Hallo,
Rüden aller Hunderassen sind im Wesen i.d.R. bestimmt anders als Hündinnen. Die "Wachhundeeigenschaft" hängt insbesondere auch damit zusammen, wie "selbstsicher" ein Hund ist. Ich hatte eine Französische Bulldogge, die schlief getrost weiter, wenn jemand auf das Grundstück kam, sie regte sich über nichts auf und teilte mir niemals mit, ob sich jemand, den ich noch nicht begrüßte, auf dem Grundstück war. In diesem Sinne war sie ein "schlechter" Wachhund, dafür war sie niemals aus der Ruhe zu bringen und ein wunderbarer problemloser ruhiger Hausgenosse, vor dem Fremde gehörigen Respekt hatten, da sie den ruhig blickenden und nicht weichenden Hund nicht einschätzen konnten.
Mein Bullmastiff (13 Monate alt) dagegen schaut sich alle Leute vor und auf meinem Grundstück genau an und möchte mit allen "Eindringlingen" spielen. Da er bisher nur gute Erfahrung mit Menschen gemacht hat (ich lasse ihn ganz bewußt und gezielt von jedem der es mag ausgiebig knuddeln), verbellt er diese auch nicht, wenn sie sich "normal" verhalten. Einige "vorlaute" Hunde werden dagegen ohne großes Engagement kurz angebellt und auch hier ist sein Bestreben, mit dem Hund zu spielen. Bisher wurde mein BM etwa von 4 Hunden "angegriffen", immer stellte er sich selbstbewußt groß aufgebaut hin und ließ die anderen kläffenden Hunde kommen, schnappte einer, drehte er den Kopf blitzschnell zur Seite und der Angreifer kniff in die Schulter, stutzte, dass er nicht "ernst" genommen wurde und trollte sich "ungläubig den Kopf schüttelnd"........und mein BM war traurig, dass der Hund nicht mit ihm spielen wollte.
Ungewohnte Geräusche im und um das Haus quittiert er mit einem Stirnrunzeln oder ab und zu mit einem tiefen Bellen oder mit Neugier und sucht nach der Quelle des Geräusches. In meinen Augen ist er der perfekte Wachhund, denn ich merke an seinem Verhalten, ob jemand auf unserem Grundstück ist und erst noch von mir "eingeladen" werden muß. Mehr erwarte ich nicht von meinem "Wachhund", insbesondere möchte ich nicht, dass er in meiner Anwesenheit entscheidet, wie ein "Eindringling" zu "behandeln" ist. Er soll mir halt nur mitteilen, dass da jemand ist und ich entscheide, ob er willkommen ist oder nicht. Familienhunde, die sich (in Deutschland) in Anwesenheit des Hundebesitzers auf Briefträger, Besucher usw. kläffend stürzen sind m.E. oft nur ein Armutszeugnis für den Besitzer (aber das ist wieder ein anderes Thema).
Einen "Wachtrieb" könnte ich meinem BM also bescheinigen, da ich mich selbst beschützen kann (was mein BM ja an meinem Verhalten merkt) und wir noch nie bedroht wurden kam mein BM aber noch nicht in die Verlegenheit, mich beschützen zu müssen. Deshalb kann ich nur ahnen aber nicht mit Sicherheit sagen, ob und wie er mich "beschützen" würde. Bisher jedenfalls konnte er bereits lediglich über seine Optik (70 cm hoch bei 69 kg) Hunde davon abhalten, ihn ernsthaft anzugreifen, vermutlich wird sich auch kein Bösewicht trauen, ungebeten unser Grundstück zu betreten und zu testen, ob er wirklich nur spielen möchte....
Warum Deine Hündin trotz Ausbildung (BH usw.) eine "Angsthäsin" ist, kann am "Wesen" oder an Verknüpfungen liegen, die oft ungewollt ein bestimmtes Verhalten "programmiert" haben. So werden zum Beipiel wesensmäßig ängstliche und zurückhaltende Hunde noch ängstlicher, wenn sie in Angstsituationen vom Hundebesitzer "bemitleidet" und "betütert" statt abgelenkt werden, denn dieses Eingehen auf die Angst bestätigt viele Hunde noch in ihrem Angstverhalten. Überlege doch einmal, wie Du in der Vergangenheit immer reagiert hast, wenn sich Deine Hündin ängstigte, vielleicht kommst Du ja der Ursache auf den Grund und kannst mit entsprechender Ablenkung gegensteuern und so die Angstzustände "therapieren" bzw. Fehler in der Einwirkung auf Deine Hündin abstellen. Denn "normal" ist es m.E. jedenfalls nicht, wenn ein Bullmastiff -egal ob Rüde oder Hündin- so wie von Dir beschieben ängstlich reagiert.
Gruß
Jochen