Molosserforum - Das Forum für Molosser

Zurück   Molosserforum - Das Forum für Molosser > Austausch > Ernährung & Gesundheit

Antwort
 
Themen-Optionen Ansicht
  #1 (permalink)  
Alt 15.05.2005, 00:51
Benutzerbild von Simone
Kaiser / Kaiserin
 
Registriert seit: 16.02.2005
Ort: Nähe von Bonn
Beiträge: 6.724
Images: 14
Standard

Hi Susi,

Deine Frage war an mich gerichtet, oder?

Viele Giardien-Infektionen verlaufen symptomlos. Man spricht in diesen Fällen von gesunden Zystenausscheidern. Diese garantieren aber leider oft die Übertragung des Parasiten (im Stuhl können Milliarden von Zysten abgegeben werden). Infektionen können zu chronisch-rezidivierenden Durchfällen und bei sehr starkem Befall (insbesondere bei Kleinkindern (entsprechend Welpen und Junghunden)) zu einer Beeinträchtigung der Resorption und zu Anzeichen von Mangelernährung führen. In Ausnahmefällen (bes. bei Pat. mit IgA-Mangel) können Infekte über ein Jahr persistieren.

Ich weiß nicht mehr genau, wo ich die von Dir gewünschten Zahlen gelesen habe. Ich suche aber morgen gerne nochmal und schreibe Dir dann die Quelle auf. Mein Problem ist ja immer, dass ich viele Infos bzgl. Erkrankungen bei Menschen habe, bzgl. der Tiere dann aber doch immer wieder nachlesen muss.... Ich kann Deine Bedenken einer generellen Behandlung schon nachvollziehen, mir ist das Risiko aber einfach zu groß. Und dann muss man eben das Kosten-Nutzen-Risiko abwägen. Wenn einer meiner Tiere Würmer o.ä. hat, entwurme ich nie auch die anderen Tiere, sondern lasse ihren Kot untersuchen, aber da man die Giardien oft nicht nachweisen kann, ist mir persönlich diese Unsicherheit einer etwaigen weiteren Infektionsquelle zu groß. Ich glaube nicht, dass sich andere Hunde bei Lisa infizieren, nur weil sie an ihr riechen oder so. Aber mit meinen Tieren hat sie sehr engen Kontakt. Sie hat öfter im Garten ihren Kot gefressen (ohne dass ich es mitbekommen habe), dann Wasser getrunken. Aus diesem Napf trinkt z.B. auch Luna und auch die Katzen! Oder sie leckt die Katzen ab - schon ist auch hier eine Infektion möglich.

Derzeit frißt Lisa (toi, toi, toi) übrigens keinen Kot mehr... Sie bläht auch weniger. Das gibt mir doch Hoffnung....

LG Simone
Mit Zitat antworten
  #2 (permalink)  
Alt 15.05.2005, 11:19
Susi
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard Giardien

Hi Simone,

ich kenn andere Verbreitungszahlen für Giardien bei Mensch und Tier (erhoben von Labors und großen Kliniken), die besagen, daß in Mitteleuropa die Befallsrate bei Hunden bei 2-7% liegt (bei Katzen etwas höher), in manchen Tierheimen durch schlechte Hygiene auch bei 20%. Beim Menschen liegt die Rate unter 1%. In Amerika herrschen Verhältnisse vor, wie Du sie geschrieben hast, in Südeuropas Tierheimen kann man von einem Befall bis zu 100% ausgehen.

Welchen Test bezüglich des Nachweises hast Du machen lassen? Meines Wissens ist der AG-Test sehr zuverlässig, da er sehr sensitiv reagiert und auch einen Minimalbefall sicher nachweisen kann .

Hast Du mal drüber nachgedacht, den anderen Tieren eventuell "nur" Panacur zu geben und nur Lisa Metronidazol? Das Panacur ist besser verträglich und nicht ein ganz so arger Hammer.
Das Problem beim Metro. ist, daß es die Giardien nicht abtötet und diese sich häufig bei chronischem Befall und Behandlung mit Metro in die Gallengänge zurückziehen. Ein Faß ohne Boden also was die Behandlung einer chronischen Giardiose betrifft.
In vielen Fällen hat neben einer absolut kohlenhydratfreien Ernährung (KH = Hauptnahrung von Giardien) täglich eine Messerspitze reines Propolispulver übers Futter für 4 Wochen betreffende Hunde von Giardien befreit.
Mit Zitat antworten
  #3 (permalink)  
Alt 15.05.2005, 13:05
Benutzerbild von Simone
Kaiser / Kaiserin
 
Registriert seit: 16.02.2005
Ort: Nähe von Bonn
Beiträge: 6.724
Images: 14
Standard

Hi Susi,


also: Bei Lisa wurde der AG-Test gemacht, den ich nach der Behandlung auch bei allen Tieren erneut machen lassen werde. Jetzt habe ich die Behandlung ja bereits mit MEtro begonnen und werde es somit auch damit fortsetzen. Im Anschluss ist eine Weiterbehandlung mit einem sehr guten homöop. Mittel geplant (den Namen habe ich vergessen, teile ich aber gerne nächste Woche mit). Meine TÄ arbeitet ja hauptsächlich auch homöop. und hat große Erfolge damit erziehlt. Mir war dennoch vorher eine klassisch-chemische Behandlung lieber. Ich finde Naturheilkunde toll und arbeite auch sehr viel damit, aber bei einigen Krankheitsbildern ziehe ich - trotz Nebenwirkungen - die klassischen Medikamente (erst einmal) vor.

Obwohl der AG-Nachweis sehr gut ist, wird dennoch in der Humanmedizin empfohlen bei negativem Befund und fortbestehendem Verdacht auf eine Infektion Duodenalsekret (Sekretentnahme frühestens 8 h nach der letzten Nahrungsaufnahme) oder Jejunumbiopsien zu entnehmen. Das wollte ich meinen Tieren dann auch nicht antun... Auch der AG Test ist nicht wirklich sicher.

Als Beispiel ein Fall der Humanmedizin:
Fieber über 38 °C, Inappetenz und Gewichtsverlust zur stationären Aufnahme führten. Die klinische Untersuchung brachte keinen weiteren relevanten Befund. Laborchemisch zeigten sich erhöhte Entzündungsparameter. Serologisch fand sich kein Hinweis für eine Infektionskrankheit oder ein autoimmunologisches Geschehen. Blut- und Stuhlkulturen sowie die Harnkultur blieben negativ. Die bildgebende Diagnostik ergab keinen pathologischen Befund. Koloskopie und Gastroskopie waren makroskopisch weitgehend unauffällig. Die tiefe Duodenalbiopsie zeigte überraschenderweise eine massive Giardiasis des Duodenums. Nach Einleitung der Therapie mit Metronidazol waren Fieber sowie die Entzündungsparameter rückläufig, der Patient konnte am 15. Aufenthaltstag beschwerdefrei entlassen werden.

Ich kann leider die Zahlen, die ich genannt hatte, momentan nicht finden. Susi wird vermutlich mit ihren 2-7 % Befall bei Hunden in D recht haben. Ich denke aber, dass hier der Befall bei Welpen insg. höher ist und der von erwachsenen Tieren geringer und somit insg. einen Mittelwert darstellt. Wie dem auch sei, Lisa zählt nun einmal zu diesen wenigen Prozent. Aber nun weiß ich wenigstens was mit ihr los ist. Es ist doch schlimmer, wenn man merkt irgendetwas stimmt nicht und dennoch alle Untersuchungen unauffällig sind... Ich habe ihren Stuhl ja bereits vor einiger Zeit mal untersuchen lassen - ohne pathologisches Ergebnis...

Gruß, Simone
Mit Zitat antworten
  #4 (permalink)  
Alt 15.05.2005, 21:14
Benutzerbild von Simone
Kaiser / Kaiserin
 
Registriert seit: 16.02.2005
Ort: Nähe von Bonn
Beiträge: 6.724
Images: 14
Standard

Liebe Susi,

noch eine kurze Bemerkung bzgl. einer Bemerkung von Dir:

Zitat:
Panacur ist besser verträglich und nicht ein ganz so arger Hammer.
Das Problem beim Metro. ist, daß es die Giardien nicht abtötet und diese sich häufig bei chronischem Befall und Behandlung mit Metro in die Gallengänge zurückziehen
Woher hast Du diese Infos? Soweit ich weiß, ist Metro das Mittel der Wahl bei G., obwohl es auch hier leider schon Resistenzen gibt. Panacur ist vermutlich besser verträglich, aber dieses Medikament muss man 4-6 Monate nach der Behandlung erneut geben. Dies liegt daran, dass - wie Du schon schreibst - die Giardien sich in die Galle eines Lebewesens zurückziehen können und sie hier durch Medikamente, wie Panacur, die über den Darm wirken, nicht erreicht werden können!

Gruß, Simone
Mit Zitat antworten
  #5 (permalink)  
Alt 15.05.2005, 21:47
Susi
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard Giardien

Hi Simone,

nachdem ich mir den Wirkungsmechanismus beider Mittel durchgelesen habe, bin ich der Meinung, daß unter Panacur die Giardien keine Möglichkeiten haben, sich in die Gallengänge zu verziehen, weil die Fortbewegung erschwert wird und der Parasit abstirbt. Nach 2-3 Tagen wird er ausgeschieden. Die "Wiederholungsentwurmung" nach 4-6 Monaten scheint reine Prophylaxe zu sein.
Bei Metronidazol wird lediglich die Fortpflanzung gehemmt, Ernährung und Fortbewegung sind jedoch unbeeinträchtigt und deswegen können sich die Giardien auch in die Gallengänge zurückziehen. Die maximale Heilungsrate bei Metro beträgt lediglich 67% und es wird beschrieben, daß Reinfektion meistens schon nach kürzester Zeit erfolgen (weil die Zysten nicht abgetötet werden.

Alles nachzulesen unter http://vetpharm.unizch.ch
Mit Zitat antworten
  #6 (permalink)  
Alt 15.05.2005, 23:57
Benutzerbild von Simone
Kaiser / Kaiserin
 
Registriert seit: 16.02.2005
Ort: Nähe von Bonn
Beiträge: 6.724
Images: 14
Standard

Hi Susi,


ich habe mir Deinen link angeschaut, kann dort aber keinen Grund erkennen, wieso Metro nicht auf die Giardien im Gallengang wirken sollte. Metro ist ein Medikament, welches sich sehr gut im Gewebe verteilt und leicht durch Zellmembranen diffundiert. Wieso sollte es nur eine Wirkung im Darm zeigen? Anwendungsgebiete für Metro sind ja nicht nur die Giardien, sondern ebenso Infektionen durch anaerobe Bakterien etc. (insb. im Bereich HNO, weibl. Geschlechtsorgane, Magen-Darm-Kanal, Zahn-Mund-Kiefer Bereich o.ä.). Bei Metro ist es im Grunde egal, wo sich die Parasiten befinden. Metro wird zum Teil sogar über die Galle ausgeschieden. Das Problem bei Metro ist, dass sich leider Resistenzen gebildet haben und deshalb dieses Medikament nicht immer wirkt.

Weitere Infos über die Wirkart:
http://www-cgi.uni-regensburg.de/Stu...tronidazol.pdf

Bei Panacur (=Febendazol) treten leider auch immer häufiger Resistenzen auftreten) auf. Ich habe wenige genauere Infos über Panacur gefunden, aber das Problem ist meiner Ansicht nach, dass es über den Darm direkt auf die Parasiten wirkt und sich dort anreichert. Die Konzentration in den Gallengängen ist nicht entsprechend hoch und somit kann es hier zu einem Weiterbestehen der Parasiten kommen.

Beide Medikamente wirken nicht direkt tödlich für die Giardien. Metro hemmt zusammengefaßt die Nukleinsäuresynthese. Der Wirkstoff zählt zu den Nitroimidazolderivaten, die selbst nicht antimikrobiell wirken. Erst durch Stoffwechselvorgänge in den Mikroorganismen werden sie zu den eigentlich wirksamen Verbindungen, den Nitroderivaten, abgebaut. Diese interagieren mit der DNA und schädigen sie, so dass die Mikroorganismen absterben.

Panacur führt zu einer Hemmung der Polymerisation von Tubulin zu Mikrotubuli. Dadurch werden wichtige strukturelle Eigenschaften der Helminthenzelle beeinträchtigt, wie die Ausbildung des Zytoskeletts, die Spindelbildung bei der Mitose sowie Aufnahme und intrazellulärer Transport von Nährstoffen und Stoffwechselsubstraten. Als Folge kommt es zu einer Erschöpfung der Energiereserven mit nachfolgendem Absterben des Parasiten und seiner Expulsion nach 2-3 Tagen. Somit auch zu keinem sofortigen Tod.

Gruß, Simone
Mit Zitat antworten
  #7 (permalink)  
Alt 16.05.2005, 16:39
Susi
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard nochmal Giardien

Hi Simone,

da ich gerade arbeiten war, ab ich gleich mal in der Fachliteratur nachgeschaut.

Nach Niemand/Suter "Praktikum der Hundeklinik" Ausgabe 9; 2001 wird als Mittel der 1. Wahl bei einer Gardiose Fenbedazol (Panacur) genannt. Bei Fleischfressern hat es sich bei einer Wirksamkeitsrate von 90% dem Metronidazol als weit überlegen herausgestellt.
Dosiert werden sollte 50mg/kgKM über 3-6 Tage. Ggf. ist eine Wiederhohlung der Behandlung angezeigt bei starkem Infektionsdruck.

Eine Zoonose der wirtsspezifischen Giardien konnte bisher nicht nachgewiesen werden.

Auch wird der Gallengangsrückzug nicht beschrieben. Mist, das hätte mich echt näher interssiert, da ich auch in der Humanmed. nichts Spezifisches dazu finden konnte. Ich denke fast, daß der Rückzug durch das Metro., ähnlich dem Borrelienrückzug bei antibiotischer Behandlung, entsteht. Metro wird nur zu sehr geringen Teilen über die Galle ausgeschieden (laut Beipackzettel).

Nun gut, ich hoffe, daß sich die Therapie als wirksam erweist und alles ohne Rückfälle etc verläuft.
Alles Gute für Deine Vierbeiner
Mit Zitat antworten
Antwort


Forumregeln
Es ist dir nicht erlaubt, neue Themen zu verfassen.
Es ist dir nicht erlaubt, auf Beiträge zu antworten.
Es ist dir nicht erlaubt, Anhänge hochzuladen.
Es ist dir nicht erlaubt, deine Beiträge zu bearbeiten.

BB-Code ist an.
Smileys sind an.
[IMG] Code ist an.
HTML-Code ist aus.
Trackbacks are aus
Pingbacks are aus
Refbacks are aus


Ähnliche Themen
Thema Autor Forum Antworten Letzter Beitrag
Meine Lisa und Luisa Simone Fotos 25 01.08.2006 12:26
Lisa Simone Ernährung & Gesundheit 36 11.07.2006 09:03
Lisa - das Mobbingopfer Simone Allgemeines 10 04.03.2006 11:48
Lisa - der große Angsthase Simone Allgemeines 8 08.08.2005 12:43


Alle Zeitangaben in WEZ +2. Es ist jetzt 14:27 Uhr.


Dieses Forum läuft mit einer modifizierten Version von
vBulletin® - Copyright ©2000 - 2025, Jelsoft Enterprises Ltd.
Search Engine Optimization by vBSEO ©2011, Crawlability, Inc.

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22