Natürlich muß eine solche Ration ergänzt werden, es reicht aber nicht einfach irgendein Mineralfutter zu geben, sondern das verwendete Produkt muß genau das ergänzen, was in dieser Ration fehlt! Würde man z. B. einen Eßlöffel Futterkalk zugeben, würde zwar der Calciumbedarf in etwa abgedeckt, Phosphor würde aber weiterhin fehlen, und das Calcium/Phosphorverhältnis läge bei 4: 1. Verabreicht man statt dessen 10 Kalktabletten mit je 50 mg Calcium und Phosphor, so ändert sich an der Versorgung nichts wesentliches (Aufnahme 0,8 g Calcium, 2,6 g Phosphor). Gibt man 40 g (2 Eßlöffel) eines Mineralfutters mit 12 % Calcium und 4 % Phosphor, so bessert sich die Versorgung mit Calcium erheblich (Aufnahme ca. 5 g Calcium, Bedarf 8,8 g). Der Calciumbedarf wird jedoch immer noch nicht gedeckt, während jetzt ausreichend Phosphor zugeführt wird. Eine bedarfsgerechte Versorgung mit beiden Elementen bei ausgeglichenem Calcium-Phosphor-Verhältnis wird dagegen erreicht, wenn ein Produkt mit 22 % Calcium und 8 % Phosphor in einer Menge von 40 g zur Ergänzung der Ration verwendet wird. Dies darf keinesfalls so verstanden werden, daß man sich jetzt sagt: "Aha, ein gutes Mineralfutter muß also 22 % Calcium und 8 % Phosphor enthalten." Zu einer anderen Ration, die z. B. calciumreiches Welpenfertigfutter enthält, wäre gerade so ein Mineralfutter ausgesprochen ungünstig. Also nochmals: Das Mineralfutter muß zur Ration passen. Es gibt kein"bestes" Mineralfutter für alle Rationen, genauso wenig wie es einen optimalen Hosenschnitt für alle Menschen geben kann, es gibt immer nur zur jeweiligen Ration passende oder unpassende Mineralfutter. Um zu überprüfen, ob das Mineralfutter zur Ration paßt, muß wenigstens überschlägig nachgerechnet werden. Werbeaussagen für Mineralfutter wie "Calcium besonders gut bioverfügbar" müssen mit großer Vorsicht betrachtet werden. Zum einen nutzt es gar nichts, wenn das Calcium besonders gut verfügbar ist, wenn zuwenig davon im Produkt drin ist, zum anderen sind die meisten Calciumverbindungen wie z. B. Futterkalk, Calciumphosphat oder auch Knochemehl bei jungen Hunden recht gut verfügbar. Wenn also nicht gerade Gips verfüttert wird, dürfte ein Calciummangel i. d. R. nicht auf einer unzureichenden Verfügbarkeit beruhen, sondern darauf, daß - wie oben am Beispiel gezeigt - die Ration einfach nicht genug Calcium enthält. Eine andere Variante der Calciumunterversorgung ist die Ergänzung von Fertigfuttern mit calciumarmen Zulagen, nach dem Motto "ein Hund braucht ja auch noch frisches Fleisch" und/oder "der Züchter hat gesagt, daß er jeden Tag ein Paket Magerquark haben soll" oder "Distelöl für den Fellglanz" usw. Solange es sich dabei nur um eine Ergänzung mit geringem Energiegehalt handelt, spielt das keine Rolle. Aber viele kleine und größere Extras summieren sich! Der Welpe erhält dann einen erheblichen Teil seines Energiebedarfs aus calciumarmen Extras. Er frißt entsprechend weniger Fertigfutter. Gerade wenn der Calciumgehalt der Fertigfutter sehr genau auf den Bedarf abgestimmt ist, kommt es beim Verschneiden mit calciumarmen Ergänzungen schnell zur Unterversorgung mit Calcium, eben weil es genau stimmen würde, wenn der Hund nur Fertigfutter fressen würde. Als Beispiel: Unser 3 Monate alter Welpe erhält zu Trockenfutter als Zusätze und Ergänzungen 100 g Rindfleisch, 200 g grünen Pansen, ein Häppchen Leber, ein Paket Magerquark und einen Eßlöffel Distelöl. Zur Deckung seines Energiebedarfs braucht er dann noch ca. 500 g Trockenfutter, (während er bei ausschließlicher Verwendung von Trockenfutter 750 bis 800 g fressen müßte). Aus den diversen Ergänzungen kommen ca. 400 mg Calcium, in 500 g Trockenfutter sind ca. 6 g Calcium enthalten, zum Bedarf von 8,8 g fehlen täglich über 2 g Calcium.
Welche Möglichkeiten gibt es nun für den Hundehalter, solchen Fehlern vorzubeugen? Zunächst sollte man sich genau überlegen, was der Hund alles erhält. Achtung, es zählt alles, was der Hund frißt, auch Kräuterpulver und ähnliches. Am besten man schreibt einige Tage lang alles auf, was man dem Hund gibt, und vergleicht mit den oben beschriebenen Beispielen. Wenn sich hier gewisse Ähnlichkeiten abzeichnen, so kann man die Größenordnung der Calcium- und Phosphoraufnahme selbst nachrechnen, oder eine Rationsberechnung durchführen lassen. Es gibt bereits TierärztInnen, die sich entsprechend fortgebildet und spezialisiert haben, und selbstverständlich bieten auch einige veterinärmedizinische Bildungsstätten diesen Service an. Die andere Möglichkeit ist, ausschließlich Fertignahrung zu verfüttern. Man kann entweder ein Alleinfutter, sogenannte Vollnahrung, oder ein Welpenfutter verwenden. Ungeeignet sind dagegen Produkte für den Erhaltungsstoffwechsel, die nur für erwachsene Hunde ausgewiesen sind, diese enthalten nicht genügend Calcium und Phosphor für das Wachstum. Auch wenn es nichts mit dem Calcium zu tun hat, soll an dieser Stelle nochmals darauf hingewiesen werden, daß zu schnelles Wachstum infolge Überfütterung mit Energie das Skelett ebenfalls schädigen kann und zwar auch ohne daß Fehler in der Mineralstoffversorgung hinzukommen! Proteinüberversorgung spielt dagegen nach heutigem Stand des Wissens nur eine untergeordnete Rolle.
Bedarfsangaben und Angaben zur Zusammensetzung von Futtermitteln in MEYER, H. (1990): Ernährung des Hundes, Ulmer Verlag, Stuttgart
Quelle:
http://www.deutsche-doggen.de/calcium.htm