensstörung und einer Schilddrüsenfehlfunktion bisher ungeklärt ist, ist es doch erwiesen, dass beides eng miteinander verknüpft ist. Amerikanischen Untersuchungen an Hunden mit Problemverhalten ergaben, dass bei rund 63 % der auffällig gewordenen Tiere eine Schilddrüsenunterfunktion diagnostiziert werden konnte. Durch eine entsprechende Behandlung konnte bei rund 60 % eine Verhaltensbesserung herbeigeführt werden, bei 10 % ergaben sich keine Verhaltensänderungen, lediglich bei ca. 2 % verschlechterte sich der Zustand. Auffallend ist hierbei, dass es Rassen gibt, die besonders anfällig für eine Schilddrüsenfehlfunktion in Verbindung mit auffälligem Verhalten zu sein scheinen:
Golden Retriever, Deutscher Schäferhund, Akita Inu, Labrador Retriever, Sheltie, Collie und English Setter gehören dabei zu den Topkandidaten. Weitere Studien führten zudem zu der Erkenntnis, dass bestimmte Rassen besonders anfällig für eine autoimmune Störung der Schilddrüse sind.
Generell scheinen die Krankheitsbilder immer nach dem gleichen Schema zu verlaufen. Anfangs entwickelt sich der Hund normal, jedoch in der Zeit zwischen dem 7. Monat und dem 1. Jahr ändert sich das Verhalten. Der Hund wird schnell nervös, neigt fast zu schizoidem Verhalten, reagiert ängstlich gegenüber Fremden und wird leicht unaufmerksam. Dies kann sich bis hin zu der schon erwähnten Aggression gegenüber alles und jedem steigern. Im Erwachsenenalter werden diese Hunde dann oft als kaum belastbar und stressanfällig bezeichnet, neigen zur Hyperventilation und scheinen kaum eine ruhige Minute zu haben. Die Tiere, die anstelle der Aggression eher ein ängstliches Auftreten an den Tag legen, können sich sogar soweit in dieses Verhaltensmuster hineinsteigern, dass sie zu sozialen Außenseitern werden und als Haustier eigentlich nicht mehr geeignet sind. Eine weitere Gruppe wird mit Anbeginn der Pubertät und zunehmendem Alter immer anfälliger für epileptische Anfälle. Diese treten in der Regel in Abständen von mehreren Wochen oder sogar Monaten auf und scheinen nach immer dem gleichen Muster zu verlaufen. In manchen Fällen neigen die Hunde kurz vor bzw. nach diesen Episoden zu verstärkter Aggression.
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