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Alt 28.08.2005, 23:17
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Ingrid Ingrid ist offline
Sankt Woopsulina
 
Registriert seit: 17.02.2005
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Standard Lederschlund oder der aller-allerletzte Molosser

Heute, meine Lieben, habe ich Euch von einer Begebenheit zu berichten, die mich immer noch schier vom Hocker haut.

Neulich (nennen wir's Tag X) hatte ich mit Platon Termin beim TA, um sein Pinkelproblem mal ganz genau abklären zu lassen.
Ich komme also morgens runter ins Erdgeschoss, das Platon incl. Klappe in den Garten vollumfänglich zur Verfügung steht, und will mein Hündchen ins Auto packen, da trifft mich sein Anblick wie ein Schlag: Platons Kopf ist auf der rechten Seite so geschwollen, dass er wie ein Hamster aussieht. Er steht nicht auf, klopft nicht mal mit dem Schwanz, sondern wirft mir nur diesen "Bin so krank"-Blick zu...
"Gut dass ich schon einen Termin habe", denk' ich, hieve das Riesenbaby mit einiger Mühe ins Auto, wobei sich mein hinteres Nummernschild mit einem kurzen, scharfen Knacks verabschiedet, und sause los.

Beim TA im Wartezimmer ist mir mein Kleiner dann fast ohnmächtig geworden. Er kriegte ziemlich wenig Luft, wie das schnarchende Geräusch beim Einatmen schon vermuten liess, und bewegte sich nur, wenn's gar nicht anders ging.

Aber weiter: Der TA verpasst ihm gegen die Schwellung erst mal eine Cortisonspritze, die auch schnell wirkt. dann kommen die Röntgenbilder dran, die angesichts Platons Bewegungsunlust relativ einfach zu machen sind. Währenddessen spekulieren wir alle wie die Wilden über mögliche Ursachen der Schwellung am Hals. Meiner besten Hypothese, dass nämlich Platon im Garten beim Mirabellenaufsammenln unterm Baum eine Wespe miterwischt haben könnte, schliesst sich der TA an. Irgendwie überzeugt mich mein eigener Gedanke aber selber nicht so ganz, denn die Symptome traten morgens auf, und nachts sind Wespen für gewöhnlich in ihren Nestern.

Ich nehme den schon etwas weniger röchelnden Hund also wieder mit nach Hause, mit der Auflage, morgen (X+1) wiederzukommen, um noch einen Ultraschall und ggf. eine Röntgenaufnahme mit Kontrastmittel machen zu lassen, denn auf den ersten Bildern war der fragliche Bereich schwer zu beurteilen gewesen. (Dafür war auch gleich ein Bild vom Hals/Kopfbereich mitgemacht worden, aus dem hervorging, dass die Zähne an Platons dicker Backe völlig unbeteiligt sind.)
Am Tage X+1 also machen wir den Ultraschall, aber die Spezialistin kriegt auch mit dieser Methode kein aussagekräftiges Bild der Prostata/des Harnleiters. Als nächstes legen wir Platon in Narkose (Gas am Beatmungsgerät) und machen die Kontrastmittelaufnahmen. Hier endlich zeigt sich eine geringfügige Verengung der Harnröhre, die aber nicht so eng ist wie die Passage durch die Prostata und deshalb nicht als Ursache für Platons gelegentliche Pinkelprobleme angesehen wird. Die Prostata selbst ist durch die langjährigen Gaben eines Tesatosteronblockers alles andere als geschwollen, sondern sogar ausgesprochen klein, was den TA bewiegt, mir zum Absetzen sämtlicher Medikamente zu raten. Platon erwacht schnell und problemlos aus der Narkose, wir fahren wieder heim und setzen anweisungsgemäss die Medikamente ab. Keine Verschlimmerung, nicht beim Pinkeln und nicht bei der dicken Backe.

Bis zum Morgen des Tages X+8, der auf eine Regennacht folgte. Diesmal sieht Platon wie eine Kaulquappe aus und kriegt so wenig Luft, dass ich ihn notfallmässig zur TÄ um die Ecke bringe. Nochmals Cortisonspritze und Rimadyltabletten für fünf Tage. Um sicher zu gehen, bringe ich Platon auch noch in die andere Praxis. Dort kommen noch Cortisontabletten hinzu.

Jetzt verbessert sich Platons Zustand zusehens. Er kann besser atmen und hat auch wieder Freude am Laufen. Der Zugang zum Garten, den ich ihm zwischenzeitlich nicht mehr gestattet hatte, ist jetzt an Regentagen wieder offen, weil dann die Wespen in ihren Nestern bleiben.
Eines Morgens schaue ich zufällig aus dem Fenster, als Platon sich zu seiner Frühpatrouille in den regennassen Garten aufmacht.
Was ich sehe, halte ich noch jetzt kaum für möglich:
Auf meiner überdachten Veranda sammelt Platon halbtote Wespen auf und frisst sie mit offensichtlichem Vergnügen!!!!!!

Jetzt plötzlich klärt sich alles auf. Am Tage X-3 hatte ich durch ein spezialisiertes Unternehmen ein Wespennest im Rolladenkasten der Tür zum Garten entfernen lassen - jener Tür, in der sich Platons Hundeklappe befindet. Tagsüber hatte ich regelmässig gefegt, aber über Nacht fielen weiterhin halbtote Wespen aus dem zerstörten Nest herunter und neben die Fussmatte, die ausserhalb Platons Klappe liegt, und wurden von Platon als morgendliches Bonbon verspeist.
Ich rufe sofort die Schädlingsbekämpfer an und erfrage den Namen der verwendeten Produkte. Selbstverständlich hatte ich darum gebeten, man möge sich an für Warmblüter unschädliche Substanzen halten, was mir auch zugesichert woreden war, aber sicher ist sicher. Anschliessends frage ich unter Angabe der Produktenamen beim TA nach, und er meint, es bestehe deshalb kein Grund zur Beunruhigung. Aufatmen.
Als Nächstes informiere ich Angelo, von dem ich Platon anvertraut bekommen habe, weil er selber gesundheitlich der Betreuung nicht mehr gewachsen ist, und berichtete ihm, der schon die ganbze Zeit mitgezittert hatte, die überraschende Wendung der Geschichte.

Jetzt sagt aber mal selber: Was für einen Schlund muss ein Hund haben, damit er stechende Wespen bloss für eine pikante Delikatesse hält??? Ich glaub' ich habe wahrhaftig den aller-allerletzten Molosser.

HOWGH.
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Hundachtungsvoll,
Ingrid
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