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Alt 27.01.2011, 14:50
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HelmBurn HelmBurn ist offline
Ritter / Edle
 
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Standard AW: Eine Bordeauxdogge und ein Cane Corso

Das Forengespräch über diesen Fall kann sich jetzt nur auf die letzten beiden Mails beziehen, die ich gepostet habe. Das abstrahiert natürlich von den erlebten Begleitumständen, die ich nicht alle aufgezählt habe und auch nicht könnte. Wenn man nicht dabei war und von vornherein voraussetzt, dass beim Tierheim mehr guter Wille und Mitdenken vorlag als bei mir, kann man natürlich sagen, ich hätte hier zu früh auf stur geschaltet. Grazis Gedankenanstoß ist in dieser Abstraktion ein sachlich einleuchtender Vorschlag, wie man es hätte besser machen können, den man zur Beherzigung nur empfehlen kann.

Nun waren wir aber dabei. Das Argumentieren und Erklären haben wir nicht vergessen - es fand statt, nämlich vor der Absage. Aber es war für uns nicht zu übersehen, dass vom Zeitpunkt des Besuchs im Tierheim an gemauert wurde. Erstmal ging es anders als wie beim telefonischen Erstkontakt verlautet, nämlich auf einmal heute nicht, aber wir sollten eine Anzahlung dalassen. Ok, wir hatten nichts anderes erwartet. Aber dann sind wir nicht einfach umgedreht und weggefahren, sondern dageblieben. Das hat deutlich (sagen wir mal) Verwunderung ausgelöst. Je mehr wir im folgenden Gespräch auf Einwände eingegangen sind und klar gemacht haben, dass wir nicht gänzlich ahnungslos sind, was für eine Art Hund das ist und dass wir die Kosten zu übernehmen und uns auf wirkliche oder vermeintliche Handikaps einzustellen bereit sind, (ja: uns diese sogar vorher haben denken können, man stelle sich vor!) und je mehr der Hund aufgetaut ist (Zitat: „Das macht er jetzt zum ersten Mal“) desto zugeknöpfter wurde das Gespräch. Auf Adresse und Anzahlung mussten wir dann schon selbst zurückkommen. Überhaupt müsse er kastriert werden, damit er für keinen Hundezüchter interessant sei. Und so ganz nebenbei kam heraus, dass es schon einen Interessenten gibt, aber da gibt es noch häusliche Vorbehalte...

Darum habe ich auf der Heimfahrt vorhergesagt: das wird nichts. Dazu muss man kein Prophet sein. Und so kam es dann ja auch – nur war ich so dumm gewesen, mir dennoch Hoffnungen zu machen. Der fest versprochene Telefonkontakt blieb aus – na klar doch, xy hat es vergessen zu sagen. Auf unsere Nachfrage kam: Ob wir überhaupt über die Handikaps des Hundes und die Kosten aufgeklärt seien. Hallo??? Und dann die üblichen sehr praktischen Missverständnisse. Z.B. hatten wir gesagt, der Hund müsse bei uns nicht allein sein können, weil ohnehin immer jemand zu Hause sei und wir nie in Urlaub fahren, höchstens mal einen Tagesausflug. Daraus wurde auf einmal: Der Hund ist nichts für Sie, denn er soll ja bei Ihnen auf Tageswanderungen mit (Subtext: Sie sind so blöd, dass Sie den Hund gesehen haben und ihn dann immer noch zu solchen Anstrengungen zwingen wollen).

Warum wird ein Hund zur Adoption angezeigt, wenn er auf erst einmal unabsehbare Zeit nicht vermittelt werden soll? Warum schlägt das Tierheim die Möglichkeit aus, dass ein Hund in einer Familie statt in einem Tierheim wohnen und auf Kosten des neuen Besitzers behandelt werden kann? Eine Bordeauxdogge, eine Rasse, die einen Wechsel besonders schlecht verträgt, hat die Möglichkeit, nach 3 Wochen Tierheimaufenthalt an ihren endgültigen Platz zu kommen, wird aber gezwungen, sich statt dessen im Tierheim einzugewöhnen, so dass der nächste Wechsel um so schwerer für sie wird. Frage: Warum muss das so sein?
Antwort vom Tierheim: Fehlanzeige. Aber: Es bleibt dabei. Basta. Und na klar wird da noch irgendwo das Wort „vorläufig“ untergebracht. Zu offensichtlich will man ja auch nicht sein. Aber das ist noch kein Grund, dass ich jetzt den Tierheimversteher machen und gegen vorgeschobene Gründe ankommunizieren sollte.

Oh ja, völlig klar: Der Hund gehört mir nicht. „Kein Interessent hat Anspruch auf einen Notfallhund.“ Das Tierheim hat die Verantwortung und damit das Recht so zu entscheiden. Es muss auf meine Fragen nicht eingehen und es muss keine plausiblen Gründe nennen. Und wenn dann dieser Hund nach einen längeren Aufenthalt, während dessen die Behandlungskosten durch das Tierheim getragen wurden und dabei (in rein zufälliger Koinzidenz natürlich, ohne jeden kausalen Zusammenhang) Bedenken auf der Seite eines Interessenten ausgeräumt sind, abgegeben wird, dann liegt das allein in der „Verantwortung“ des Tierheims. Alles kein Grund, so emotional zu reagieren. Ich schäm mich deswegen ne Weile und dann Schwamm drüber.

Fazit: Wir haben nicht zu früh aufgegeben, sondern zu spät. Ich habe die ganze Korrespondenz an die Vorsitzende des Trägervereins und auch an den deutschen Helferkreis weitergeleitet – vielleicht diskutieren sie das, vielleicht auch nicht. Für mich ist das Thema „Notfallhund“ durch.

Trotzdem danke für eure Reaktionen.
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