|
|
|||
60kg Jagdmonster! Hilfe!!!
:traurig3: Hallo Ihr Lieben,
vielleicht hat ja jemand einen Tip für mich. Mein Riesenbaby geht ungefähr seit 2 Monaten immer unregelmäßig jagen. Begonnen hat es mal mit 2 Minuten, dann 5, dann 10, und als er bei 20 war (er verfolgt Rehe, aber auch nur Spuren), hab ich mir gesagt so nicht und bin nur noch mit Schleppleine gegangen (20m). Anfangs auch von einiogen Erfolgen gekrönt, konnte ich ihn immer halten, wenn er abgezurrt ist. Letzte Woche dann der erste Schock: Eine Bekannte ging mit uns mit ihrem Rhodesian, er rannte (in gemäßigtem Tempo) voraus- wohlgemerkt, er war nicht jagen... die Dame bleibt in der Leine hängen, stürzt, bricht sich Ellenbogen und Handgelenk Ich Kniefall, aber eigentlich... Nun gut, diese Woche geht es weiter: Wir alleine mit Schleppi unterwegs, mein Hund sieht Reh, ich sehs kommen, gehe federnd mit, er rennt in die vollen, zieht sich das Halsband über den Kopf und weg ist er. na gut... also nur noch mit Geschirr... ... Vorgestern gleiches Spiel mit Geschirr, ich kann i hn halten, werdfe dabei aber umgeworfen und schlage mir das Knie auf. Gestern der absolute Alptraum: erstes Reh kommt, Leine ist um Baum gewickelt, er kann also nicht weg. Reh ist weg, wir entfitzen ihn- kommt 2. Reh und er zieht an. Ich hab die Schleppi an der Lederleine und diese in der Hand. Hänge dran wie ein Schluck Wasser (NEIN, ich bin NICHT zierlich!!!), es reißt mir die Leine aus den Händen, diese bluten wie Sau, und weg ist er samt Schlepp- und Lederleine... Aufgrund der Zeitumstellung ja auch zeitiger dunkler werdend, wir ihn also suchen gegangen. Rufen, Pfeifen... Gottseidank hat er sich bemerkbar gemacht- im dichtesten Unterholz ca. 2km entfernt haben wir ihn dann ins Gehölz gewickelt gefunden- das war die schlimmste halbe Stunde seit langem! :traurig3::traurig3::traurig3: Was mach ich jetzt mit dem Riesenbaby? Schleppleine ist außen vor,eine Schwerverletzte und ein abgerissener Fingernagel reicht, und der Knöchel ist auch doppelt so dick wie vorher (auch noch ausgerechnet der "Stinkefinger") Leider gibt es hier nicht so viele Gegenden ohne Wild zum Spazieren (ich bin ja schon froh, dass im Unterholz keine Bache mit ihren Jungen war)- außer der Innenstadt. Ständig an der kurzen Leine führen fällt auch aus, da fehlt die Auslastung, und Radfahren??? Das wäre fast noch schlimmer, wenn er da abzieht (außerdem haben wirs auch noch nicht geübt...) Hat jemand einen Tip für mich, wie man ihm das sonst noch abgewöhnen kann? :traurig3:etwas verzweifelt- Kati und das Rudel Geändert von KsCaro (28.12.2009 um 15:49 Uhr) |
|
|||||||
Sorry, wenn ich das so rundheraus und knallhart sage und ich meine das ganz sicher nicht böse, aber.... du hast von Anfang an so ziemlich alles falsch gemacht, was man falsch machen kann.
Dein "Riesenbaby" ist jetzt voll im Jagdfieber und das wirst du nur noch mit sehr viel, sehr intensivem, sehr konsequentem, sehr zeitaufwendigen Training einigermaßen unter Kontrolle bringen. Und so, wie du dich bisher angestellt hast, bezweifele ich schon fast, dass es dir alleine (ohne fachmännische Anleitung) gelingen wird. Zitat:
Zitat:
Sorry, aber selbst ein gestandener und kräftiger Kerl, der selbst ein ordentliches Gewicht aufweist, wird 60 kg auf vier Pfoten, die im Extremfall über 40 m (!) beschleunigen, nicht halten können! Ich selbst nutze max. 10 m und dies auch nur bei meinem Leichtgewicht Mortisha (20 kg). Bei der doppelt so schweren Vega hätte ich bei voller Ausnutzung der Leinenlänge null Chancen, sie zu halten! Zitat:
Aber daran siehst du ja schon, dass Schleppleinentraining nicht so einfach ist: man muss erst lernen, wie man sie - wenn man sie zu Beginn noch festhält - vernünftig einholt, aufwickelt .... man muss immer aufmerksam unterwegs sein und aufpassen, dass sie sich nirgends verheddert... dass man nicht drauftritt, um dem Hund keine falschen Signale zu geben... dass man sich selbst nicht verwickelt, um keine Verletzungen zu riskieren... Zitat:
Eine Schleppleine hängt man never ever an ein Halsband. Die gehört immer an ein gut sitzendes und nirgends einschneidendes Geschirr! Zitat:
Zitat:
Zitat:
Spaziergänge musst du mit Beschäftigung ausfüllen... Übungen aus dem UO-Bereich, Schnüffelspiele, evtl. Apportieren mit Futterdummy, Rückruftraining etc. Ich würde dir allerdings empfehlen, dir jemanden zu suchen, der dich beim Training anleitet / unterstützt / korrigiert. Solltest du trotzdem alleine arbeiten möchte oder dich zusätzlich schlau machen, hier noch eine Buchempfehlung: Schöning / Steffen / Röhrs, Hilfe, mein Hund jagt - Jagdverhalten in die richtigen Bahnen lenken, ISBN: 978-3-440-10829-1, EUR 19,95 Ich wünsche dir viel Erfolg, Nervenstärke, Geduld und Durchhaltevermögen! Grüßlies, Grazi
__________________
Don't accept your dog's admiration as conclusive evidence that you are wonderful. (Ann Landers) Molosser-Vermittlungshilfe und Kampfschmuser-Vermittlungshilfe Geändert von KsCaro (28.12.2009 um 15:51 Uhr) |
|
|||
also Grazi hat ja schon einiges an Tipps gegeben.
Meine Diva ist auch passionierte Jägerin. Als sie das erste mal weg waren (da hatten wir sie gerade erst mal ein paar Tage) war das so ein tiefer Schock, dass wir uns schnellstens Infos holten, wie man das in den Griff bekommen kann. Ich habe mir das Buch: Das unerwünschte Jagdverhalten des Hundes von Clarissa von Reinhardt aus dem Animal Learn Verlag besorgt. (Du kannst es haben, ich habe es nur einmal gelesen und brauche es nicht mehr) geholt. 1. Schleppleine von max 5 m (unbedingt an Geschirr befestigen, nicht an Halsband) 2. Spaziergänge so gestalten, dass Hundi nicht auf die Idee kommt zu Jagen. Sprich: Du "jagst" mit ihm. Er muß dich interessant finden und lieber mit dir was unternehmen wollen, als sich selbst eine Beschäftigung zu suchen. Du läßt z.B. ein Leckerlie übern Boden kullern, das er dann jagen darf oder Du versteckst Leckerli in der Wiese, die er dann mit Kommando Such suchen und finden darf. Dein Hundi kann super mit Mantrailing dazu gebracht werden nicht mehr zu jagen (Ich spreche da aus eigener Erfahrung - ES HILFT WIRKLICH!) 3. Du übst ein Rückrufkommando mit Supersignal: Bei mir ist es HALT. Dann bleibt sie abrupt stehen und setzt sich. Dann habe ich Zeit sie anzuleinen. 4. Du siehst die "Gefahr" eher als dein Hund und lenkst ihn im Vorfeld schon ab. Du motivierst ihn zu dir zu kommen. Du schmeißt ein Leckerli in die andere Richtung, damit er vom Reh erst mal weg ist und immer wieder Leckerlie verstecken und suchen lassen, das lastet auch den Kopf aus. Natürlich dauert das alles einige Zeit, bis das alles sitzt. Aber wir können mitlerweile mit Diva durch den Wald gehen ohne Leine. Natürlich muß ich immer schneller sein als sie. Und ich muß immer üben, bei jedem Spaziergang. Aber genau das macht auch Spaß. Ich verstecke kleine Dinge, die ich Diva suchen lassen. Inzwischen vergeht oft bis 1 Stunde, ehe ich sie das Objekt suchen lasse und sie findet es immer! Dagegen sind Rehe gar nicht mehr so interessant, dass man ihnen nachlaufen muß. Natürlich ist sie immer noch voller Aufregung, wenn wir welche sehen, aber sie bleibt bei mir und ich kann sie nach einiger Zeit auch wieder beruhigen und mit ihr "normal" weitergehen. Kopf hoch, das schaffst du auch. Üben, üben, üben - das stärkt auch deine Beziehung zu deinem Hund und ihr werden ein super Team und geht gemeinsam auf "Jagd", das macht viel mehr Spaß als nur spazierenzugehen. Liebe Grüße Karin mit Diva
__________________
mit Wasco, meinem Seelenhund (22.11.2003 - 01.10.2007) und Diva, die Grande Dame (27.06.2003 - 20.12.2014) im Herzen |
|
||||
Dasselbe Problem hatte ich mit 95 kg Mastiff Paul. Mein Fehler lag in der Welpenzeit. Mäuschensuchen war ein riesen Spaß, ich hab ihn buddeln und suchen lassen und es nicht kontrolliert und irgendwann abgebrochen.
Er ging dann von den Mäuschen weiter und wartete nicht bis was kommt sondern schaute in die Weite aufs Feld und schoß irgendwann los. Da war nichts zu halten bei dem Gewicht. Es wurde immer schlimmer, er schoß an der kurzen Leine los. Ging über Zäune, über Straßen. Über Verletzungen meinerseits und Verzweiflung brauche ich wohl nicht schreiben. Der Kreislauf schloß sich, da ich ihn nicht frei laufen lassen konnte, war er stets nicht wirklich ausgelastet. Im Adrenalinrausch spürte, hörte und sah er nichts. Paul hatte vorher den Wesenstest mit Leinenbefreiung! Ich bin von einem Trainer zum nächsten und fand irgendwann jemand der mir helfen konnte. Ein Abbruchsignal STOP wurde einkonditioniert und in Verbindung mit Beschäftigung wie Apportieren (gemeinsam Jagen) war auch Auslastung da. Nach 2 Monaten konnte ich ihn ohne Leine laufen lassen und er bremste auf STOP ab. Allerdings muß ich (wie jeder Hundehalter) immer die Augen aufhalten. In der Dämmerung wo Kaninchen kommen gehe ich nicht mehr raus. Auf Sicht würde wohl auch das STOP versagen. So können wir leben und Paul kann wieder leben wie ein Hund. Such Dir jemand der mit diesen Abbruchsignalen arbeitet. Diese Kilos kann man nicht mit Schleppleine bremsen ohne sich zu verletzen. Viel Glück ! LG Annette |
|
|||
Zitat:
Das wichtigste war das Abbruchsignal oder "Superwort" im Training dagegen. Wir haben mit Deprivation (also hungrig zum gezielten Antijagdtraining) gearbeitet, um beim Training die Wertigkeit von Verstärkern zu erhöhen. Das kommt aber auf den Hundetyp an. Wenn Hunde aufgeregt auf jedes Geräusch, jede Bewegung, jede Veränderung reagieren, ist es sinnvoller, das Antijagdtraining "satt" anzugehen, da sie dann oft "ruhiger" sind (Niedigeres Stressniveau: Nicht nur die Ressourcen spielen eine Rolle, sondern auch die Verfügbarkeit verschiedener Nahrungsquellen und eben auch das Stressniveau, auf dem die Hunde leben). Wenn du Futter nur als Ablenkung nimmst, gibst du Möglichkeiten aus der Hand, es für positives Verhalten an Wild als Belohnung einzusetzen. Bei manchen ("futterverrückten") Hunden kann man ein "Anzeigen von Wild" mit einem Superleckerlie belohnen. Aber Vorsicht dabei...das muss richtig gemacht werden! Die meisten Jäger (ich rede natürlich von Hunden) können beim Anblick von Wild, also in grosser Erregung, das Futter, das ihnen einfach so zur Ablenkung hingehalten oder in eine andere Richtung geschmissen wird, nicht mehr nehmen bzw. holen. Grundsätzlich funktioniert eine Ablenkung vom Wild bei einem richtigen Jäger kaum. Ich würde das gewünschte Verhalten auch an der Schleppleine (Geschirr) so lange eintrainieren, bis du den Hund wieder sicher in den Freilauf entlassen kannst - und nur in einer sicheren Umgebung (weit einsichtig). Auslastung in Form von Nasenarbeit ist für die Hunde schön und wichtig, hilft aber bei optischen Auslösern nicht wirklich weiter, jedenfalls nicht, wenn der Hund sich "die Jagd" schon zum "Hobby" gemacht hat. Ich kann aber natürlich nur von meinem Hund reden. Vielleicht helfen eher "Reizanlagespiele"? Ich empfehle dir das Buch "Antijagdtraining" von Pia Gröning. Es dürfen grundsätzlich Rehe von Hunden noch nichtmal angehetzt werden! Gerade schwangere Tiere geraten dadurch in einen fürchterlichen Stress. Wo Wild ist und wo die Gegend "uneinsichtig" ist, gehört der Hund an die Leine. |
|
|||
Na dann danke ich euch erstmal für die zahlreichen Antworten...
@Diva- das Buch würde ich dir gern abnehmen, schickst du mir bitte eine PN, was du dafür noch möchtest? den Buchtip von Grazi besorg ich mir auch noch. Ansonsten ist es bei ihm schon so, daß er eigentlich bestens "funktioniert", er hat die Begleithundprüfung mit Bravour bestanden, das Abbruchsignal Halt klappt auch super- nur eben nicht, wenn Wild im Spiel ist. Leckerlis schmeißen oder vor die Nase halten bringt in der Situation auch nichts (auch nicht, wenn er ausgehungert ist)- das habe ich schon probiert. Wenn ich ihm Leckerlis verstecke (dort wo eigentlich keine Gefahr ist)geht er übergangslos von dem Leckerli zur nächsten interessanten Spur... Mein Problem ist außerdem, dass ich hier in der Gegend niemanden Professionelles habe, der mit dem Kaliber Erfahrung hat. Der Rat mit der Schleppleine stammte schon aus der Hundeschule @OG- die werde ich bestimmt nicht mehr nehmen, höchstens auf 5m gekürzt... Mantrailing habe ich mich auch mal umgehört, das nächste in 2 Stunden Fahrt zu erreichen An Apportieren ist er nicht wirklich interessiert, ich habe aber jetzt mal einen Futterdummy gekauft, vielleicht bekomme ich ihn ja darüber. Bis dahin heißt es wohl jetzt erstmal nur mit Leine raus:traurig3: Also- danke erstmal und drückt mir die Daumen (vielleicht war ich bis jetzt von ihm auch verwöhnt durch seine sonstige "Leichtführigkeit"...das rächt sich denn jetzt) Liebe Grüße- Kati und das Rudel Geändert von KsCaro (28.12.2009 um 15:51 Uhr) |
|
||||
Als Zusatz zu den vielen guten Vorschlaegen weiter oben. Ein Gloeckechen ans Halsband fuer . Hilft bei der Hundeortung im Dunkeln und unsere Rehe vor Ort wissen genau was das Gloeckchen bedeutet und verpissen sich meist bevor wir da sind.
Wir haben Falknereigloeckchen, die hoeren sich angenehm an sind aber dennoch sehr laut, den Hunden waren sie von Anfang an voellig egal. Addition von meiner besseren Haelfte, gibt es bei dir in der Naehe jemand der Wild im Gehege haelt? Hirsche oder Rehe? Du koenntest deinen kleinen dorthin mitnehmen und ihm zeigen das die gar nicht so spannend sind. Also Rehe besuchen bis es ihm gaaaanz langweilig wird und unerwueschtes Verhalten stoppen, ein Zaun zwischen den Tierchen und dir waere gut. Wenn das nicht geht finde einen Jaeger mit zumindest einen toten Reh und mache es so unnattraktiv wie moeglich bis es gar nicht mehr so spannend ist. Im Extremfall gaebe es auch die Moeglichkeit "Sound aversion" zu verwenden. Im Prinzip die selbe Idee wie Elektrohalsaender <keine Steine schmeissen bitte> nur weniger extrem. Das unerwunschte Verhalten wird mit einem lauten Geraesch verbunden so das der Hund damit aufhoert. Ob eine Dose mit klappernden Steinen reicht oder es was lauteressein muss weisst du, es ist dein Hund. Aber alles das weiss ein erfahrener Trainer besser, hast du die Moeglichkeit einen bei dir in der Naehe zu finden? Schick mir eine private message wenn du mehr Details willst oder Fragen hast. Geändert von Suse (30.10.2008 um 14:18 Uhr) Grund: weitere Vorschlag |
|
|||
Zitat:
Handling, Radiustraining und "besondere Übungen" (auch) mit Blick auf die Jagd findest du in dem Buch (Pia Gröning). Ich habe das Buch von Clarissa v. Reinhardt auch gelesen, "Antijagdtraining" hat mir persönlich aber vom Inhalt mehr gegeben. |
|
|